Im Sturm erobert
Arztes.«
»Er hat einen kleinen Laden gleich neben der Moss Lane.« Tazewell runzelte die Stirn. »Verdammt schwierig, den zu finden. Weiß nicht, wie der Mann es schafft, im Geschäft zu bleiben.«
»Mit der Behandlung von Impotenz läßt sich eine Menge Geld verdienen, wie ich höre.«
»Wahr.« Tazewells Brauen zogen sich besorgt zusammen, dann dämmerte plötzlich Mitgefühl in seinen Augen. »Hört mal, Monkcrest, dieser Freund von Euch, der an einem schwachen Glied leidet...«
»Was ist mit ihm?«
»Ihr meint nicht zufällig Euch selbst damit?«
»Natürlich nicht!«
»Kein Grund, sich zu schämen, wißt Ihr«, sagte Tazewell gütig. »Ihr geht doch schließlich auch schon auf die Vierzig zu. Nicht mehr direkt ein junger Mann, was?«
Sie wurde verfolgt.
Beatrice sah aus dem Augenwinkel eine kleine Bewegung, gerade als sie Hook’s Buchladen betreten wollte. Sie drehte leicht den Kopf und nutzte die breite Krempe ihres Sonnenschirms, um ihre Blickrichtung zu kaschieren.
Es bestand kein Zweifel. Der Mann mit den lockigen blonden Haaren und der Brille mit dem Goldrand hatte gerade die Straße überquert. Sie war sich sicher, daß es derselbe war, den sie dabei ertappt hatte, daß er sie beobachtete, als sie vor kurzem Lucys Laden verlassen hatte.
Es war ein schlanker, gutaussehender Mann in einem gut geschnittenen, blauen Jackett, mit gelber Weste und beigefarbener Hose, seine Krawatte war elaborat, sehr modisch gebunden. Wegen seiner Brille wirkte er ernst und gelehrt.
Er schlenderte definitiv in ihre Richtung und sah überallhin, nur nicht in ihre Richtung.
Er blieb abrupt stehen, als spürte er, daß sie ihn bemerkt hatte, und gab vor, ein paar ausgestellte Handschuhe in einem Schaufenster zu betrachten.
Ein Schaudern durchlief Beatrice. Leo hatte den Mann, den er am Tag vorher durch die Bäume gejagt hatte, nicht deutlich sehen können. Das einzige, was er entdeckt hatte, waren eine dunkle Kappe und ein Hemdsärmel. Aber Kleidung konnte man leicht ändern.
Sie merkte, daß einige der Zofen und Diener, die auf den Bänken vor dem Buchladen warteten, sie neugierig beobachteten.
Sie klappte ihren Sonnenschirm zu und ging zur Tür. Dann schlängelte sie sich durch den vollen Laden und stellte sich vor ein Bücherregal.
Sie tat so, als würde sie die angebotenen, neuesten Romane studieren, von denen einer, wie sie feststellte, ihr eigener war, und behielt dabei die Straße im Auge. Mit ein bißchen Glück könnte sie vielleicht einen näheren Blick auf den blonden Mann erhaschen, wenn er am Fenster vorbeiging.
Doch anstatt wie erwartet die Straße hinunterzugehen, betrat er kühn den Buchladen. Beatrice ließ fast das Buch fallen, das sie wahllos aus dem Regal gegriffen hatte.
Sie versuchte panisch, zu entscheiden, ob es besser wäre, den bebrillten Mann zu ignorieren oder mit ihm zu reden. Etwas sagte ihr, daß Leo das erstere wesentlich lieber wäre. Er würde ohnehin bald kommen. Dann könnte sie ihm den geheimnisvollen Mann zeigen.
Aber was, wenn der Mann den Laden verließ, bevor Leo eintraf? Möglicherweise würde es keine andere Gelegenheit mehr geben, ihn zu stellen und eine Erklärung zu verlangen. Die Situation verlangte rasches Handeln. Sie stellte das Buch zurück ins Regal, drehte sich um und ging direkt zur Theke, wo der Fremde stand und sich mit dem Besitzer unterhielt. Sie hörte zu, wie er eine Bestellung für ein paar Romane aufgab.
»Und laßt sie bitte in die Deeping Lane 21 schicken«, schloß er.
»Mr. Lake?« sagte Beatrice fröhlich. »Sie sind doch Mr. Lake, nicht wahr? Ich hoffe, Ihr erinnert Euch an mich. Eure Schwester und ich waren so gute Freundinnen.«
»Was?« Der Mann zuckte zurück, als hätte ihn eine Hornisse gestochen, und stieß mit dem Ellbogen gegen ein Buch auf der Theke. »Verflucht noch mal.«
Er haschte nach dem Buch, und es gelang ihm, es zu erwischen, bevor es zu Boden fiel. Doch unglücklicherweise stieß er mit dem Kopf an die vorstehende Kante der Theke, als er sich aufrichtete. Er zuckte zusammen.
»O je«, murmelte Beatrice. »Seid Ihr in Ordnung, Mr. Lake?«
»Ja, danke«. Er schob sich die Brille auf seiner Nase hinauf und sah Beatrice erbost an. »Aber zu meinem größten Bedauern muß ich Euch, Mrs. Poole, sagen, daß ich nicht Mr. Lake bin. Ich wünschte, ich hätte die Ehre.«
Er sah wirklich am Boden zerstört aus, dachte sie amüsiert, trotz der unguten Situation. Außerdem bemerkte sie, daß er aus der Nähe noch attraktiver
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