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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich nicht verändert.
Unter ihnen breitete sich ein weites, von wucherndem
Grün erfülltes Tal aus. Es mußte mehrere Meilen breit und
so lang sein, daß sein jenseitiges Ende in grüngrauem
Dunst verschwand. Ein gewundener Fluß schlängelte sich
silbern glitzernd zwischen den Bäumen hindurch, die auf
dem Talboden wuchsen, und ein warmer, feuchter
Windhauch schlug ihnen ins Gesicht, begleitet von den
unterschiedlichsten Geräuschen, die zum Teil vertraut,
zum Teil fremd waren. »Das ist nicht möglich«, murmelte
Ben. »Ich... ich träume wohl! Ich muß am Seil abgerutscht
und furchtbar auf den Kopf gefallen sein!«
»Das vermuten wir alle schon seit einer geraumen Weile«, sagte Juan. Aber seine Stimme zitterte, und der gepreßte Ton, in dem er sprach, nahm den Worten jeglichen
scherzhaften Klang.
»Unglaublich!« flüsterte Trautman. »Das ist... ein
Wunder. «
»Da unten!« rief Chris. »Das ist Singh. Singh!« Das
letzte Wort hatte er geschrien, und die Gestalt, die gerade
in diesem Moment zwischen den Bäumen unter ihnen
aufgetaucht war, hatte es offensichtlich gehört, denn sie
änderte abrupt ihre Richtung und rannte mit weiten
Sprüngen auf sie zu. Es war tatsächlich Singh. Mike hatte
ihn im ersten Moment kaum erkannt, denn der Inder hatte
die dicke Pelzjacke ausgezogen, und auch der weiße
Turban, den er unter der Kapuze getragen hatte und ohne
den er normalerweise nie anzutreffen war, fehlte.
Wie auf ein unhörbares Kommando hin setzten sie sich
alle gemeinsam in Bewegung und liefen dem Sikh entgegen. Singh riß im Laufen die Arme in die Höhe und
winkte ihnen zu. Er rief irgend etwas, was Mike nicht
verstand, und er wirkte wie ein Mensch, der vor irgend
etwas davonrannte.
Und dann teilten sich die Bäume hinter dem Inder, und
das Ungeheuer brach heraus.
Der Anblick war so bizarr, daß Mike noch ein paar
Schritte weiterrannte, ehe er überhaupt begriff, daß das,
was er dort sah, wirklich war, und ungeschickt stolpernd
stehenblieb. Wenn dieser Wald und das fruchtbare Tal
schon unmöglich gewesen waren, dann war das, was sie
jetzt erblickten, geradezu absurd. Das Geschöpf mußte an
die drei Meter groß sein, und seine Länge schätzte Mike
auf gut das drei- bis vierfache. Es lief auf zwei gewaltigen
Hinterbeinen, hatte einen schlanken, trotzdem aber sehr
muskulösen Körper und zwei geradezu lächerlich kleine
Vorderläufe, die beinahe an menschliche Arme erinnerten,
nur daß sie nicht in Händen, sondern in
furchteinflößenden, dreifingrigen Klauen endeten, die es
gierig nach seinem Opfer ausgestreckt hatte. Ein langer,
sehr kräftiger Schwanz, den es im Laufen fast waagrecht
ausgestreckt hatte, hielt das schreckliche Geschöpf im
Gleichgewicht. Der Kopf war ein wahrer Alptraum. Er
schien viel zu groß für den Rest des Körpers, und in dem
weit aufgerissenen Maul, in dem Dutzende von
gebogenen, sicherlich fingerlangen Zähnen blitzten,
konnte ein sitzender Mensch bequem Platz finden. Das
Geschöpf mußte mindestens drei oder vier Tonnen
wiegen, denn Mike konnte trotz der noch großen
Entfernung spüren, wie der Boden unter seinen Schritten
erbebte, aber es bewegte sich trotzdem mit unglaublicher
Geschwindigkeit. Seine ungeheure Größe ließ es weitaus
plumper erscheinen, als es war.
Und trotzdem war es nicht seine Größe oder der Anblick
des furchterregenden, aufgerissenen Maules, die Mike
sekundenlang wie gelähmt dastehen und dem
heranrasenden Koloß entgegenstarren ließ. Es war der
Umstand, daß er wußte, was das für ein Geschöpf war. Er
hatte ein Wesen wie dieses noch niemals lebend gesehen kein Mensch auf der Welt hatte das, aber natürlich kannte
er Bilder, und er hatte mehr als einmal mit offenem Mund
vor dem Skelett einer solchen Kreatur gestanden.
Das Wesen, das Singh verfolgte, war nichts anderes als
ein leibhaftiger Dinosaurier!
Und erst als er dieses Wort ganz bewußt dachte, wurde
ihm klar, in welcher Gefahr sie sich alle befanden. Mit
einem gellenden Schrei wirbelte er herum und rannte den
Hang wieder hinauf, so schnell er nur konnte, und im
gleichen Moment erwachten auch die anderen endlich
wieder aus ihrer Erstarrung und ergriffen die Flucht. Sie
hatten sich noch nicht allzuweit vom Waldrand entfernt,
und das Entsetzen über den Anblick des urzeitlichen
Tieres gab ihnen zusätzliche Kräfte.
Trotzdem hätten sie es beinahe nicht geschafft. Der
Saurier mußte wohl Mikes Schrei gehört haben, denn als
Mike im Rennen einen Blick über die Schulter
zurückwarf, da

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