Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
begriff er wohl eine
Winzigkeit zu spät...
Wäre die Situation nicht so todernst gewesen, dann hätte
Mike vielleicht laut aufgelacht. Das starre Reptiliengrinsen des Sauriergesichts verwandelte sich in einen
Ausdruck von Verblüffung und dann fast komischen
Entsetzens
- und dann kippte der Raptor mit einem
schrillen Quieken nach hinten und stürzte in die Tiefe.
Und nicht nur das. Seine haltlos wedelnden Vorderläufe
rissen auch noch den zweiten Saurier mit, der sich knapp
unter ihm befand.
Doch damit war die Gefahr keineswegs vorüber. Während Trautman und Juan Singh mit vereinten Kräften
wieder in die Sicherheit der Astgabel hinaufzogen, beugte
sich Mike vor und sah nach unten. Die beiden abgestürzten Raptoren lagen nebeneinander am Boden und
rührten sich nicht mehr, aber es gab noch weitere Tiere,
die ihren Baum belagerten. Im Moment versuchte keines
zu ihnen heraufzuklettern, aber früher oder später, das
wußte Mike, würden sie es tun, und einen gleichzeitigen
Angriff von mehreren dieser Bestien würden sie kaum
abwehren können. Im Grunde hatten sie auch den ersten
nur durch Glück abgeschlagen. »Das sieht nicht gut aus«,
sagte Trautman düster. »Was sind das für Wesen?«
»Raptoren«, antwortete Chris. »Wahrscheinlich sind sie
der Herde gefolgt, die wir gestern abend gesehen haben,
aber ich schätze, daß sie auch mit anderer Beute
vorliebnehmen. Sie gehören zur Gattung der Dromaeosaurier - das sind kleine, schnelle Fleischfresser. Sehr
gefährlich und sehr schlau. Manche Wissenschaftler
glauben, daß es die gefährlichsten überhaupt waren. Sie
haben selbst die ganz großen Saurier angegriffen und
erlegt und... «
Chris brach ab, blinzelte ein paarmal und sah verblüfft in
die Runde. Es war sehr still geworden, während er sprach,
und die Aufmerksamkeit hatte sich von den Sauriern zu
ihm verlagert. Alle blickten ihn böse an.
»Was habt ihr denn?« fragte er. »Ihr könnt mir ruhig
glauben! Sie haben selbst die Allosaurier gejagt, und man
hat Skelette von Diplodocus gefunden, die
-« »Chris«,
sagte Trautman sanft. »Vielleicht ist es besser, wenn du
jetzt den Mund hältst. « Chris sah ein bißchen beleidigt
drein, aber er war auch klug genug, Trautmans Rat zu
beherzigen und sein restliches Wissen für sich zu behalten.
»Die werden nicht aufgeben«, sagte Ben düster. »Verdammt, wie kommen wir jetzt hier weg?« Mike blickte
eine ganze Weile wortlos zu den Sauriern hinab, die
unruhig am Fuß des Baumes entlangschlichen. Einige von
ihnen hatten damit begonnen, ihre beiden toten
Kameraden aufzufressen, und für ein paar Sekunden
klammerte sich Mike an die Hoffnung, daß das reichen
könnte, um den Hunger der Raubtiere zu stillen. Aber er
ahnte auch selbst, daß das nicht so war. Er hatte den
Ausdruck nicht vergessen, den er in den Augen der
Schreckensklaue gesehen hatte. Diese Tiere jagten und
töteten nicht nur aus Hunger. »Wo ist Astaroth?« fragte
Serena plötzlich. »Ich weiß es nicht«, antwortete Mike.
»Er ist auf einen Baum geflüchtet. «
Serena starrte ihn aus großen Augen an. »Soll das
heißen, du hast ihn im Stich gelassen?« »Nun reg dich
nicht auf!« sagte Ben. »Er ist eine Katze, schon
vergessen? Er klettert bestimmt besser und schneller als
diese Biester. Außerdem haben sie im Moment eine
weitaus bessere Beute. Ich glaube nicht, daß sie sich für
einen zähen alten Katzenbraten interessieren. «
»Wir müßten sie irgendwie ablenken«, sagte Trautman.
»Aber wie?«
»He!« sagte Ben plötzlich. »Seht doch! Da!« Das letzte
Wort hatte er geschrien. Und auch Mike riß ungläubig die
Augen auf, als er sah, was plötzlich aus dem Wald
heraustrat, nicht einmal weit von der Stelle entfernt, an der
die Raptoren erschienen waren. Es war ein Triceratops. Es
war keiner der zehn Meter langen Giganten, die sie am
vergangenen Abend gesehen hatten, sondern ein viel
kleineres Tier, gerade so groß wie ein Kalb, aber trotzdem
schon mit der wuchtigen Panzerung und den riesigen
Hörnern, die seiner Gattung eigen waren. Es bewegte sich
langsam und irgendwie tolpatschig, aber trotzdem sehr
zielsicher auf den Baum und die ihn belagernden Raptoren
zu. Und hinter dem gewaltigen Knochenschild, der seinen
Schädel schützte, hockte eine einäugige schwarze Katze.
»Astaroth!« rief Serena laut. »Das ist Astaroth!« Mike
blinzelte ein paarmal. Der Anblick war so phantastisch,
daß er seinen Augen nicht traute. Aber das Bild blieb - aus
dem Wald heraus näherte sich ihnen ein

Weitere Kostenlose Bücher