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Im Stein

Im Stein

Titel: Im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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FKK-Club betrifft …«
    »Die vielzitierte Wirtschaftskrise löste vor allem im Ostblock eine Art Völkerwanderung aus. Die Frauen kommen aus Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen, den russischen Teilstaaten, also den ehemaligen, und natürlich ist auch die Arbeit im FKK-Club, und das ist jetzt nur ein Beispiel, für sie immer noch ein guter Geldverdienst. Ich will mich da jetzt auch nicht drauf einschießen, denn dieses Modell gibt es schon seit vielen Jahren. Und nicht dass wir uns missverstehen, in meinen Clubs arbeiten natürlich Frauen aller Nationen, auch Ostblock, und dagegen ist auch nichts einzuwenden, im Gegenteil, solange die Mischung stimmt. Es gibt Gäste, die bevorzugen die deutschen Mädchen, andere lieben die Exotik oder die Tiefe der russischen Seele. Wie sieht das bei dir aus?«
    »Ach, ich habe da jetzt keine speziellen Vorlieben.«
    »Setz dich doch nachher einfach mal runter und genieße die Atmosphäre.«
    »Was würdest du eigentlich sagen, wenn ich jetzt zu dir komme und sage: Du, ich habe da ’ne kleine Immobilie am Stadtrand im Auge, da möchte ich gerne ’n kleinen Nachtclub eröffnen. Vier, fünf Zimmer, Barbetrieb, vier, fünf Mädchen …«
    »Wenn du denn welche findest.«
    »Ungarn, Tschechen, Polen, sagst du …«
    »Schlag dich mit den Behörden rum, würde ich sagen, und wundere dich nicht, wenn du häufig Besuch kriegst.«
    »Wie meinst du das?«
    »Stell dir das alles nicht so einfach vor, ich bin nicht der einzige Mann in der Branche in unserer kleinen großen Stadt.«
    »Das war jetzt auch nur was wäre wenn .«
    »Wer wird Millionär. Der Markt würde dich schnell wieder ausspucken, ohne dass irgendjemand einen Finger rühren müsste. Du bräuchtest Beziehungen, Kontakte, Security, da würdest du nichts finden auf die Schnelle. Es wäre nicht möglich. Mehr will ich dazu nicht sagen.«
    »Es ist gleich eins.«
    »Du solltest mein Agent werden. Hast du noch viele Fragen?«

    In den Spiegeln flimmern die Bilder der Nacht. Weißt du eigentlich, woher der Begriff »Rotlicht« kommt? Alice hat einen Tag frei. Sie macht einen Ausflug zu ihrer Mutter. Mit ihrer Tochter. Die wird bald fünf. In vier Tagen ist Sommerfest im Club der Engel, draußen auf dem Hof wird ein mobiler Swimmingpool aufgebaut. Die Bullen bereiten sich vor auf die große Filzaktion aller Gäste. Engel aus Holland haben sich angesagt. Engel aus Berlin. Die Outsiders, die keine Niederlassung mehr im Zentrum der großen Stadt haben, kommen zum Freundschaftsbesuch. In der Nachbarstadt, die immer mehr in diese Stadt hineinwächst, ist die Lage angespannt. Madame Gourdan steht oben auf dem Dach und hisst die große Fahne. Freut mich, dass du auch gerne klassische Musik hörst. Wir sollten uns ab und an auf ’ne Partie Schach treffen. Alice will irgendwann mal ein Kind. Da kann ich aber noch warten bis Anfang dreißig, Mitte dreißig, ist heutzutage ja ganz normal. Meine Mutter war dreiundzwanzig, als sie mich gekriegt hat. Mit der Katze geht’s ganz gut. Katzen kommen auch allein zurecht. Manchmal sehe ich Füchse hinten auf dem Hof . Es kann nur einen geben. Der alte Bulle sitzt unten am Tresen und träumt immer noch von seinem Mahagoni-Boot, die lange Fahrt ins Haff. Der Diamant liegt in seiner Brusttasche. Was interessieren mich die Kollegen, ich gehe hin, wo ich will. Eliot Ness sitzt im Wintergarten und schläft. Den Kopf auf dem Gewirr aus Papieren. Who the fuck ist der Eierscheckenäquator. Fünfhundert Meter vom Sixpack entfernt tritt ein Crystalfreak einem alten Mann einen Zahn aus. Der hat aber nur zehn Euro einstecken. War wohl auf dem Weg zur Tankstelle. Der Club der Engel ist gut besucht. Im Eingangsbereich reden sie darüber, dass Hans verschwunden ist. Ist heute Vollmond? Alice schläft oben im Zimmer. Ihr letzter Gast ruft sich ein Taxi. Im Schlaf wird alles seltsam. Der Mond verformt sich zu einem großen gelben Ei. Alice liegt auf dem Bett, aber ihre nackten Füße berühren den Boden. Sich einmal nur kurz ablegen, die Augen schließen. Der Mann hinter den Spiegeln trägt eine silberne Kette mit einem kleinen silbernen Boxhandschuh um den Hals. Kümmert euch doch lieber um den wirklichen Abschaum. Die bewahrt er zu Hause in einem Fach seines alten antiken Sekretärs auf, ein wunderbares Biedermeier-Möbel. Die Schubfächer sind voll. Erinnerungen an die alten Zeiten. Während der Arbeit trag ich ’ne andere Kette. Ist schon fast ’n Vierundzwanzig-Stunden-Shop. Nee, Job. Als wär’s ein Teil

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