Im Sturm: Thriller (German Edition)
Während sich der Landkrieg in Deutschland auf eine Hi-Tech-Pattsituation zubewegte, waren die vielgepriesenen Marinen der Nato bisher von ihren sowjetischen Gegenspielern ausmanövriert und deklassiert worden. Die Einnahme Islands war ein Meisterstück gewesen. Noch immer war die Nato verzweifelt bemüht, die Grönland-Island-England-Barriere mit U-Booten, denen eigentlich andere Aufträge zufallen sollten, wieder zu errichten. Die russischen Backfire reichten weit in den Atlantik hinein und griffen täglich einen Geleitzug an, und die Hauptmacht ihrer U-Boote war noch nicht einmal dort eingetroffen. Die Kombination dieser beiden Faktoren konnte zur Blockade des Atlantiks führen, und dann mußten die Armeen der Nato trotz ihrer bisher brillanten Leistungen unterliegen.
Die Sowjets mußten an der Einnahme von Bodø in Norwegen gehindert werden. Waren dort erst einmal russische Flugzeuge in Stellung, konnten sie Schottland angreifen, Ressourcen von der Front in Deutschland abziehen und Versuche, Bomberverbände auf dem Weg zum Atlantik abzufangen, verhindern. Toland schüttelte den Kopf. War die russische Flotte erst einmal ausgemacht, konnten ihr schwere Schläge versetzt werden. Dazu hatte die Nato die richtigen Waffen; sie konnte ihre Raketen außerhalb der SAM-Reichweite abfeuern, so wie die Russen es bei ihren Angriffen auf die Geleitzüge taten. Es war höchste Zeit, daß sich das Blatt wendete.
Erst hob das Tankflugzeug ab; eine Stunde später folgte der Tomcat. Toland und sein britischer Kollege hielten in der Nachrichtendienstzentrale ein Nickerchen, als ein Wachoffizier eintraf.
»Ihr Tomcat ist im Landeanflug, Commander.« Der RAF-Sergeant reichte Bob eine Tasse Tee.
»Danke, Sergeant.« Toland fuhr sich über sein unrasiertes Gesicht und beschloß, auf eine Rasur zu verzichten.
Der F-14 schwebte ein. Sein Pilot rollte in einen gehärteten Hangar und stieg rasch aus. Techniker nahmen bereits die Filmkassette aus der Kameragondel.
»Keine Spur von dem Flottenverband!« sagte er sofort. Hinter ihm kletterte der Kampfbeobachter aus der Maschine.
»Jäger in Massen!« meinte der Mann vom Rücksitz.
»Einen habe ich erwischt«, fügte der Pilot hinzu. »Aber kein Hinweis auf die Flotte, weder visuell noch auf Infrarot oder Radar – nur jede Menge Jäger. Sieben Schwärme, überwiegend MiG-23, glaube ich. Keine Sichtungen, aber zahlreiche Signale von High-Lark-Radar. Einer kam uns etwas zu nahe, den mußte ich mit einer Sparrow belegen. Die Explosion haben wir gesehen; ein klarer Abschuß. Wie auch immer, nach Bodø fahren unsere Freunde nicht.«
»Und bei Skagen haben Sie kehrtgemacht?«
»Uns ging der Film aus, Treibstoff wurde knapp. Ernsthaft begann die Opposition durch Jäger erst nördlich von Bodø. Ich finde, wir sollten uns einmal bei Andøya umsehen – aber dazu bräuchte man eine SR-17 mit der entsprechenden Reichweite.«
»Unwichtig«, meinte der Group Commander. »Für einen massierten Einsatz dort oben bräuchten unsere Maschinen Tankflugzeuge, und die sind zum größten Teil anderswo im Einsatz.«
25
Trecks
Island
Nachdem sie die Wiese hinter sich gelassen hatten, ging es wieder durch Gelände, das die Landkarte als Ödland bezeichnete, und bald begann der Anstieg zum 210 Meter hohen Glymsbrekkur. Der Regen hatte nicht nachgelassen, und das Zwielicht zwang ihnen eine langsame Gangart auf. Viele große Steine, auf die sie treten wollten, waren lose. Man verlor leicht das Gleichgewicht; ein Sturz konnte tödlich sein. Immer wieder knickten ihre Knöchel auf dem unebenen Grund um; selbst die fest geschnürten Stiefel schienen nicht mehr zu helfen.
Nach sechs Tagen im Hinterland begannen Edwards und seine Marines zu verstehen, was körperliche Erschöpfung bedeutete. Bei jedem Schritt beugte sich das Knie ein wenig zu weit — mit dem Ergebnis, daß der nächste viel anstrengender war. Die Tragriemen ihrer Tornister schnitten schmerzhaft ein. Ihre Arme schmerzten – vom Tragen der Waffe und dem immer wieder notwendigen Zurechtrücken ihrer Ausrüstung. Sie ließen die Köpfe hängen. Nur mit Mühe schauten sie auf und in die Runde. Es bestand immer die Möglichkeit, daß sie in einen Hinterhalt gerieten.
Der Feuerschein des brennenden Hauses verschwand hinter einem Bergkamm. Bislang hatten weder Hubschrauber noch Fahrzeuge den Brand inspiziert. Doch wie bald würde man die Streife vermissen? fragten sich alle.
Alle – außer Vigdis. Edwards ging hinter ihr, lauschte ihrem
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