Im Sturm erobert
bemerkt.«
Eine seltsame Wehmut packte sie, während sie Leo und Arabella beobachtete. Sie hatte nicht mehr getanzt seit den Tagen ihrer Verlobung mit Justin, und diese wenigen Tänze damals waren auf ländliche Dorffeiern begrenzt gewesen. Ihre einzige Erfahrung mit Walzer hatte sie gemacht, als sie sich mit Arabellas französischem Tanzlehrer amüsiert hatte.
Ein Rascheln von Röcken und Räuspern durchbrachen Beatrice’ Tageträume. Sie drehte sich um und sah Lady Hazelthorpe.
Helen prunkte in fliederfarbenem Satin. Ein prachtvoller Turban in passendem Farbton gab ihrem kurzen, massigen Körper die dringend benötigte Höhe, und ein eleganter Fächer baumelte von ihrem molligen Handgelenk. Die stahlgrauen Augen blickten grimmig entschlossen. Beatrice bemerkte, daß Helens kleiner Mund noch verkniffener war als sonst. Winifred lächelte das kühle Lächeln, das ein Ritter dem anderen vor dem Einritt auf dem Turnierplatz schenkt.
»Guten Abend, Helen.«
»Winifred.« Helens funkelnder Blick huschte kurz zu Beatrice. »Mrs. Poole.«
»Madam.« Beatrice neigte den Kopf. »Wunderschönes Kleid.«
Helen ließ sich für einen Augenblick ablenken. »Ich habe erst vor kurzem eine wunderbare Modistin entdeckt. Madame D’Arbois. Französisch natürlich. Verlangt ein absolutes Vermögen, aber sie ist es wert. Sie beschäftigt nur französische Näherinnen, wißt Ihr.«
Beatrice trank noch einen Schluck Limonade. »Wenn es um Mode geht, gibt es wirklich nichts, was mit einem französischen Akzent zu vergleichen ist, nicht wahr?«
»Ganz richtig.« Helen gönnte Winifred ein Lächeln, das vor Herablassung troff. »Vielleicht werde ich die charmante Arabella dort einführen.«
»Das wird nicht nötig sein.« Winifred konzentrierte sich weiter auf die Tanzfläche, wo Leo und Arabella gerade wieder eine Drehung machten. »Sie kennt den Laden sehr gut. Wir haben sogar ihre Kleider für diese Saison von Madame D’Arbois erworben.«
Helen sah erbost aus. »Ich verstehe.« Ihre Augen wurden schmal, als sie Winifreds Blick folgte. »Bis zu dieser Woche war mir nicht klar, daß Eure Familie mit dem Irren bekannt ist.«
»Hab ich es versäumt, diese Verbindung zu erwähnen?« Winifred hob gespielt überrascht die Augenbraue. »Meiner Treu, es muß mir entfallen sein.«
»Seine Lordschaft, der Earl von Monkcrest«, sagte Beatrice bestimmt, »ist ein alter Freund der Familie. Er war so gütig, uns zu besuchen, während er in der Stadt ist.«
»Es wird erzählt, daß Monkcrest auf dem Heiratsmarkt unterwegs ist, um eine neue Braut zu suchen«, fügte Winifred in vertraulichem Ton hinzu.
Helens Mund wurde noch schmaler. »Er war vor Jahren verheiratet und ist verwitwet. Jeder weiß, daß Monkcrest-Männer nur einmal im Leben lieben.«
»Was, in aller Welt, hat das mit einer Ehe zu tun?« fragte Winifred.
Helen klappte ihren Fächer auf. »Er hat seinen Erben und noch einen in Reserve. Es besteht für ihn keine Notwendigkeit, noch einmal zu heiraten.«
»Es gibt andere Gründe, weshalb ein Mann sich entschließen könnte, ein zweites Mal zu heiraten«, erwiderte Winifred.
Helen fixierte Winifred mit eisigem Blick. »Warum sollte
Monkcrest nach all den Jahren, in denen er als Witwer zufrieden war, eine neue Frau suchen?«
Winifred schenkte ihr ein Frau-von-Welt-Lächeln. »Ach, kommt schon, Helen. Wir sind beide alt genug, um zu verstehen, daß ein Gentleman gewisse körperliche Bedürfnisse hat.«
»Bah. Ein Mann nimmt sich eine Mätresse zur Befriedigung solcher Bedürfnisse.«
»Vielleicht würde es ein Mann, der in einer so abgeschiedenen Gegend wie Devon wohnt, bequemer finden, eine Frau zu haben und nicht eine Mätresse.«
Helen änderte die Taktik, da sie sich geschlagen geben mußte. »Monkcrest ist ein bißchen alt für Ihre Arabella, nicht wahr?«
»Mir scheint, er ist ein Mann in den besten Jahren«, versicherte ihr Winifred hochnäsig. »Und recht aktiv.«
Beatrice unterdrückte ein Stöhnen. Es war ein Glück, daß Leo auf der Tanzfläche war, denn er wäre gar nicht erfreut gewesen, zu erfahren, daß er das Thema dieses speziellen Gesprächs war.
»Nichtsdestotrotz«, kämpfte Helen tapfer weiter, »ein älterer Mann würde wahrscheinlich für ein so junges, unschuldiges Mädchen wie Arabella zu überwältigend sein.«
»Ich persönlich«, sagte Winifred, »habe immer gedacht, daß eine Verbindung zwischen einer jungen Lady und einem reiferen Gentleman einiges für sich hat. Ältere Männer sind
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