Im Sturm erobert
sorgfältig. »Also, wo hab ich den ersten Brief, den sie mir geschickt hat, hingetan?«
Endlich wurde ihm klar, was sie vorhatte. »Du möchtest die Schrift vergleichen ?«
»Ja.« Sie öffnete die mittlere Schublade und blätterte einige Papiere durch, bis sie das gesuchte Schreiben fand. »Hier ist es. Schau dir das an, Leo.«
Er stellte sich neben sie, als sie den ersten Brief neben den anderen auf den Schreibtisch legte.
»Die Schrift ist nicht identisch.« Er musterte die Briefe genauer. »Der, den du heute nachmittag erhalten hast, wurde nicht von Madame Tugend geschrieben.«
»Ja.« Beatrice richtete sich langsam auf. Sie sah erleichtert aus. »Weißt du, wenn es die Sache auch einfacher gemacht hätte, bin ich recht froh, daß es nicht Madame Tugend war, die versucht hat, mich heute nachmittag in diesen Lagerraum zu sperren.«
»Diese Wende bringt aber andere Probleme mit sich.«
»Ja, ich weiß. Wer immer das geschickt hat, weiß, daß ich mit Madame Tugend bekannt bin.«
»Es war zweifellos dieselbe Person, die Ginwilly damit beauftragt hat, uns nachzuspionieren, als wir Madame Tugend im Park trafen.«
»War er das?« fragte Beatrice hastig.
»Ja. Ich hab gestern nacht die Wahrheit aus ihm rausgeholt.« »Wie hast du - vergiß es.« Beatrice runzelte die Stirn. »Leo, glaubst du, Madame Tugend könnte in Gefahr sein?«
»Das kann ich nicht sagen. Sie ist eine kluge Frau, die es gewöhnt ist, auf sich aufzupassen. Aber ich habe ihr heute nachmittag eine Nachricht geschickt, daß sie auf der Hut sein soll, nur für alle Fälle.«
»Ich bin erleichtert, das zu hören.« Beatrice sank in ihren Stuhl. »Weißt du, Leo, zuerst war ich nur daran interessiert, Arabellas Erbe zurückzuholen und herauszufinden, ob Onkel Reggie ermordet wurde oder nicht. Aber je tiefer wir in diese Affäre tauchen, desto mehr erregt sie meine Neugier.« Leo atmete stöhnend aus. »Ich würde es als einen Akt der Gnade betrachten, wenn du das Wort erregen vermeiden könntest. Ich habe es heute nachmittag mit alarmierender Häufigkeit gehört.«
Beatrice sah ihn erstaunt an. Dann huschte ihr Blick kurz zu seiner Hose, und sie errötete bis in die Haarspitzen.
»Oh, ich verstehe. Verzeiht, Mylord. Mir war nicht klar, welche Wirkung es auf Euch hat.« Sie verstummte. Ihre Lippen zuckten, und aus dem Zucken wurde ein Grinsen.
Einen Augenblick später warf sie sich kreischend vor Lachen über ihren Schreibtisch.
Kapitel 14
Der Schimmer des Mondlichts enthüllte das Gespenst.
Es glitt durch den Ballsaal, ein Tänzer, für immer zu einer endlosen Maskerade verurteilt... Kapitel vierzehn, Die Ruine von Mrs. Amelia York
Mais oui«, sagte Beatrice. »Mais oui«, wiederholten die drei Frauen, die vor ihr saßen, plichtschuldigst.
»Das ist eine dieser nützlichen Phrasen, die ihr ganz lässig einwerfen könnt, ohne Rücksicht auf die eigentliche Bedeutung«, erklärte Beatrice. »Benutzt sie, wann immer ihr Zweifel habt. Dasselbe gilt für n ’est-cepas.«
Eine der Frauen, eine stämmige Blondine mit dem Gesicht eines hübschen Milchmädchens, hob die Hand. »Verzeihung, Mrs. Poole -«
»Pardon, Madame«, verbesserte sie Beatrice. »Denk immer daran, Ladys mit Madame anzusprechen, Jenny. Das beeindruckt sie.«
» Oui, Madame.«
Die anderen beiden Schülerinnen begannen zu kichern. Zuerst dachte Beatrice, sie würden sich über Jennys Akzent lustig machen, dann merkte sie, daß alle drei an ihr vorbei zur Tür des kleinen Zimmers sahen.
Sie drehte sich um und sah Leo in der Tür lehnen. Sein Kopf streifte fast den Türrahmen, und seine Augen funkelten vor Neugier.
»Monkcrest.« Beatrice sah ihn erstaunt an. Sie hatte ihn seit
gestern nicht mehr gesehen, als er sich nach dem Vorfall in Trulls Museum verabschiedet hatte. »Was, in aller Welt, macht Ihr hier, Mylord?«
»Mrs. Cheslyn sagte mir, daß ich Euch heute nachmittag hier finden würde.«
Beatrice merkte, daß die drei Schülerinnen Leo mit großem Interesse beäugten. »Das reicht für heute«, sagte sie. »Vergeßt nicht, mais oui und n’est-ce pas wann immer möglich zu üben.«
Die drei jungen Frauen sprangen auf. Immer noch kichernd, als wären sie wirklich die unschuldigen junge Ladys, die zu werden ihnen das Schicksal versagt hatte, machten sie einen Knicks, verabschiedeten sich und liefen an Leo vorbei die Treppe hinunter.
Als die letzte in die Umkleideräume unten verschwunden war, sah Leo Beatrice direkt in die Augen.
»Ich nehme an, das ist der
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