Im Sog Des Boesen
brauchen wir neue. Am besten in Freizeitkleidung, ohne speziellen Hintergrund. Falls Sie Alyssa
Austin vor einem ihrer Wellness-Center aufnehmen, müssen Sie den Hintergrund verändern. Es sollten Frontal- und Seitenansichten sein, vom ganzen Körper.«
»Wenn nötig, bearbeite ich sie mit Photoshop.«
»Das Problem ist nur, dass Alyssa Austin in Sunfish Lake wohnt und Ihre Tarnkappe dort nicht funktioniert.«
»Ich tue mein Bestes«, versprach Jackson. »Bis morgen.«
Der nächste Schritt der Ermittlungen bestand darin, unauffällig die Person zu identifizieren, die das Konto eröffnet hatte. Lucas zeichnete Schriftstücke für Carol ab, erledigte weiteren Papierkram und machte sich dann auf den Weg zum Apartment.
Auf halber Höhe der Treppe hörte er ohrenbetäubende Rockmusik. Als er die Tür öffnete, sah er, dass Del, die Füße auf dem Tisch, Heathers Wohnung zu den Klängen von AC/ DCs »All Night Long« mit dem Fernglas beobachtete.
»Sie läuft rum«, informierte Del Lucas.
»Wie - sie läuft rum?«
»Sie macht sauber und singt dabei.«
»Wird ihr ganz schön die Stimmung verhageln, wenn wir ihren Alten hopsnehmen«, meinte Lucas, schaltete das Radio aus und zog sich einen Stuhl heran. »Im Fall Austin bin ich ein Stück weitergekommen.«
»Ja?«
Lucas erzählte ihm von den fünfzigtausend Dollar. »Niemand weiß, wofür Frances die brauchte oder warum sie sie sich so beschafft hat. Weshalb ich glaube, dass nicht sie das Geld abgehoben hat, sondern jemand anders. Dieser Jemand hat ein Bankkonto in ihrem Namen eröffnet und Fidelity dazu gebracht, Geld darauf zu überweisen.«
»Bei der Eröffnung eines Kontos muss man einen Ausweis vorlegen, zum Beispiel einen gültigen Führerschein, und ein zweites amtliches Dokument.«
»Stimmt«, erwiderte Lucas. »Was heißt, dass der Betreffende sich einen gefälschten Führerschein besorgen musste, was heutzutage gar nicht mehr so leicht ist. Was kostet so was auf der Straße?«
Del zuckte die Achseln. »Ein Ausweis, den ein Barkeeper akzeptiert, dreihundert. Einer, den man einem Cop zeigen kann, fünfhundert. Und einer, mit dem sich ein Automat austricksen lässt: keine Ahnung.«
»Die Bankangestellte hat den Ausweis bei der Kontoeröffnung nicht mit Hilfe eines Automaten überprüft«, sagte Lucas. »Wahrscheinlich hat sie kaum einen Blick darauf geworfen.«
»Und was ist mit dem zweiten Dokument?«
»Angenommen, Frances Austin, frischgebackene Millionärin, erhielt einen oder mehrere bereits abgesegnete Kreditkartenanträge mit der Post.«
»Vorstellbar.«
»Wenn jemand aus ihrem engsten Umfeld - ein Freund in ihrer Wohnung, die Haushälterin in Sunfish Lake oder jemand anders, der alle relevanten Daten kannte - eines dieser Formulare ausgefüllt und eine solche Karte beantragt hätte …? Die Karte wäre anstandslos geschickt worden und sofort einsatzfähig gewesen, und Frances hätte nichts davon mitbekommen, weil sie nie benutzt wurde. Das wären die beiden erforderlichen Dokumente: Führerschein und Kreditkarte.«
»Denkbar«, sagte Del.
Lucas nahm den Feldstecher in die Hand, blickte hinüber zu der Wohnung von Heather Toms und legte ihn wieder weg, als er sie nirgends entdecken konnte. »Sogar wahrscheinlich. Ein ziemlich alter Trick in neuem Gewand.«
»Und dann hätte man sie umgebracht, um die Sache zu kaschieren.«
»So weit bin ich noch nicht«, sagte Lucas. »Der Mord
könnte auch spontan erfolgt sein. Sieht für mich jedenfalls so aus. Nehmen wir mal an, es war die Haushälterin. Sie will gerade nach Hause gehen, als Frances auftaucht. Die hat tatsächlich einen Blick auf ihr Konto bei Fidelity geworfen, sich zusammengereimt, was passiert ist, und stellt sie zur Rede. Es kommt zum Streit … Und das Messer liegt zufällig da.«
»Klingt plausibel.«
»Es gibt nur ein klitzekleines Problem. Die Haushälterin hat ein ziemlich gutes Alibi. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Auto, auf die ich mir keinen Reim machen kann. Außerdem: Würde jemand wirklich das Risiko eingehen, sich in einer Bank in St. Paul als Frances Austin auszugeben, wenige Monate, nachdem deren Name und Foto wegen dem Tod ihres Vaters in allen Zeitungen war?«
»Dazu wäre jedenfalls Mumm nötig«, erwiderte Del.
»Sehr viel sogar«, pflichtete Lucas ihm bei und fügte mit einem Blick über die Straße hinzu: »Wow!«
Del drehte sich um, und Lucas hob das Fernglas an die Augen. Heather Toms war gerade zur Wohnungstür gegangen, um einen groß
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