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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hinterlassen haben. Ihre Heimlichtuerei finde ich ebenfalls merkwürdig. Deswegen vermute ich, dass die Morde irgendwie mit den fünfzigtausend zu tun haben. Vielleicht sogar mit der Bank.«
    Lucas beugte sich ein wenig vor. »Wie meinst du das?«
    »Als Hunter noch am Leben war, sind wir jeden April zu einer Werbeveranstaltung fürs Militär nach Las Vegas gefahren«, antwortete sie. »Hier ist es zu dieser Jahreszeit noch kühl und feucht, doch in Las Vegas kann man bei trockenem, warmem Klima prima ein paar Tage ausspannen. Hunter traf sich mit seinen Ansprechpartnern vom Militär, während Francie und ich uns eine schöne Zeit machten. Hunter nahm nie viel Bargeld mit, sondern richtete ein Konto beim Hotel ein. Wenn Francie und ich was brauchten, ließen wir es einfach davon abbuchen. Und wenn wir Lust hatten, holten wir uns ein paar Chips und gingen an die Spieltische.«
    »Ach.«
    Sie drohte ihm spielerisch mit dem Finger. »Wie würde
man es anstellen, fünfzigtausend Dollar in bar von eigenen Konten abzuziehen, ohne dass jemand etwas merkt?«
    »Da gäb’s wahrscheinlich mehrere Methoden.«
    »Ja, wahrscheinlich. Eine, die Frances gekannt hätte, sieht folgendermaßen aus: Man schickt Schecks im Gesamtwert von fünfzigtausend Dollar an zwei oder drei der großen Casinos in Las Vegas, um ein Konto einzurichten, und dann fliegt man hin, besorgt sich von dem Geld auf dem Konto Chips und tauscht die in Hundert-Dollar-Scheine um. Auf diese Weise könnte man gut und gern acht- bis zehntausend Dollar täglich, verteilt auf mehrere Casinos, schaffen. Davon würde niemand erfahren, und es würde auch niemanden interessieren. Am Ende bekäme man lediglich dreimal jährlich Anrufe von den Hotels, die einem ein Gratiszimmer anbieten.«
    »Es hätte also einfachere und diskretere Möglichkeiten gegeben, an Bargeld heranzukommen, als über ein geheimes Konto.«
    »Nicht nur das: Da Frances diese Methode kannte, hätte sie sich keine neue ausdenken müssen. Vermutlich hat sie die Bank aus einem bestimmten Grund benutzt. Vielleicht wollte sie Spuren hinterlassen.«
    »Und was schlägst du nun vor?«, fragte Lucas.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin keine Detektivin, und ich muss eine Beisetzung vorbereiten und folglich dich bitten, der Sache mit dem Geld weiter nachzugehen. Die Militärtypen in Las Vegas haben immer gesagt: Wenn irgendwas merkwürdig aussieht, soll man überprüfen, ob Geld im Spiel ist. Sprich noch mal mit den Leuten von der Bank und mit Frances’ Freunden. Ich überlege die ganze Zeit: Wozu hat sie das Geld gebraucht? Wieso konnte sie nicht einfach einen Scheck ausstellen? Oder mich einen ausstellen lassen?«
    Lucas sah sie an. »Das sind also deine Nachtgedanken?«

    »Ja. Wirst du ihnen nachgehen?«
    »Ja, gleich heute.«
     
    Und das tat er auch.
    Seine Sekretärin Carol, die mehrfach in sein Büro schaute, fragte: »Was machen Sie?«
    »Ich denke nach.«
    »Hm. Könnten Sie …?«
    Er wehrte ab. »Nein, jetzt nicht. Kommen Sie später wieder.«
    Nach einer Weile streckte sie erneut den Kopf zur Tür herein, um sich nach seinem Bein zu erkundigen.
    »Fühlt sich nicht sonderlich gut an«, antwortete Lucas. »Wahrscheinlich muss ich mir als Heilmittel ein hübsches junges Mädchen suchen.«
    »Dann geh ich mal lieber wieder«, lautete Carols Kommentar.
    Als er bei seinen Überlegungen gegen Mittag auf das Offensichtliche stieß, wählte er sofort Alyssas Handy-Nummer.
    »Ich brauche Fotos von Frances«, sagte er.
    »Ich lege ein paar für dich bereit. Wegen dem Geld?«
    »Ja. Die Angelegenheit würde sich deutlich einfacher gestalten, wenn sie mit irgendeinem Loser liiert gewesen wäre.«
    Nach dem Gespräch mit Alyssa rief er den stellvertretenden Leiter der Riverside State Bank an. »Könnten Sie mir den Namen Ihres Mitarbeiters verraten, der das Konto für Frances Austin eröffnet hat?«
    »Klar. Dauert nur eine Minute.« Kurz darauf meldete er sich wieder. »Emily Wau. Sie leitet jetzt die Filiale in Maplewood und hat heute Dienst.«
    »Geben Sie mir ihre Nummer«, bat Lucas.

     
    Lucas fuhr nach Sunfish Lake und stellte den Wagen in der Auffahrt ab. Alyssa hatte ein Dutzend Fotos für ihn herausgesucht.
    »Du kriegst sie zurück, so schnell es geht«, versprach Lucas. »Vielleicht bei der Trauerfeier?«
    »Nicht nötig - sie hatte Abzüge von allen.«
    »Ich bringe sie dir trotzdem.«
     
    Emily Wau war asiatischer Herkunft, eine zierliche, zupackende Frau mit gewinnendem Lächeln und

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