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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ihm. Das ist nicht dasselbe.«
    »Ich fürchte, für dich schon.«
    Beatrice wollte widersprechen, verkniff sich das aber. Lucy kannte sie tatsächlich besser als jeder andere, einschließlich der Mitglieder ihrer Familie. Manchmal war das zwischen Freundinnen so. Und sie und Lucy waren schon seit ihrer Kindheit befreundet.
    In den alten Tagen hatten sie einen Pakt geschlossen. Keine von ihnen würde heiraten, außer aus Liebe. Beide hatten genau das getan, und beide hatten es bitter bereut.
    Ein Jahr, bevor Beatrice Justin Poole heiratete, hatte Lucy Robert geheiratet. Er hatte sich als unheilbarer Spieler erwiesen.
    Beatrice hatte eine flüchtige Erinnerung an die eisige Winternacht, in der Lucy plötzlich vor ihrer Tür aufgetaucht war, mit einem kleinen zerbeulten Koffer, der all ihre Habe enthielt.
    »Was, in aller Welt, machst du denn hier?« fragte Beatrice. »Ich weiß nicht, wohin ich sonst soll.« Lucys Stimme war heiser vom Weinen, und ihre Augen waren glasig vor Verzweiflung. »Robert hat alles beim Kartenspielen verloren und sich vor vierzehn Tagen eine Kugel in den Kopf gejagt.
    Seine Gläubiger haben alles genommen. Ich habe nichts mehr.«
    »Oh, Lucy, es tut mir ja so leid. Aber wenn du Geld willst, kann ich dir nicht viel geben. Justin hat mir nur sehr wenig hinterlassen.«
    »Ich bin wirklich völlig verzweifelt.«
    »Komm herein.« Beatrice hielt die Tür auf. »Uns wird schon was einfallen.«
    Am nächsten Morgen hatten sie geredet.
    »Es war alles so furchtbar tragisch.« Beatrice schniefte in ein Taschentuch. »Justin hat sie geliebt. Er hat sich die ganze Zeit, in der wir verheiratet waren, nach ihr gesehnt. Er ist gestorben, als er versuchte, einen Baum vor ihrem Schlafzimmer hochzuklettern. Es war eine dieser großen Lieben, von denen man in Romanen liest.«
    »Bah.« Lucy kniff die Augen über dem Rand ihrer Teetasse zusammen. »Für mich hört sich das an, als hätte Poole keinen außer sich selbst geliebt. Er war ein selbstsüchtiger, melodramatischer Narr. Meinem Robert sehr ähnlich, würde ich sagen.«
    Beatrice putzte sich die Nase und ließ sich diese Aussage durch den Kopf gehen. »Ich glaube, ich weiß jetzt, warum ich dich immer als meine beste Freundin betrachtet habe, Lucy.«
    Lucy seufzte. »Ich kann unsere Freundschaft nicht so lange genießen, denn ich muß überlegen, was ich tun soll. Ich kann unterrichten, denke ich, aber mir wird schlecht bei der Vorstellung, Gouvernante zu werden.«
    »Mir auch. Meine Eltern können es sich nicht leisten, mir zu helfen, und sonst kann es in meiner Familie auch keiner. Meine Verwandten waren nie sehr erfolgreich in Geldangelegenheiten, wie du sehr wohl weißt.«
    »Wenigstens hast du ein paar Verwandte. Ich hab keine.« Dagegen hatte Beatrice nichts vorzubringen. »Ich habe beschlossen, zu versuchen, einen Roman zu schreiben, bevor ich aufgebe und mich um eine Stelle als Gouvernante bemühe.«
    »Unglücklicherweise hab ich kein Talent zum Schreiben, für mehr als einen Brief reicht es nicht.«
    Beatrice musterte Lucys Kleid. Irgendwie sah es modisch aus, obwohl es zumindest dreimal neu gefärbt und umgeändert war. Lucy hatte immer Talent für Kleider gehabt. »Wie ist dein Französisch?«
    »Etwas eingerostet, warum fragst du?«
    Beatrice lächelte. »Wie man mir sagt, ist es die Sprache der Mode.«
    Hoffnung funkelte in Lucys Augen. »Was schlägst du vor?« »Es würde bedeuten, ins Geschäftsleben einzusteigen«, warnte Beatrice.
    Lucy ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. »Mein Großvater und sein Vater vor ihm waren Geschäftsleute. In jenen Tagen war viel Geld in der Familie. Ich glaube, ich könnte mich an diese Vorstellung gewöhnen.«
    Mit Ausnahme ihrer Entscheidung, einen Spieler zu heiraten, war Lucy immer mit einer sehr praktischen Art gesegnet gewesen, überlegte Beatrice.
    »Ihre Liebe war groß und tragisch«, erklärte Arabella an diesem Abend. »Wie die, über die man in Romanen liest. Eine perfekte Vereinigung des Körperlichen und des Metaphysischen. Arme Beatrice. Nachdem Justin von einem Straßenräuber erschossen wurde, schwor sie, nie wieder zu heiraten.« »In der Tat.« Leo schwang sie in weitem Bogen über den Tanzboden.
    Es war der Höhepunkt des Abends. Der glitzernde Ballsaal war voller teuer gekleideter Männer und Frauen. Die Nacht war kühl, aber im Haus ließ die Wärme hunderter Körper und die Hitze, die von den zahllosen Kerzen in den Lüstern ausstrahlte, manche Stirn vor Schweiß glänzen.
    Leo

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