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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschehen? Femola und Lopez aßen mit uns zu Abend, dann spielten wir noch eine Partie Poker, die ich gewann.«
    »Weil Sie mogelten, Jack. Ich habe Sie genau beobachtet, aber nichts gesagt. Sie mogeln übrigens plump! Bei Profis überleben Sie das nicht lange.«
    »Und nach dem Spielchen gingen wir auf unsere Zimmer.«
    »Seien Sie doch ein bißchen ehrlicher: Sie ließen sich wieder für eine Kanne Wasser ein blutjunges Indiomädchen kommen.«
    »Und Sie?« bellte Paddy mit hochrotem Kopf. Er platzt, dachte Haverston ruhig.
    »Ich habe meine Waffen geputzt«, antwortete er fast gelangweilt. »Dann läutete die Glocke dieses verrückten Pfarrers. Es war genau zehn, ich habe auf die Uhr geblickt. Tja, und dann geschah etwas total Verrücktes: Über die Terrassentür stolperten Femola und Lopez in mein Zimmer und wollten Helden spielen …«
    »Was sagen Sie da?« stammelte Paddy. Ein schrecklicher Gedanke lähmte ihn. »Sie kamen …«
    »Ausgerechnet, wo ich meine Waffen reinige! Gibt es etwas Dämlicheres? Ich hatte gerade das Magazin drin, durchgeladen und den Schalldämpfer auf dem Lauf.«
    »Rick …« stammelte Paddy. Seine Augen erstarrten. »Rick, Sie … Sie haben … nein!«
    »Was blieb mir anderes übrig? Brechen Sie nicht gleich zusammen! Jeder hätte so reagiert! Ich war nur eine Sekunde schneller …«
    »Sie haben Mendoza Femola in meinem Haus –«, stammelte Paddy.
    »Aber nein! Ich schätze Gastfreundschaft. Ich habe den Polizeiclown und seinen Sergeanten nur in die Schußhand getroffen! Das warf sie um, sie wurden ohnmächtig. Also gut, ich habe sie rausgetragen, in Ihren Jeep geladen und bin in die Berge gefahren. Übrigens ein nicht ganz ungefährlicher Trip! Sie haben scheußliche Wege hier!«
    »Und ich habe nichts davon gemerkt …«
    »Wie auch? Sie haben ja mit Ihrem Indiomädchen gebumst.«
    »Rick, ich bringe Sie um!« Paddy ballte die riesigen Fäuste. »Was geschah weiter? Was war draußen in den Bergen?«
    »Ich habe Femola zum Tode verurteilt.« Haverston schenkte sich neuen Kaffee ein. »Sagen Sie bloß nicht, dazu hätte ich kein Recht. Wer einen Haverston töten will und schafft es nicht, ist völlig nutzlos auf der Erde.«
    »Und warum haben Sie Lopez leben lassen, Sie Satan?«
    »Als Verkünder im Tal von Santa Magdalena. Er wird überall erzählen, was es heißt, Rick Haverston anzugreifen.«
    »Um ihn dann später auch zu liquidieren!«
    »Nein! Warum? Wenn ich wieder in den Staaten bin, können Sie ihn meinetwegen zurück zu seiner Mami bringen. Man soll mich als großzügigen Menschen in Erinnerung behalten.«
    »Ihr Zynismus ist nicht mehr zu übertreffen, Rick!« keuchte Paddy.
    »Jack, ich will auch Ihnen etwas ganz deutlich sagen: Ich bin in dieses Drecknest gekommen, weil ich einen Auftrag habe. Als ehrlicher Geschäftsmann liefere ich für das Geld, das ich kassiere, eine gute Arbeit! Ich lasse mich nicht behindern, ebensowenig, wie sich ein Tischler hindern läßt, ein Brett zu hobeln. Auch von Ihnen lasse ich mir keine Behinderung gefallen, Jack. Ist das klar?«
    »Völlig klar!« Paddy lehnte sich zurück. Er war sich der Gefährlichkeit seiner Lage voll bewußt. Wir alle sind jetzt Gejagte, dachte er. Nicht Dr. Högli und Pater Felix allein, nein, wir alle! Und es wird noch schlimmer, wenn Haverston sein Ziel erreicht. Dann bin ich der rechtlose Sklave der ›Organisation‹, dann können sie mir diktieren, was sie wollen. So absurd es ist – man muß jetzt der Verbündete von Högli und Felix sein, so lange, wie Haverston im Tal ist!
    »Woran denken Sie?« fragte Rick ruhig. Paddy starrte ihn verdrossen an.
    »Ich überlegte, daß Sie recht haben, Rick. Wir haben hier in Santa Magdalena gegen alles gekämpft: gegen Hitze, Durst, Krankheiten, Mißernten, Regen, Sturm, sogar Eisschauer und Geröll-Lawinen haben wir erlebt – aber mit einem professionellen Killer hatten wir noch nicht zu tun. Da müssen wir uns erst umstellen.«
    Haverston lächelte höflich. »Darf ich weiter frühstücken?« fragte er. »Mir fehlt noch ein Toast als Magenschluß.«
    »Fressen Sie sich die Hölle hinein!« schrie Paddy und sprang auf. »Ich sehe nach Lopez. Der arme Kerl muß verbunden werden. Warum mußten Sie ihn zweimal in den Hintern schießen?«
    »Das ist ungefährlich.« Haverston bestrich den Toast dick mit sahniger Butter, die von kleinen Eiswürfeln umgeben war, damit sie in der fürchterlichen Hitze nicht schmolz. Der Himmel hing wie geschmolzenes Blei über dem Tal.

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