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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist Sperrgebiet! Seuchengefahr!‹, setzt er sich auf meinen Schreibtisch und schlägt die dürren Beine übereinander. ›Hör mal, Väterchen –‹ sagt er. Wirklich, er sagt Väterchen! – ›Hör mal! Du hast da einen Hubschrauber stehen, den nehme ich!‹ Darauf holt er einen dicken Revolver aus dem Rock, legt ihn auf den Tisch, dazu zweihundert US-Dollar, und fragt: ›Was willst du haben?‹ – Mr. Paddy, was soll ein Mensch wie ich da machen? Die zweihundert Dollar …«
    »Und du hast den Mann mitgenommen?«
    Paddy spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken sträubten. Wenn er das ist, dachte er, o Himmel, wenn das Haverston ist, beginnt hier das große Bluten. Er wollte doch erst in vier Tagen kommen! Ich habe doch ganz klar nach El Paso berichtet, wie die Lage hier steht! Auch ein Rick Haverston kommt jetzt nicht weiter.
    »Wie heißt er?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Keine Ahnung. Er wollte unbedingt zu Ihnen.«
    »Und Sie Rindvieh nehmen ihn mit, in einem Polizeihubschrauber? Diesen Mann!«
    »Mr. Paddy – wenn Sie den Revolver und die zweihundert Dollar gesehen hätten …«
    »Haben Sie keinen Revolver?«
    »Ich kann doch nicht einfach jeden erschießen, der mich nach dem Weg nach Santa Magdalena fragt.«
    »Diesen Kerl doch! Sie hätten von mir tausend Dollar bekommen, wenn Sie mir das berichtet hätten.«
    »Tausend Dollar?« Mendoza Femola wischte sich über das schwitzende Gesicht. Zu seinen Füßen begann jetzt der ›hohe Einlauf‹ mit einer Kombination von schwacher Kochsalzlösung und Antibiotika. Evita und Matri hielten Tenabos Kopf fest.
    »Ist das ein Angebot, Mr. Paddy?« fragte Mendoza leise.
    »Ich halte es aufrecht.«
    »Man kann immer noch Versäumtes nachholen, Sir.«
    »Täuschen Sie sich nicht über Ihren Fluggast, Mendoza! So schwindsüchtig er auch aussieht, er ist gefährlich. Haben Sie schon einmal einem hungrigen Panther das Pfötchen gehalten?«
    Femola grinste verlegen. »Denken Sie an meine Frau, Sir?«
    »Das ist kein Witz, Mendoza! Dieser Mann ist kein Panther. Für diesen Mann gibt es keinen Vergleich aus der Tierwelt. Und doch kann man darüber streiten, ob er noch ein Mensch ist.«
    Dr. Högli hatte den Einlauf beendet, jetzt wurde der Dauertropf angesetzt. Nährlösung, Glukose, noch einmal Terramycin. Mehr konnte man wirklich nicht tun. Einen Augenblick dachte er daran, wie er auf dem Lehrgang im Tropeninstitut eine akute Cholera zu behandeln gelernt hatte. Da war von Isolation die Rede, völliger Sterilität der Umgebung, amtlicher Meldepflicht – die Amtsperson wäre hier Mendoza Femola gewesen, die es weitergeben mußte nach Chihuahua –, Quarantäne der gesamten Umgebung, Desinfizierung aller Gegenstände und Wohnräume, prophylaktische Maßnahmen bei den betroffenen Kontaktpersonen. Und jetzt die Wirklichkeit in Santa Magdalena! …
    »Paddy!« sagte Högli laut.
    Jack Paddy fuhr herum, als habe man auf ihn geschossen.
    »Antonio muß gewaschen werden! Dann kann ich ihn in mein Hospital bringen. Zum Waschen brauche ich Wasser. Ich werde Pater Felix bitten, es aus dem Kirchenbrunnen zu schöpfen, aber nur, wenn ich von Ihnen dafür wieder fünfhundert Liter sauberes Trinkwasser bekomme.«
    »Sofort, Doktor.« Paddys Stimme klang seltsam rostig. »Von mir aus: Holen Sie mit Ihrem Faß wieder Wasser von mir. Nur – es wird nicht mehr möglich sein.«
    Um den Altar herum kam Pater Felix. Aus dem Kirchenraum klang dumpf vielstimmiges Gemurmel. Die Indios beteten und warteten.
    »Fertig?« fragte er.
    »Ja.« Dr. Högli erhob sich von den Knien. »Als Arzt habe ich meine Pflicht getan. Tenabo könnte überleben. Er hat die Konstitution eines Büffels. Von nun an reden wir wieder anders miteinander, Paddy!«
    »Stop!« Paddy machte ein gequältes Gesicht. Polizeichef Femola tuschelte abseits mit seinem Sergeanten Lopez. Eintausend Dollar für das schwindsüchtige Kerlchen! Solche Angebote fallen nicht jeden Tag vom Himmel.
    »Sie verkennen unsere gemeinsame Lage. Femola, dieses Rindvieh, hat einen Gast nach Santa Magdalena mitgebracht. Verstehen Sie?«
    Pater Felix verstand es sofort, noch vor Dr. Högli. Er nahm seine Stola ab und legte sie zusammen.
    »Der Killer ist gekommen?« sagte er ruhig.
    Paddy nickte. Er hatte ein Gefühl in der Kehle, als habe er konzentrierten Essig getrunken.
    »Wo ist er?« fragte Dr. Högli. Er schielte zu Evita. Sie lehnte an der Tür zur Sakristei. Ihre schönen Augen waren vor Angst geweitet.
    »Vielleicht draußen vor

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