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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Sturm überwunden, als du zehn Jahre alt warst.«
    »Nur weil ich wußte, daß du mich immer beschützen würdest.«
    »Du bist auch ohne mich ganz gut zurechtgekommen«, bemerkte Wolfe nüchtern.
    »Nur weil ich wußte, daß du zurückkommen würdest. Und du bist zurückgekommen.« Sie sah zu ihm auf, und der flehentliche Ausdruck in ihrem Blick war offen und ehrlich. »Du mußt mich heiraten, Wolfe Lonetree. Ohne dich bin ich verloren.«
    Zuerst glaubte er, sie wolle ihn nur wieder zum Narren halten. Dann jedoch erkannte er, daß es ihr todernst war. Automatisch vollführte er eine Drehung und ließ Jessica beim Verklingen der Musik los. Wie schon zuvor bei ihrem ersten Tanz umklammerte sie auch jetzt wieder verzweifelt seine Hand.
    »Elfchen, du mußt mich loslassen«, sagte Wolfe leise und betrachtete ihr vertrautes und doch so gefährlich schönes Gesicht. »Ich bin kein Lord und du bist kein kleines Kind mehr. Du bist eine Dame von hohem Stand, deren Verlobung bald bekanntgegeben wird. Einen Tanz mit dem wilden Sohn des Grafen wird dir niemand übelnehmen. Zwei jedoch werden häßliche Bemerkungen hervorrufen. Drei werden zu einem Skandal führen. Wir haben bereits zweimal zusammen getanzt. Und dabei wird es bleiben.«
    »Wolfe«, flüsterte sie.
    Doch es war bereits zu spät. Er verbeugte sich, küßte ihre Hand und wandte sich ab.
    Jessicas Augen weiteten sich vor Angst, als sie Wolfe hinterherschaute. Wie unüberschaubar auch immer das Menschengewimmel um ihn herum sein mochte, er war stets einfach zu finden. Es lag nicht an seiner Größe, auch wenn er die meisten anderen Männer um Haupteslänge überragte. Genausowenig lag es an seinem Aussehen, auch wenn er zweifellos mit seinem glatten schwarzen Haar, der dunklen Haut und den verträumten indigofarbenen Augen gut aussah. Was Wolfe von den anderen Männern abhob, war seine Art, sich zu bewegen, die Mischung aus Kraft und lässiger Eleganz. Er war ein Mann, der wie eine Raubkatze seinen Körper vollkommen in der Gewalt hatte.
    Jessica sehnte sich nach dieser Art von männlicher Stärke und Selbstvertrauen. Nur die Aussicht auf Wolfes Rückkehr hatte sie vor dem völligen Zusammenbruch bewahrt, während sich das Netz der gesellschaftlichen Sitten und Gebräuche jeden Tag enger um sie zusammenzog. Irgendwie mußte sie Wolfe klarmachen, was sie von ihm wollte. Sie hatte nicht gescherzt, als sie ihm die Ehe angetragen hatte. Ganz im Gegenteil sogar. In den zwanzig Jahren ihres Lebens hatte sie noch nie etwas so bitterernst gemeint.
    Ein Windstoß heulte um Sir Roberts Haus im Herzen von London und ließ die Fensterscheiben klirren. Auch wenn der Frühling noch auf sich warten ließ, spürte man schon, wie sich der Winter bereits dem Ende zuneigte. Und während sich die Jahreszeiten einen erbitterten Kampf lieferten, ließen sie die jämmerlichen steinernen Behausungen der Menschen bis in ihre Grundfesten erzittern. Angsterfüllt zog sich Jessicas Herz zusammen, als die Stimme des Windes zu einem langen, seelenlosen Heulen anschwoll. Einen Moment lang befürchtete sie, die Fassung zu verlieren. Automatisch griff ihre Hand nach dem Medaillon, in dem sich Wolfes Bild befand.
    Ich bin in Sicherheit. Wolfe wird nicht zulassen, daß mir etwas geschieht. Ich bin in Sicherheit. Was immer sich da draußen im Sturm verbirgt, kann mir nichts anhaben.
    Dieses stille Gebet und das Gefühl des Medaillons in ihrer Hand hatten Jessica während all der langen Zeit getröstet, in denen Wolfe in Amerika in der Verbannung gelebt hatte. Jetzt war er zurückgekommen ... Doch seitdem er sie damals aus ihrem nach Heu duftenden Versteck gelockt und den Sturm für sie aufgehalten hatte, hatte sie sich nicht mehr so einsam gefühlt. Damals hatte er für sie den Donner in seiner Muttersprache angerufen.
    Um ihr Zittern zu verbergen, faltete Jessica die Hände. Doch nichts konnte über ihre bleiche Haut und den Ausdruck der Verzweiflung in ihren Augen hinwegtäuschen.
    »Na komm schon«, sagte Lady Victoria mit sanfter Stimme und hellwachen Augen. »Ist das etwa ein Gesicht, das man aufsetzt, wenn man seinen Geburtstag und seine Verlobung feiert?«
    »Ich werde niemals heiraten.«
    Seufzend ergriff Victoria Jessicas Hand und hielt sie fest. »Ich weiß schon, mein Schatz. Aber ich habe nur dein Bestes im Sinn gehabt, als ich einen Mann für dich ausgesucht habe. Lord Gore wird dir nicht lange zur Last fallen. Er ist alt und dem Portwein ein wenig zu sehr zugetan. Es dauert bestimmt nicht

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