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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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sind, »indeed, it is difficult to understand …«, ja, das verstehst du und willst sprechen und öffnest den Mund und spürst, dass du trinkst, während du sprechen willst, und sinkst zurück auf der kleinen Bank …, »to understand the world as it is …« Der Mann spricht langsam und mit rollendem R, er blickt beim Sprechen auf den kleinen Tisch mit den Gefäßen und Schalen, graue Haare hängen in seine Stirn.
    »Die Welt«, willst du sagen, weil du verstehst, zu verstehen glaubst, und deine Brust wird nass, und die Schale rutscht leer auf den Boden, und du legst die Beine zur Seite und bewegst den Arm und bewegst die Hand, damit er geht, »Wer bist du?«
    »Although it seems true, it is not, and although it seems false, it is not.«
    Du sitzt in einem Zimmer. Der Schlüssel mit dem großen Plastikanhänger vor dir auf dem Tisch. Zwei andere Schlüssel daneben. Silberne Anhänger, die kugelförmig enden, wie Miniatur-Schlagstöcke. Eine Chipkarte in einem kleinen Pappschuber. Eine Nummer darauf. Du blickst aus dem Fenster.
    Ein Park gegenüber. Schnee auf den Bäumen, Türme hinter dem Park, hinter den Bäumen, weit weg oder ganz in der Nähe, die Entfernungen verändern sich, Hochhäuser, die durch Brücken verbunden sind, Gänge aus Glas. Ein tempelartiger Flachbau mit geschwungenem Dach zwischen dem Weiß und dem Grün des Parks, denn die Bäume sind nicht kahl, Winter in dieser Stadt, aber Tage, daran erinnerst du dich jetzt, die nach Frühling rochen, die Luft plötzlich mild, und der Himmel klar, kein Grau mehr, aus dem der Schnee nass auf dein Gesicht fiel, aber dann wieder ein eisiger Wind, der dich packte auf deinen Wegen durch die Nacht, durch die Neongassen, am Fluss entlang, durch leere Parkanlagen, die kleinen Wäldern glichen, wohin gehst du? Und was suchst du?
    Das Fenster ist geöffnet, du weißt nicht, wie lange du hier schon sitzt. Du starrst auf das gelbe Licht, das aus der Tür des Tempels zu dir dringt. Du nimmst den Fahrstuhl und fährst in die siebenundzwanzigste Etage, eine kleine alte Frau steht neben dir. Du liegst auf dem Bett, hast dich mit deinem Mantel zugedeckt, und das gelbe Licht des Tempels dringt durch die Gardinen. Sitzt dort nicht ein Mann an dem Tisch?, an dem du selbst eben oder irgendwann gesessen hast?, du blickst an die Decke, um ihn nicht sehen zu müssen. Aber du siehst ihn und kennst ihn. Und weißt, dass er nicht hier sein darf.
    »Keine Angst, ich bin allein gekommen.«
    Später fliehst du vor dieser Stimme. Du stehst in einer Halle, in einem ungeheuren Raum, Pachinko, Pachinko , das Dröhnen von Lautsprecheransagen, du blickst auf die Gesichter der Männer, der Spieler, die in endlosen Reihen in ihren Raumsesseln sitzen und in die Tiefen der Spiegel schauen, in denen silberne Kugeln durch ein Labyrinth aus Stahlstiften, Gassen, Klappen und Kanäle laufen, auf sich drehenden Scheiben, und neue Labyrinthe aus Tausenden von Stahlstiften entstehen, Urwälder aus Nägeln, du hast so ein Spiel noch nie gesehen, du läufst durch die Reihen der schlafenden Spieler, du läufst durch die Straßen deiner Stadt, stehst vor den Maschinen deiner ersten Spielothek, wirfst Geld ein, um zu testen, hörst das Rasseln im Schacht der Maschine, spürst, wie das Geld der Spieler in deinen Maschinen rotiert, zwei Spielotheken im Westen der Stadt, du sollst diese Stadt, die du doch kennst, erforschen , weiter und immer weiter, es führt kein Weg zurück , du siehst, wie du als junger Mann (……………………………………………………………………… ……………………………………) »Du musst nicht weglaufen, ich wollte doch nur einmal schauen, wie es dir geht«, (…………………. …………………………………), weiter und immer weiter, und du taumelst aus dem ungeheuren Raum, wie lange bist du durch das Labyrinth der Maschinen geirrt?, auf der Flucht vor der Stimme, »Nun haben wir beide hübsche Löcher in unserem Körper, nicht wahr?«, »Ich habe mit deinen Löchern nichts zu tun, Steinmann«, »Wie schön, dass sich noch einer an diesen dummen Namen erinnert, den sie mir gegeben haben. Aber die großen Immobilien waren frei, auch für dich, als ich weg war, nicht wahr?«, »Du bist nicht hier, du bist nicht tot«, und dann verstummte alles, verstummte alles, das Gewirr der Melodien, das Klimpern der Münzen, die Lautsprecheransagen, das Rattern der Kugeln, und die Spieler in den Raumsesseln drehten sich Richtung Gang und blickten

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