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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenn
ich dich störe«, begann Ben, und das verwunderte Mike.
Ben entschuldigte sich nämlich so gut wie nie für irgend
etwas - schon gar nicht, wenn es im Grunde gar nichts zu
entschuldigen gab. Mike winkte ab. »Schon gut. Was
gibt's?« »Eigentlich nichts Besonderes«, antwortete Ben.
Er grinste und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Eine Fledermaus, wie? Hat Astaroth das auch gesagt?«
Mike schluckte die ärgerliche Antwort herunter, die ihm
auf der Zunge lag. »Er war nicht mit draußen«, erinnerte
er Ben. »Wie könnte er also etwas bestätigen, was er gar
nicht gesehen hat?«
»Stimmt«, sagte Ben. Sein Blick wanderte
zwischen
Mike und dem Kater hin und her, und jetzt wirkte er
eindeutig verlegen. »Andererseits sagst du doch immer
selbst, daß er deine Gedanken lesen kann. Vielleicht hat
er deiner Erinnerung ja ein bißchen auf die Sprünge
geholfen. Du hast vorhin mit ihm gesprochen. Beim
Essen. Stimmt's?«
»Und wenn?« fragte Mike. Seine Geduld neigte sich nun
dem Ende zu. »Was ist los? Du bist doch nicht nur gekommen, weil dir langweilig ist, oder?« »Nein«, gestand
Ben. Er sah sich suchend um und setzte sich schließlich
auf den einzigen Stuhl, den es in der Kabine gab. Das Bett
wäre weitaus bequemer gewesen, aber Mike hatte das
sichere Gefühl, daß Ben die Nähe des Katers scheute.
»Also um ehrlich zu sein
- ich... ich wollte dich schon
lange etwas fragen. Vielleicht ist die Gelegenheit nicht so
ideal, aber vorhin, als ich gesehen habe, wie du mit
Astaroth gesprochen hast -« Er brach ab, blickte wieder
kurz den Kater an und begann nervös mit den Füßen zu
scharren. Mike hatte ihn selten so verlegen und nach den
richtigten Worten ringend wie jetzt gesehen.
»Glaubst du, daß... daß ich das auch könnte?« fragte Ben
plötzlich übergangslos. Mike blinzelte. »Was?«
»Ich meine, glaubst du, daß er auch mit mir reden würde. So wie mit dir?« Es war Ben anzusehen, wie schwer es
ihm fiel, die Worte auszusprechen. Mike war vollkommen
überrascht. Daß er und der Kater in Gedanken miteinander
kommunizieren konnten, war allen an Bord immer ein
bißchen unheimlich gewesen, aber sie hatten es schließlich
akzeptiert. Daß nun gerade Ben diese Frage stellte, damit
hatte er wirklich nicht gerechnet.
Der einäugige Kater war nämlich keineswegs das, wonach er aussah: ein ganz normaler, wenn auch ein bißchen
großgeratener Kater. Mike hatte ihn vor nunmehr fast
einem Jahr in einer Kuppel auf dem Meeresboden
gefunden, zusammen mit dem Mädchen Serena, von der
sie damals noch nicht gewußt hatten, daß sie die letzte
überlebende Atlanterin war. Serena hatte in einem
gläsernen Sarg gelegen, in dem sie etwa zehntausend Jahre
lang geschlafen hatte, und Astaroth war ihr Wächter
gewesen.
Daß er kein normales Tier war, das hatte Mike spätestens am nächsten Tag begriffen. Astaroth hatte ihn gebissen, und Mike war in einen Fiebertraum gefallen, in
dem ihn die bizarrsten Alpträume und Visionen plagten.
Und als er am nächsten Morgen daraus erwachte, da hatte
er zum ersten Mal die lautlose Stimme des Katers in
seinem Kopf gehört.
»Ich bin nicht sicher«, sagte er nach einer Weile. »Ich
müßte ihn fragen. «
»Würdest du das tun?« sagte Ben kleinlaut. Mike nickte.
»Gern. Aber es ist nicht nötig. Du kannst ihn selbst fragen.
Er tut nämlich nur so, als ob er schläft. Er ist längst wach.
«
Er rechnete fest damit, daß Astaroth weiter den Schlafenden mimen würde, aber der Kater hob den Kopf und
sah Ben aus seinem gelben Auge an. Er schwieg. »Sehr
begeistert scheint er nicht gerade zu sein«, sagte Ben. Er
klang enttäuscht. »Aber vielleicht
-« Jemand hämmerte
gegen die Tür. Dann drang Serenas aufgeregte Stimme
durch das Metall: »Mike, schnell! Sie haben wieder
Funkkontakt zu den Schiffbrüchigen!«
Mike und Ben waren die letzten, die in den Salon
stürmten. Serena war bereits wieder zurückgelaufen, ehe
sie auch nur aus der Kabine herausgewesen waren, und auf
halbem Wege hatte Astaroth sie überholt. Die anderen
standen dichtgedrängt auf dem breiten Podest, das das
hintere Drittel des Salons einnahm und auf dem die
komplizierten Steuerinstrumente der NAUTILUS
untergebracht waren, und belagerten Singh, der mit
angespanntem Gesichtsausdruck vor dem Funkgerät saß
und in seine Kopfhörer lauschte. Trautman drehte sich zu
Mike und Ben herum. »Wir haben irgend etwas gehört«,
sagte er. »Aber der Empfang ist sehr schlecht. Vielleicht « »Da ist es wieder!«

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