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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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wahr zu sein«, sagte Wolfe. »Du stellst dir das Leben dort wie einen langen Jagdausflug vor. Und das ist es nicht. Selbst wenn ich es könnte, würde ich mir solche Dinge nicht leisten.«
    Victoria betrachtete zuerst ihr widerspenstiges Mündel, dann Wolfes grimmiges Gesicht. Sie lächelte und begann dann leise zu lachen. »Ach, Wolfe. Euer Verstand ist scharf wie ein Dolch. Doch leider ist Jessica mindestens genauso schlau wie Ihr und dazu noch so unnachgiebig wie schottischer Granit.«
    Wolfe knurrte: »Ich bin noch ein ganzes Stück unnachgiebiger als ein Fels. Lady Jessica wird schon bald einsehen, daß die Ehe mit mir kein langer Jagdausflug mit allen Annehmlichkeiten ist - da gibt es kein Porzellan und kein Tafelsilber. Und es gibt keine Bediensteten, die einem die Büffel zutreiben, bevor man sie abschießt. Wenn sie durchhält, bis wir meine Heimat am Fuß der Rockies erreicht haben, wäre ich sehr überrascht.«
    Jessica richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, als sie die Wut und Herablassung in Wolfes Stimme hörte. Der Blick, den er ihr aus seinen dunklen Augen zuwarf, war kaum viel freundlicher.
    »Wenn sie ihre Dummheit eingesehen hat«, fuhr Wolfe fort, indem er sich wieder Victoria zuwandte, »werde ich die Ehe für ungültig erklären lassen und sie genauso wieder zurückschicken, wie ich sie bekommen habe - vollkommen unberührt.«
    »Oh, ich will doch hoffen, nicht ganz und gar unberührt«, sagte Victoria amüsiert. »Bring der starrsinnigen kleinen Nonne bei, daß sie die Männer nicht zu fürchten braucht. Dann seid ihr beide frei.«
    Wolfe drehte Victoria den Rücken zu und betrachtete Jessica mit kalten, indigofarbenen Augen. »Es ist noch nicht zu spät, dieser Farce ein Ende zu setzen, Mylady. Ihr werdet bald vom gemeinen Leben mit einem gemeinen Mann genug haben.«
    »Vom Leben mit Euch werde ich niemals genug haben.« Es klang wie ein Schwur, und jedes einzelne Wort davon war Jessica todernst.
    »So sei es also«, sagte Wolfe.
    Und auch das war ein Schwur.

1
    St. Joseph, Missouri Frühling 1867
    »Seid doch vernünftig, Lord Wolfe. Es war immerhin nicht meine Idee, Betsy und die anderen Bediensteten gehen zu lassen.«
    »Ich bin kein Lord. Ich bin nichts weiter als ein Halbblut; das weißt du ganz genau.«
    »Wie konnte ich das nur vergessen?« murmelte Jessica leise vor sich hin. »Autsch, das zwickt.«
    »Dann hör auf, dich zu winden wie ein Wurm am Haken. Wir haben noch zwanzig Knöpfe vor uns, und jeder einzelne ist so winzig wie eine Erbse. Verdammt noch mal! Welcher Idiot hat sich dieses Kleid ausgedacht, in das man einer Frau erst hineinhelfen muß?«
    Und wieder heraus.
    Das war der eigentliche Haken an der ganzen Geschichte. Wolfe wußte genau, daß irgendwann der Moment kommen würde, in dem er jeden einzelnen der mattschwarz schimmernden Knöpfe wieder aufmachen mußte. Und mit jedem Knopf würde er etwas mehr zarte Haut und edle Spitzenunterwäsche zu sehen bekommen. Sie war zierlich wie ein kleines Elfchen und reichte ihm kaum bis zur Brust, doch sein ungezügeltes Verlangen nach ihr drohte ihn jedesmal in die Knie zu zwingen. Sie stand gerade und aufrecht wie eine Tänzerin. Ihr Rücken hatte die sanfte Rundung einer offenen Flamme; und wie eine Flamme brannte tief in seinem Inneren sein ungestilltes Verlangen nach ihr.
    »Es tut mir leid«, sagte Jessica unglücklich, als sie den ärgerlichen Tonfall in Wolfes Stimme hörte. »Ich hatte gehofft...«
    »Hör verdammt noch mal auf zu flüstern. Wenn du etwas zu sagen hast, sag es einfach, und zum Teufel mit all dem aristokratischen Gehabe und dem ewigen Flüstern! Man muß sich ja jedesmal Vorbeugen, wenn man etwas verstehen will.«
    »Ich dachte, du würdest dich vielleicht freuen, mich zu sehen«, sagte Jessica laut und deutlich. »In all den Monaten, seitdem wir vor den Altar getreten sind, habe ich dich nicht einmal zu Gesicht bekommen. Du hast mich nicht einmal gefragt, wie meine Überfahrt war oder die Bahnfahrt quer durch die Vereinigten Staaten oder...«
    »Du hast versprochen, du würdest dich nicht beklagen, wenn ich dich allein lasse«, fuhr ihr Wolfe ungeduldig dazwischen. »Fangt Ihr etwa schon damit an, Euch zu beklagen, Lady Jessica?«
    Jessica kämpfte gegen eine Welle der Verzweiflung an. So hatte sie sich das Zusammentreffen mit Wolfe nicht vorgestellt. Sie hatte sich darauf gefreut, mit ihm zusammen auf dem Rücken reinrassiger Pferde über die endlose amerikanische Prärie zu reiten. Sie hatte sich

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