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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vollen Lauf einen Baum
hinaufrannte, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel,
daß der Raptor nicht ein ebensoguter Kletterer wie Läufer
war, dann schlossen sich die Büsche hinter ihnen.
Aber sie waren nicht allein. Überall rechts und links von
ihnen raschelte und knackte es plötzlich im Gebüsch, und
plötzlich waren Schatten da, die ihnen folgten. Chris
verstand offenbar tatsächlich so viel von Dinosauriern, wie
er immer behauptete
- der Raptor war nicht allein
gekommen. Es mußte ein ganzes Rudel sein, das sich
unbemerkt von hinten an sie angeschlichen hatte. Hätten
sie auch nur noch ein paar Sekunden länger gezögert, wäre
es um sie geschehen gewesen. Mike und Chris brachen
durch die dornigen Büsche und rannten wie nie zuvor im
Leben, aber ihre Verfolger holten trotzdem auf. Sie waren
noch immer nicht sichtbar, aber das Splittern von Ästen
und das Trappeln harter, klauenbewehrter Füße auf dem
Boden kam rasch näher, und jetzt hörten sie auch die
Schreie der Tiere
- schrille, heisere Rufe, mit denen sie
sich zu verständigen schienen.
Nebeneinander stürmten sie auf den freien Bereich in
der Triceratopsspur hinaus. Mike registrierte voller
Entsetzen, daß Ben und Juan den Baum mittlerweile schon
verlassen hatten und auch Trautman und die anderen auf
dem Wege nach unten waren. »Ben! Juan!« Mike schrie,
so laut er konnte, und winkte mit beiden Armen. »Haut ab!
Zurück auf den Baum! Unser Fanclub ist im Anmarsch!«
Die beiden Jungen, die ruhig dastanden und sich unterhielten, sahen bei seinem Schrei auf und blickten ihnen
fragend entgegen. Plötzlich erscholl dicht hinter Mike ein
splitterndes Geräusch, und der Ausdruck auf den
Gesichtern der beiden verwandelte sich schlagartig in
pures Entsetzen. Juan und Ben fuhren auf der Stelle herum
und rannten mit Riesensätzen wieder zum Baum zurück.
Mike hörte das Hämmern der Füße näher kommen und
versuchte, noch schneller zu laufen. Im buchstäblich
letzten Moment erreichten er und Chris den geschuppten
Stamm des Riesenbaumes, und die Angst verlieh ihnen
schier Flügel: Mike rannte den Baum regelrecht hinauf,
und auch Chris entwickelte eine Geschicklichkeit, von der
er normalerweise nicht einmal zu träumen gewagt hätte.
Erst als sie bereits drei oder vier Meter über dem Boden
waren, wurde Mike ein wenig langsamer und wagte es
auch, nach unten zu blicken. Es waren sieben oder acht
Raptoren, die ihnen aus dem Wald heraus gefolgt waren,
und zwei von ihnen krochen tatsächlich ungeschickt, aber
sehr zielsicher am Baumstamm hinauf, wobei sie sich mit
ihren riesigen Klauen in der schuppigen Rinde
festklammerten und mit ihrer Körperkraft wettmachten,
was ihnen an Geschicklichkeit fehlen mochte.
Singh griff mit beiden Händen zu und hievte erst ihn,
dann Chris in die Astgabel empor, in die sie sich wieder
zurückgezogen hatten, dann beugte er sich abermals nach
vorne, hielt sich mit der linken Hand am Baumstamm fest
und schwang mit der anderen einen unterarmdicken Ast.
Als der erste Raptor in seine Reichweite kam, versetzte er
ihm einen Hieb, der einem menschlichen Angreifer
glattweg den Schädel zerschmettert hätte.
Der Raptor grunzte, hielt für einen Moment mit dem
Klettern inne und sah Singh fast vorwurfsvoll an. Und
kletterte weiter.
Singh versetzte ihm einen zweiten, noch heftigeren
Schlag. Diesmal schüttelte der Saurier benommen den
Kopf. Eine Sekunde später grub er erneut die Krallen in
die Baumrinde und setzte seinen Weg fort. Singh fluchte,
richtete sich wieder auf und ergriff seine improvisierte
Keule mit beiden Händen. Als der Schädel der
Schreckensklaue über dem Ast erschien, auf dem sie
saßen, schwang er seine Waffe mit beiden Armen und
wollte sie dem Ungeheuer ins Gesicht schmettern. Aber
der Saurier reagierte wieder mit unglaublicher
Schnelligkeit. Seine Kiefer schlossen sich mit einem
schnappenden Geräusch, und plötzlich hielt Singh nur
noch einen zersplitterten Stumpf in den Händen, während
der Rest des Knüppels zwischen den mahlenden Zähnen
des Raubsauriers verschwand. Singh verlor, durch die
Wucht seines eigenen Hiebes nach vorne gerissen, die
Balance, kippte zur Seite und fiel genau auf den Saurier.
Und was seine Hiebe nicht zustande gebracht hatten, das
schaffte sein Aufprall. Der Raptor stieß ein häßliches
Zischen aus, öffnete das Maul und griff mit beiden
Vorderläufen nach der Beute, die ihm freundlicherweise
direkt in die Arme zu fallen schien. Daß er dazu seinen
einzigen Halt loslassen mußte,

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