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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Statt dessen
begann sich der Nebel schließlich zu lichten. Mike konnte
noch immer nicht viel weiter als einige Schritte sehen,
aber er erkannte nun zumindest Ben wieder deutlich und
auch die vor ihm gehende Serena. Und dann fiel ihm auf,
daß ihm etwas Feuchtes über sein Gesicht lief, und als er
Bens Hand losließ und sich über die Wange fuhr, da
schimmerten ein paar Wassertropfen auf seinem
Handschuh.
»He!« protestierte Ben. »Wieso läßt du mich los?« Mike
griff hastig wieder nach seiner Hand, und sie gingen
weiter, aber er konnte nun sehen, wie sich auch in Bens
Pelzjacke immer mehr winzige schimmernde
Wassertröpfchen bildeten. Und noch etwas: Als Ben sich
gerade zu ihm herumgedreht hatte, da hatte er zum ersten
Mal seit Stunden jemanden reden sehen, ohne daß sein
Atem als grauer Dampf im Rhythmus der Worte vor
seinem Gesicht erschien. »Es wird wärmer«, rief
Trautman in diesem Moment vom Anfang der Gruppe her.
»Merkt ihr es auch?« Der Nebel ließ seine Worte noch
immer sonderbar dumpf und falsch klingen, aber er
verschluckte sie nun nicht mehr vollkommen. Und je
weiter sie gingen, desto mehr lichtete er sich. Bald
konnten sie wieder zehn oder fünfzehn Meter weit sehen,
so daß sie es nacheinander wagten, sich gegenseitig
loszulassen, trotzdem aber dicht beieinander blieben.
Ganz allmählich begann sich das, was sie von ihrer
Umgebung erkennen konnten, zu verändern. Unter ihren
Stiefeln knirschte noch immer Eis, aber dazwischen
schimmerte jetzt immer öfter der blanke Fels hindurch,
und hier und da glaubte Mike sogar einen Tupfen Grün
oder Braun zu erkennen. Und schließlich tauchten die
ersten Bäume vor ihnen auf. Eigentlich waren es nur die
Skelette von Bäumen. Blattlos und vielleicht schon vor
Jahrtausenden zu Stein erstarrt, reckten sie sich wie
vielfingrige schwarze Hände dem Himmel entgegen, der
noch immer hinter einer grauen, undurchdringlichen
Decke verborgen lag, und trotzdem atmete Mike bei ihrem
Anblick hörbar auf, denn es waren die ersten Zeugen von
Leben, auf die sie auf dieser eisigen Insel am Rand der
Welt trafen. Und es blieben nicht die einzigen. Die Anzahl
der Bäume nahm zu, so daß sie sich bald durch einen
regelrechten Wald bewegten, und auch wenn er tot und
vielleicht schon vor Urzeiten zu Stein erstarrt war, es gab
Leben in ihm
- ein paar Flecken kärgliches Moos hier,
einige Grasbüschel da, erbärmlich wenig, aber auch genug, um zu zeigen wie hartnäckig das Leben selbst unter
den ungünstigsten Umständen immer wieder Fuß zu
fassen vermochte.
Sonderbarerweise schien der Anblick dieses Waldes
Trautman eher zu beunruhigen. Sie waren immer
langsamer gegangen, seit sie in den versteinerten Wald
eingedrungen waren, und schließlich blieb Trautman
stehen und sah sich aus eng zusammengekniffenen Augen
um.
»Irgend etwas stimmt hier nicht«, murmelte er zum
wiederholten Male. »Diesen Wald dürfte es gar nicht
geben. Nicht so weit im Norden. Es ist viel zu kalt dafür. «
Genaugenommen war es das schon lange nicht mehr. Es
war beständig wärmer geworden, und Mike fiel erst jetzt
wirklich auf, daß er eigentlich schon seit einer geraumen
Weile gar nicht mehr fror. Trotzdem sagte er: »Dieser
Wald scheint sehr alt zu sein. Vielleicht Hunderte von
Jahren oder sogar Tausende. « »Hier war es auch vor
Tausenden von Jahren nicht wärmer«, behauptete
Trautman. »Im Gegenteil. « »Seht mal, dort vorne!« rief
Chris plötzlich. »Es wird heller. Der Nebel scheint sich zu
verziehen. « Aller Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf
die Richtung, in die Chris' ausgestreckter Arm wies, und
tatsächlich - vor ihnen schimmerte es heller durch die
Baumstämme. Es war noch kein wirkliches Tageslicht,
aber der Nebel war dort nicht mehr so dicht wie hier.
Wortlos und weitaus rascher als bisher marschierten sie
weiter. Die Bäume wurden immer dichter, und manchmal
mußten sie jetzt mitten durch die Skelette ebenfalls
versteinerter Büsche hindurch, die wie Glas unter ihren
Schritten zerbrachen, aber nach weiteren dreißig oder
vierzig Schritten hörte der Wald plötzlich wie
abgeschnitten auf, und als sie zwischen den letzten
Bäumen hervortraten, da hatten sie auch den Rand des
Nebels erreicht, und vor ihnen lag... Mike rieb sich
verblüfft mit den behandschuhten Fingern über die Augen,
nahm die Hände herunter, blinzelte, blinzelte noch einmal
und schloß schließlich die Augen, um in Gedanken ganz
langsam bis drei zu zählen, ehe er die Lider wieder hob.
Der Anblick hatte

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