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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sicher, aber sie glaubt, das Opfer war eine Frau. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Nun ja, stell dir vor: Das Department ist endlich hinkend im Cyberspace angekommen.« Er klopfte gegen seinen Monitor. Der Hai und der Taucher lösten sich auf und machten diversen, willkürlich platzierten Symbolen Platz. Der Bildschirm war getrübt und hatte einen Sprung in einer Ecke. »Zumindest theoretisch. Dieser kleine Trottel bleibt gerne hängen - er ist eine Spende von einer privaten High-school in Brentwood, weil die Kids keine Verwendung mehr dafür hatten.« Er begann zu tippen. Der Computer machte Waschmaschinengeräusche und lud langsam. »Da wären wir, mein Junge. Jeder Mord innerhalb des Zuständigkeitsbereichs des Departments während der letzten fünf Jahre, aufgeführt nach Opfer, Datum, Abteilung und Status. Wahrscheinlich keine Pfählung, denn nach Pfählungen habe ich bereits gesucht … mal sehen, was uns der April bringt …«
    Er scrollte. »Ich zähle sechs … sieben Frauen. Fünf abgeschlossen, zwei offen. Fangen wir mit Westside-Fällen an, weil Koppels Praxis auf der Westside liegt. Wichtiger ist, dass ich nur ein paar Schritte gehen muss und die Akten in der Hand habe.«
    Ich überf log den Bildschirm. »Akte. Sieht so aus, als gäb’s nur eine in West L.A.«
    »Wäre das nicht zu einfach?«
    Das war es.
    Flora Elizabeth Newsome, einunddreißig Jahre alt, braune Haare und braune Augen, eins fünfundsechzig groß, achtundfünfzig Kilo schwer. Eine Lehrerin an der Canfield Street School, die an einem Sonntagmorgen mit Stich- und Schusswunden in ihrer Wohnung in Palms gefunden wurde. Sie war seit mindestens zwölf Stunden tot gewesen.
    Dr. Mary Lou Koppel war von Detective II Alphonse McKinley und Detective II Lorraine Ogden am 30. April befragt worden. Dr. Koppel hatte nicht mehr zu bieten als die Tatsache, dass sie Flora Newsome wegen »Angstzuständen« behandelt hatte.
    Ungelöst.
    Ich las den Obduktionsbericht. »Erstochen und erschossen mit einer 22er. Wäre es nicht interessant zu wissen, ob die ballistischen Daten übereinstimmen? Und Erstechen ist nicht so weit von Pfählen entfernt.«
    Milo lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich kann immer darauf zählen, dass du Farbe in mein bestürzend eintöniges Leben bringst.«
    »Betrachte es als Therapie«, sagte ich.
    Detective Alphonse McKinley war zur Metro Squad im Parker Center versetzt worden. Detective Lorraine Ogden saß ein Stück den Gang hinunter und versuchte, Sinn in das Kauderwelsch zu bringen, das der Computer ihr auftischte.
    Sie war ungefähr fünfunddreißig, eine große, breitschultrige Frau mit kurzen, dunklen, grau gef leckten Haaren und einem entschlossenen Unterkiefer. Sie trug eine orangeund cremefarbene Paisleybluse, eine braune Hose und cremefarbene flache Schuhe. An der einen Hand einen Ehering und einen halbkarätigen Diamanten. An der anderen einen High-School-Ring.
    »Milo«, sagte sie und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Ihr Bildschirm füllte sich mit Zahlenreihen. »Dieses Ding kann mich nicht leiden.«
    »Ich glaube, du bist gerade in eine Schweizer Bank eingebrochen.«
    »Das glaube ich nicht. Was gibt’s denn?«
    Milo stellte mich vor. »Ich hab Sie schon mal hier gesehen«, sagte Lorraine Ogden. »Liegt irgendwas psychologisch im Argen?«
    »Immer«, erwiderte Milo, »aber das hier ist beruflicher Natur.« Er erzählte ihr von den Morden am Mulholland und den Parallelen zum Fall Flora Newsome.
    »Dieselbe Therapeutin«, sagte sie. »Das kann man eine Parallele nennen.«
    »Eine 22er wurde bei jedem Opfer benutzt. Eins unserer Opfer wurde gepfählt, und deins wies Messerstiche auf.«
    »Inwiefern gepfählt?«
    »Eisenstange durchs Brustbein.«
    »Flora war ziemlich übel zugerichtet. Das Messer ist ihr auch in die Brust gerammt worden.« Ogden biss sich auf die Unterlippe, und ihr Mund wurde breiter. »Ich hab keinerlei Fortschritte bei ihr gemacht. Wäre das also nicht schön?«
    »Ich hab mir die Akte gezogen, aber wenn du Zeit hast, würde ich gern was darüber hören, Lorraine.«
    Ogden funkelte den Bildschirm an und schaltete den Computer aus. Sie griff hart zu, und die Maschine zitterte. »Mein Sohn sagt, das soll ich nicht tun, ohne mich an die richtigen Schritte zu halten. Er sagt, dadurch kommt Müll ins System. Aber ich bekomme sowieso nur Müll.«
    Sie stand auf. Eins dreiundachtzig in Schuhen ohne Absätze. Wir drei verließen das Großraumbüro der Detectives und traten in den Korridor.
    »Wie

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