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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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hatte, ertönte ganz plötzlich, wie aus dem Nichts. Sie wusste, dass ich diese Welt bestehlen wollte und sie würde alles tun, mich aufzuhalten, ich konnte es spüren. Der grundsätzliche Gedanke, dass diese Kreatur lediglich meiner Einbildung entsprang stellte sich gar nicht erst. Der Lärm, den sie veranstaltete war so real wie ich selbst, also spurtete ich los, rannte durch die weitläufige Halle auf die rettende Tür zu. Ich musste diese Tür erreichen, vielleicht konnte ich die Konfrontation vermeiden, wenn ich nur schnell genug war. Als ich die Tür erreicht hatte, zog ich schnell den Schlüssel ab, sprang in den Raum und warf die Tür mit einem Knall zu. Mit einer gezielten Bewegung steckte ich den Schlüssel ins Türschloss und drehte ihn um. Ich hörte, wie das Schloss einrastete und fühlte mich augenblicklich sicherer, was nicht vermied, dass ich mit einem Schreck zurücktaumelte, als die Bestie gegen die Tür rammte. Sie war mit brachialer Kraft einfach dagegen gelaufen, nichts schien sie aufzuhalten. Putz rieselte aus dem Türstock und prasselte auf den Steinboden. Ich zog schnell den Schlüssel wieder ab und steckte ihn ein, damit ich ihn nicht verlor, das Untier hingegen kannte keine Rast, nahm Anlauf und trampelte erneut auf die Tür zu. Vor meinem inneren Auge sah ich das Biest vor mir, ihre unzähligen behaarten Beine, wie sie mich mit ihren drei Augen anstarrte, aus dem, mit vier scharfen Zahnreihen ausgestatteten Mund sabberte und nach meinem Leben trachtete. Jetzt konnte ich sicher sein, dass die Bestie immer dann auftrat, wenn ich diese Welt nicht ohne einen Gegenstand meiner Wahl verlassen wollte. Es war wohl ein ungeschriebenes Gesetz, ein Verbot für all jene, die in der Lage waren, diese Welt betreten zu können, falls es außer mir überhaupt noch andere gab, denn außer dieser Bestie hatte ich niemals ein anderes Lebewesen gesehen, während ich hier war. Mit einem weiteren Donnerschlag rammte sie die Tür, ich erschrak erneut und lief ins Badezimmer um durch den Spiegel zurück zu gehen, doch als ich es betrat, begriff ich mein Dilemma. Der Waschraum war bitterkalt, augenblicklich fröstelte es mich und ich begriff, dass der Rückweg versperrt war, der Spiegel nur noch ein Spiegel und kein Tor auf die andere Seite, der Grund war klar. Etwas wollte mich davon abhalten, mit Gegenständen zurückzukehren, die mir nicht zustanden und mir ging nur ein einziger Gedanke durch den Kopf: Was jetzt?
     
    Der Knall, den ich als nächstes vernahm, schlug die Tür aus den Angeln. Mit lautem Getöse brach sie in den Schlafraum und krachte auf den Steinboden. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, ich ersparte mir die Mühe, auch noch das Badezimmer zu verschließen und wartete auf die Konfrontation. Sekunden später stand sie im Türrahmen, mein Glück war, dass sie zu groß und zu breit war, um hineinzugelangen. Sie stand starr vor dem Türstock, beugte den Kopf herunter und sabberte, fletschte die Zähne und starrte mich an. Ich hielt die Pistole sowie den Schlüssel in die Höhe und zeigte ihr die kalte Schulter.
    „Ist es das, was du willst?“, sagte ich laut und klimperte dabei mi t dem Schlüssel, indem ich ihn gegen die Pistole schlug. Die Kreatur schlug die Zähne aufeinander und verursachte ein Gänsehautgeräusch. Ihr Maul weit aufgerissen, wartete sie offensichtlich darauf, dass ich ihr das Zeug in den Rachen warf. Ich reagierte sofort und schleuderte die Gegenstände von mir. Viel zu tief für das Scheusal, die Teile rutschten über den Boden unter ihr hindurch, das Biest zuckte zurück, drehte sich um und verfolgte die Sachen wie ein Hund das Stöckchen. Währenddessen drehte ich auf dem Absatz herum und starrte durch den Spiegel auf die andere Seite. Das Tor stand wieder offen und ich trat eilig hindurch. Mit einem Kälteregen glitt ich durch die Dimensionen und landete in der Hitze der realen Welt. Hier herrschten wenigstens dreißig Grad Celsius, was in dieser Wüste schon eisig war, außerhalb dieser dicken Mauern waren es bestimmt mindestens zehn Grad mehr. Ich schüttelte mich und rieb mir über die Arme, meine Gänsehaut war völlig verwirrt durch die Temperaturschwankungen, denen ich auf dem Weg durch die Dimensionen ausgesetzt war.
    Jetzt hatte ich den ultimativen Beweis dafür, dass allein die Bestie für den Verbleib aller Gegenstände von der anderen Seite zuständig war. Sie hatte sicher schon bemerkt, dass ich ihr den Schlüssel zum Badezimmer zugeworfen hatte und nicht den

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