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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wir die Mutter danach fragten, war sie überrascht. Flora hatte ihr nicht erzählt, dass sie wegen irgendwelcher Dinge therapiert wurde. Al und ich haben Dr. - wie hieß sie doch gleich?«
    »Koppel.«
    »Richtig, Dr. Koppel. Wir sprachen mit ihr am Telefon, sie sagte, sie hätte Flora nur ein paarmal gesehen, was mit dem Scheckbuch konform ging. Sechs Zahlungen innerhalb von drei Monaten. Sie wollte nicht ins Detail gehen - Vertrauensschutz der Patienten. Wir sagten ihr, dass Tote dieses Privileg verlieren, worauf sie antwortete, dass sie das wüsste, aber es gäbe nichts zu erzählen. Sie klang ziemlich mitgenommen und sagte, sie wäre gerade von einem Kongress zurückgekommen. Ist irgendetwas nicht ganz astrein mit ihr?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Milo. »Wie du gesagt hast, der Mörder könnte einer ihrer anderen Patienten sein. Hast du eine Ahnung, warum Newsome eine Therapie gemacht hat?«
    »Ich glaube, Koppel sprach von ›Anpassungsproblemen‹. Irgendwas in der Richtung. Ich weiß noch, dass sie abstritt, es wäre etwas mit Floras Persönlichkeit nicht in Ordnung. Wir fragten sie nach möglichen Beziehungen zu Irren oder üblen Typen, und sie sagte, Flora habe nie über so was gesprochen. Sie nannte uns eine Diagnose - Anpassungsschwierigkeiten …«
    »Anpassungsstörung mit Angstattacken?«, fragte ich.
    »Das klingt richtig. Es lief darauf hinaus, dass Flora unter Stress gestanden hatte - der Druck wegen ihres Probejahrs an der Schule, als sie begriff, dass sie Lehrerin werden würde mit all der Verantwortung, die damit verbunden war. Sie hatte außerdem finanzielle Probleme wegen der Jahre, die sie nicht gearbeitet hatte, um studieren zu können.«
    »Finanzielle Schwierigkeiten«, sagte Milo, »aber sie drückt alle zwei Wochen hundert Dollar an Koppel ab.«
    »Koppel sagte, damit hätte sie ihr bereits einen Rabatt eingeräumt. Sie hätte ihr Honorar halbiert und wäre einverstanden gewesen, Flora jede zweite Woche kommen zu lassen anstatt wöchentlich.«
    »Um Flora einen Gefallen zu tun.«
    »Im Grunde ja«, erwiderte Ogden. »Koppel sagte, einmal pro Woche wäre normalerweise das Minimum, wenn man von einer Therapie profitieren wolle, aber sie hätte für Flora eine Ausnahme gemacht. Stimmt das, Dr. Delaware? Gibt es ein Minimum?«
    »Nein.«
    »Nun ja«, sagte sie, »das war jedenfalls Koppels Ansicht.« Eine ihrer Hände lag auf der anderen. Sie war eine große Frau, aber ihre Hände waren feingliedrig, die Hände einer Klavierspielerin. »Sie machte eine große Sache daraus - wie weit sie Flora entgegengekommen war. Ich erinnere mich, wie ich gedacht habe, dass sie hauptsächlich von sich sprach, nicht von Flora.«
    »Sie hat ein ziemliches Ego«, erklärte Milo. »Sie macht die Runde durch die Talkshows im Radio.«
    »Tatsächlich?«, sagte Ogden. »Ich höre nur The Wave, schönen, angenehmen Jazz nach einem Tag voller Mord und Totschlag. Hast du schon mit ihr gesprochen?«
    »Dr. Delaware.« Er sah mich an.
    Ich fasste das Gespräch zusammen.
    »Klingt ganz so, als hätten Sie auch nicht viel von ihr zu hören bekommen.«
    »Vielleicht hatte sie nicht viel zu bieten «, sagte Milo. »Dr. D. fragt sich, ob Koppel es sich mit unserem Opfer nicht eventuell ein bisschen leicht gemacht hat - Oberflächentherapie. Wir werden uns auf jeden Fall noch mal mit ihr unterhalten. Dieser Zufall ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Gibt es sonst noch was über Flora, das wir wissen sollten?«
    »Ich denke nicht.«
    »Der Freund war nie im Gespräch?«
    »Brian Van Dyne«, sagte Ogden. »Lehrer an derselben Schule, ein paar Jahre älter als Flora. Am Abend des Mordes ist er mit zwei Freunden zu einem Spiel der Lakers gegangen, dann haben sie irgendwo zu Abend gegessen und sind in zwei Bars gewesen. Seine Aussage wurde in allen Punkten bestätigt. Die Freunde haben ihn nach zwei Uhr morgens vor seiner Wohnung abgesetzt. Ich habe ihn nie für unseren Mann gehalten, aber wir haben ihn trotzdem an den Lügendetektor gehängt und einem Paraffintest unterzogen, nur um ganz sicherzugehen. Keine Pulverrückstände an seinen Händen, aber dieser Test war ungültig, weil zu viel Zeit verstrichen war. Den mit dem Lügendetektor hat er mit fliegenden Fahnen bestanden.«
    »Warum haben Sie ihn nicht als Täter in Betracht gezogen?«, fragte ich.
    »Er schien tief erschüttert durch Floras Tod, völlig am Boden zerstört. Seine Freunde sagten, er wäre bei dem Spiel und danach bester Laune gewesen. Alle,

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