Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
schrecklicher Beifall, und etwas bauschte sich in der Mitte von Larsens Hals. An der Schnittstelle von geröteter Haut und hellbraunem Hemd.
    Larsen griff auch danach. Seine Arme flogen spastisch zu beiden Seiten und sanken dann herunter.
    Sein Körper machte einen Satz nach vorn, fiel ins Gras.
    Gull war sieben Meter entfernt, starrte auf das Spektakel und schrie.
    Vogelrufe aus dem Lautsprecher.
    Ein Stillleben auf dem Monitor.
    Der Starbucks-Becher hatte sich nicht von der Stelle bewegt.
    Die Hintertür des Lieferwagens wurde aufgerissen, und Milo warf sich hinein.
    Leichenblass und schnaufend. »Jemand ist da oben«, keuchte er. »Muss eins der Häuser am Spalding sein, ein Garten. Muss ein Gewehr sein, ich konnte mich keinen Schritt von dem Wagen entfernen.«
    Diaz kam ins Führerhaus zurück, schob die Trennwand beiseite. »Unterstützung ist auf dem Weg. Muss ein Zielfernrohr gehabt haben. Alles in Ordnung?«
    »Ja, mir geht’s prima.«
    Sekunden später - siebzehn Sekunden, dem Monitor zufolge - hörte man die Sirenen.

45
    Bennett Hacker ließ sich problemlos knacken.
    Mit einem Berg von Beweisen konfrontiert, den Dwight Zevonsky, der neunundzwanzigjährige Ermittler von Medi-Cal in Betrugsfällen mit dem Aussehen eines Hippiestudenten und dem Auftreten eines Inquisitors, zusammengetragen hatte, verpflichtete sich der Bewährungshelfer zur völligen Offenheit gegen ein Schuldbekenntnis wegen Betrugs und schweren Diebstahls, das ihm eine Verurteilung zu sechs Jahren Haft in einem Bundesgefängnis eintrug. Außerhalb Kaliforniens und in seinem Interesse von anderen Häftlingen isoliert, weil Hacker mal Polizist in Barstow gewesen war, und früheren Cops erging es nicht gut hinter Gittern, auch denen nicht, die mit Knastbrüdern befreundet gewesen waren.
    Der Betrug war genauso abgelaufen, wie wir es uns gedacht hatten: Hacker und Degussa hatten sich auf die Suche nach Bewohnern der Übergangshäuser begeben, deren Namen als Patienten des Wachposten-Programms registriert werden konnten. Im Gegenzug erhielten die auf Bewährung Entlassenen kleine Geldbeträge oder Drogen oder manchmal gar nichts. Zunächst erschienen die Knastbrüder zu den Anfangssitzungen und einer Folgetherapie in den leer stehenden Räumen im Erdgeschoss. Später wurde dann auch dieser Vorwand fallen gelassen.
    In der Folgezeit hatte die Zahl der Patienten die der Bewohner der Übergangshäuser überschritten, wobei Degussa damit beauftragt war, neue Rekruten ausfindig zu machen.
    »Manchmal benutzten wir Drogen, manchmal erschreckte Ray die Junkies auch nur«, sagte Hacker. »Wenn Ray einen böse ansieht, kann das schon reichen.«
    Er lächelte und zog an seiner Zigarette. Er wusste, dass er einen guten Deal abgeschlossen hatte. Wahrscheinlich überlegte er sich schon, mit welchen Tricks er sich die sechs Jahre so angenehm wie möglich machen konnte.
    Milo und Zevonsky saßen ihm in dem Verhörzimmer gegenüber. Ich beobachtete die Szene durch den Einwegspiegel. Bevor er inhaftiert worden war, hatte man Hackers Kontaktlinsen herausgenommen und ihm eine billige Gefängnisbrille mit durchsichtigem Plastikgestell gegeben. Da sie eine Nummer zu groß war, rutschte sie ihm die Nase hinunter und ließ sein Kinn noch dürftiger aussehen. Die Figur, die er machte, war unheimlich: bösartiger Schwachkopf in blauer County-Kluft.
    Hacker versuchte die Geschichte so zu erzählen, als wäre er kein Protagonist. Degussa und »sein Partner« hatten zwei Drittel der Rechnungssumme erhalten, die unter Franco Gulls Namen eingereicht worden war - womit sie etwas mehr als zweihunderttausend Dollar während eines Zeitraums von sechzehn Monaten unter sich aufgeteilt hatten.
    »Ray war nicht glücklich damit«, sagte Hacker. »Er war der Ansicht, die anderen nähmen Millionen ein und er sollte mehr bekommen.«
    »Was hat er deswegen unternommen?«, fragte Milo.
    »Er hatte vor, mit ihnen darüber zu reden.«
    »Mit ihnen«, sagte Zevonsky, »meinte er...«
    »Die Psychoärzte - Koppel und Larsen.«
    »Sie hatten das Sagen.«
    »Es war ihr Ding. Sie hatten es sich einfallen lassen und kamen damit zu mir.«
    »Woher kannten Sie die beiden?«
    »Koppel sah mich öfter in dem Übergangshaus, das ihr gehörte. Wenn ich meine Schützlinge kontrollierte.«
    »Sie kam zu Ihnen«, sagte Zevonsky.
    »Das ist richtig.«
    »Und Ihre Aufgabe bestand darin …«
    »Einige Therapieformulare zu unterschreiben. Und ihr brauchbare Kandidaten zu präsentieren.«
    »Soll

Weitere Kostenlose Bücher