Im Stein
das Leute sagen. Dass er dann dichtmachen muss. Aber das Geld fließt und fließt. Die kleinen Muschis von der Straße bringen so viel Geld, wie er sich das vorgestellt hat. Noch ein paar Monate, und er kann mit der Kohle abhauen und woanders investieren oder sie verprassen. Es ist eine Frage der Zeit. Und die Zeit ist gut zurzeit. Weil: Chaos auf den Straßen. Er weiß genau, wo sie sich rumtreiben. Er hat seine Quellen auf der Straße, ohne dass die wissen, was läuft. Er muss nur zugreifen bei den kleinen Fotzen. Was soll er sagen, die hängen eh nur im Dreck. Er hat einen Freund bei den Bullen, und das ist der Faktor. Seine Kontakte rennen ihm die Bude ein. Der Markt explodiert in der Stadt, aber er ist die Ausnahme. Hat mit dem Markt an sich nichts zu tun. So wie die mit ihm nichts zu tun haben wollen. Die »Bild« druckt seine Annonce genauso wie die anderen Annoncen. Und der Faktor ist die Mund-zu-Mund-Propaganda. Über die Mund-zu-Mund-Behandlung. Deswegen ist seine Wohnung der Bestseller. Und deswegen fließt das Geld, dass er stolz drauf ist, dass er das alles so aufziehen kann. Dass er diese kleinen Muschi-Wracks von der Straße aufliest. Da soll ihm mal einer sagen, wo die sonst landen würden. Und wenn er die einreitet, lernen die was fürs Leben. Und wenn er den Laden dichtmacht, können sie abhauen, wohin sie wollen!
Natürlich hat er die Gunst der Stunde genutzt. Und da kann ihm keiner was erzählen!, denn die, die kommen und gutes Geld bezahlen, suchen doch so oder so! Und da kümmert er sich um die Mädels noch am besten. Und was die erzählen und lügen, wie alt die sind. Und wenn er den Laden zumacht und verschwindet, geht’s keiner von denen schlechter als zuvor. Aber sicher nicht!
Die Sache ist die, dass er verschwinden muss. Bald. Die Kohle einsacken und verschwinden. Aber das Geld fließt und fließt. Und sein Bulle sagt, dass alles in Ordnung ist. Weil er frei bumsen kann. Der Bulle. Weil er diese eine, die Jüngste, am liebsten bumst. Er weiß genau Bescheid, über die Drecksauen, die bei seinen kleinen Fotzen ein und aus gehen. Es gibt paar Leute aus der Szene, die nicht seine Szene ist, die ihn fragen, was da so läuft bei ihm. Das Übliche, sagt er, Weiber, die jünger aussehen, als sie sind. Und dummes Geschwätz, kennt ihr ja. Lügen. Verleumdung.
Und weil er auch noch eine andere Wohnung betreibt, wo die Weiber nicht so jung sind, geht das alles seinen Gang. Und weil die Männer gerne zu seinen jungen Fotzen kommen und gar nicht aufhören können, zu seinen jungen Fotzen zu kommen. Die Männer, von denen er genau weiß, dass sie die Gesetze machen und vertreten und investieren in dieser dunklen chaotischen Stadt. Anwälte, Justiz, Immobilien-Haie, Walfische, Ex-Stasis, Politik. Seine Versicherungen. Winter dreiundneunzig, er schleppt das Geld zur Bank.
Wenn ich nicht so nett wäre, würde das gar nicht laufen. Ich gehe doch in kein Schlafzimmer und sage: »Heh, Mädchen, komm mit!« Die sind am Ende. Wurden vorher schon durchgefickt. Wenn ich sage »Rudelbumsen!«, wissen die genau, was ich meine. Und wenn die mit »Lutschen« und »Arschficken« anfangen, staune ich selbst. Das muss doch jeder kapieren in der heutigen Zeit, dass es da nur ums Geld geht. Ich meine, wir sind in der Zone. Und vor allem in der Zeit nach der Zone. Da gibt’s genug Möglichkeiten für jeden und für jede. Kann mir keiner was erzählen von Ausbeutung. Eben nicht. Ich hab gelernt, und ich bin sicher kein Lamm, wenn das jemand versteht. Ich steck den Schwanz in die Fotzen rein, damit die wissen, was heute so geht, was heute so los ist. Was soll denn das? Die klauen und flittern auf der Straße rum, und ich sorg dafür, dass das bisschen organisiert ist. Was weiß ich denn, wie alt die sind, denn die lügen, lügen, wenn sie ihr Fotzenmaul aufmachen. Dass ich jemanden geschlagen habe, ist die Ausnahme. Und das reißen die so gerne auf, kann ich nur immer wieder sagen.
»Grummel … grummel … Wo mag er nur hingegangen sein?«
»Alle Mann Herrn Düsentrieb suchen gehen! Los!«
»Ich bin aber müde!«
»Du bist immer müde, wenn’s drauf ankommt!«
Ich kann nur noch zurück. Weil ich nicht mehr kann. Ich habe schon längst aufgehört zu zählen.
Er hat gesagt, wenn er mich anfassen darf und wenn ich ihn anfasse, kann ich mit nach Chemnitz. Der vom Flohmarkt. Ich denke jetzt oft an meine Mutti. Und ich will die Tablette, die er uns manchmal gibt. Der. Und ich will meine Comics, weil ich nur noch
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