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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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entsetzlich, aber welche Erklärung konnte es sonst geben?
    »Mein Gott.« Alle Farbe wich aus Clarice’ Gesicht. Sie schwankte, und Edward konnte sie gerade noch auffangen. Er half ihr, sich auf eines ihrer Gepäckstücke zu setzen. Sein Blick wanderte die Bahnstrecke entlang, die sich am Horizont in der Wüste verlor, und schaudernd stellte er sich vor, wie Arabella verletzt und hilflos irgendwo in der glutheißen Weite lag und auf den Tod wartete.
    »Ich muss zurück und meine Tochter suchen«, sagte er entschlossen.
    Jetzt war es der Zugführer, der blass wurde. »Das kann ich nicht zulassen, Sir.«
    »Und was wollen Sie dagegen tun? Mich aufhalten?«, stieß Edward zornig hervor.
    »Sir, Ihrer Tochter ist nicht geholfen, wenn Sie jetzt auf eigene Faust losgehen und vielleicht dabei umkommen. Sobald wir in Alice Springs sind, werden wir die Behörden alarmieren, damit sie eine sofortige Suche einleiten.«
    Clarice klammerte sich an Edwards Arm. »Er hat Recht, Edward. Der Zug hat heute Nacht einige hundert Meilen zurückgelegt. Du kannst diese Strecke nicht zu Fuß gehen!«
    Die Worte seiner Frau trafen Edward wie ein Schlag in den Magen. Die Entfernungen in diesem Land waren gewaltig. Wie sollten sie Arabella in einem Gebiet von so riesigen Ausmaßen finden?
    Der Zugführer rief zwei Angestellte herbei und befahl ihnen, das Gepäck der Fitzherberts zu tragen. »Wo werden Sie in Alice Springs wohnen, Sir?«
    »Im Central Hotel in der Todd Street«, antwortete Edward benommen.
    »Wir werden Ihre Sachen dorthin bringen, Sir. Kümmern Sie sich um Ihre Frau. Sie braucht Sie jetzt. Sobald wir in Alice Springs sind, werde ich die Polizei informieren, damit die Suche unverzüglich eingeleitet wird. Nur so hat Ihre Tochter eine Chance, Sir.«
     
    Arabella schlug die Augen auf und stieß einen gellenden Schrei des Entsetzens aus. Unzählige Ameisen krabbelten über ihre Beine. Sie sprang auf, stampfte mit den Füßen und streifte mit beiden Händen hektisch die wimmelnden Tiere von ihrer Haut, die von den schmerzhaften Bissen brannte. Nie wieder würde sie sich in dieser elenden Wüste auf den Boden legen! Arabella rieb sich die Beine mit Sand ab und humpelte aus dem kärglichen Schatten des Baumes in die gleißende Sonne. Als sie an sich hinunterschaute, erschrak sie heftig. Ihre Haut war übersät mit roten, juckenden Quaddeln. Vor Schmerz und Verzweiflung brach sie in Tränen aus. Sie sehnte sich nach der Geborgenheit ihres Elternhauses in London, nach menschlicher Gesellschaft, nach der Betriebsamkeit der Stadt. Ihre elende Situation erschien ihr wie ein Albtraum. Sie begriff nicht, wie sie in eine solche Lage hatte geraten können.
    Musste sie hier draußen sterben? Sie stellte sich vor, wie jemand eines Tages ihr Skelett entdeckte. Oder es würde nie gefunden, und ihre Eltern würden niemals erfahren, was geschehen war …
    Der Gedanke war ihr unerträglich.
    Ringsum herrschte Totenstille. War der Zug vorbeigefahren, als sie geschlafen hatte, und sie hatte ihn nicht gehört? Arabella fragte sich, wie weit sie sich von der Bahnstrecke entfernt hatte. Suchend ließ sie den Blick über die flirrende Landschaft schweifen. Die Sonne stach unbarmherzig, und sie spürte, wie ihre Arme schmerzhaft brannten, doch unter den Baum, wo der Ameisenhaufen war und anderes Getier herumkroch, würde sie sich auf keinen Fall mehr setzen. In ihrem Kopf drehte sich alles, und der quälende Durst war kaum zu ertragen. Sie dachte an das trockene Sandwich, das sie im Zug verschmäht hatte. Jetzt hätte sie alles dafür gegeben. Und dazu ein großes Glas Wasser! Für ein Glas Wasser hätte sie dem Teufel ihre Seele verkauft.
    Am frühen Nachmittag brach Arabella entkräftet zusammen. Trugbilder von vorbeifahrenden Zügen hatten ihren vor Hitze und Erschöpfung wirren Verstand genarrt. Sie verlor jeden Orientierungssinn und irrte im Kreis umher. Die Ameisenbisse an ihren Beinen juckten und brannten, und sie hatte rasende Kopfschmerzen.
    Als sie in den glühend heißen Sand fiel, wusste sie, dass sie nie mehr aufstehen würde. Sie konnte nicht einmal mehr weinen. Salzige Schweißtropfen liefen ihr in die Augen, und sie senkte die Lider. Ihre Lippen waren geschwollen und rissig. Ihre Zunge fühlte sich wie ein Stück Leder an. War dies das Ende?
    Plötzlich vernahm sie in der drückenden Stille, die nur vom Summen der Fliegen unterbrochen wurde, das Knacken eines Zweiges. Entsetzt dachte sie an die Wildhunde, die sie vom Zug aus gesehen

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