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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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halbe Sekunde später hörte er nun wirklich das,
worauf er mit klopfendem Herzen die ganze Zeit gewartet
hatte: einen schrillen, zischelnden Schrei, dessen
Bedeutung ihm trotz all seiner Fremdartigkeit sofort klar
war. »Los!« brüllte Trautman. »Lauft!«
Mike sprang mit einem Ruck auf die Füße und stürmte
hinter Astaroth her, der vor ihnen im Zickzack durch das
Lager schoß und ihnen den Weg wies. Die anderen folgten
ihm dichtauf. Mike verschwendete keine Zeit damit, zu
ihnen zurückzusehen, aber er hörte sehr wohl, daß es nicht
nur ihre Schritte waren, die die bisherige Stille des Lagers
durchbrachen. Von der Sicherheit ihres Baumes aus
beobachtet, hatte das Lager schon groß ausgesehen. Jetzt
schien es kein Ende zu nehmen. Astaroth schoß nach
rechts, links, sprang einmal sogar mit einem gewaltigen
Satz über ein erst halb erloschenes Feuer, und die Zelte
flogen nur so an ihnen vorüber, aber so schnell sie auch
rannten, schienen sie trotzdem kaum von der Stelle zu
kommen. Immer mehr und mehr Schatten erfüllten die
Nacht, und bald hallte das Flußufer von den zischelnden
Schreien der Echsenwesen wider. Der Lärm ihrer Flucht
mußte das gesamte Lager geweckt haben. Der einzige
Grund, aus dem sie wahrscheinlich nicht schon in den
ersten Sekunden eingeholt und überwältigt wurden, war
wohl, daß sie auch für komplette Verwirrung sorgten.
Aber früher oder später, das wußte Mike, würde ihre
Flucht zu Ende sein.
Und als wäre das alles noch nicht genug, bemerkte Mike
in diesem Moment etwas, was seine Sorge noch vertiefte.
Astaroth bewegte sich nicht auf den Rand des Lagers zu,
sondern im Gegenteil immer weiter vom Wald weg.
Wohin um alles in der Welt brachte sie der Kater? Mike
war plötzlich gar nicht mehr so sicher, daß Astaroth
wirklich wußte, was er tat. Als er es schließlich begriff,
war es zu spät. Mit einem Male waren keine Zelte mehr
rings um sie herum. Das Lager der Dinosauroiden lag
hinter ihnen - aber sie befanden sich nicht im Wald. Nicht
einmal wirklich im Freien... Mike verspürte erneut einen
eiskalten, lähmenden
Schrecken, als ihm endgültig klar wurde, welchen Weg
aus dem Lager heraus Astaroth gefunden hatte. Der Kater
hatte sie direkt in die Triceratops-Herde geführt!
Nicht alle Tiere schliefen. Die meisten waren wach und
bewegten sich unruhig. Gewaltige, stachelgepanzerte
Köpfe drehten sich in ihre Richtung, mißtrauische Blicke
folgten ihnen, und Mike vernahm ein immer lauter
werdendes Brummen und Rumoren, als erwache die ganze
Herde gleich einem einzigen, gewaltigen Tier aus dem
Schlaf. Und irgend etwas sagte ihm, daß sie nicht
besonders erfreut auf die nächtliche Störung reagieren
würden.
»Um Gottes willen!« keuchte Mason. Natürlich hatte
auch er bemerkt, wo sie sich befanden, und Mike konnte
trotz der Dunkelheit sehen, daß er leichenblaß geworden
war. »Was - ?«
»Weiter!« unterbrach ihn Trautman. »Wir müssen weiter! Schnell!«
Aber Mason rührte sich nicht; ebensowenig wie seine
drei Begleiter. »Das ist doch Wahnsinn!« keuchte er. »Sie
werden uns tottrampeln!«
»Das werden sie nicht!« antwortete Trautman. »Aber
wenn wir noch lange hier herumstehen, dann kriegen sie
uns. « Er wies zurück auf das Lager, das sich mittlerweile
in heller Aufregung befand. Dutzende, wenn nicht
Hunderte der Echsenmänner bewegten sich in ihre
Richtung, und die Nacht hallte wider von ihren zischelnden Stimmen. Aber Mike fiel auch auf, daß sich die
Dinoiden längst nicht so schnell bewegten, wie sie es
gekonnt hätten. Entweder, dachte er, konnten sie in der
Nacht nicht besonders gut sehen... oder sie hatten Angst,
ihnen in die Herde hinein zu folgen. Er verscheuchte den
Gedanken. »Uns geschieht nichts«, sagte er. »Astaroth
weiß, was er tut. Keine Angst. «
Er wartete ein Sekunde lang darauf, daß Astaroths
Stimme in seinen Gedanken diese Behauptung bestätigte,
aber der Kater schwieg. Auch das trug nicht unbedingt
dazu bei, Mikes Sorge zu mildern. Trotzdem wandte er
sich mit einem Ruck um und ging voran, und tatsächlich
folgten ihm die anderen, wenn auch zögernd.
Tiefer und tiefer drangen sie in die gewaltige Herde ein.
Sie trafen jetzt kaum mehr auf schlafende Tiere. Die
allermeisten der geschuppten Giganten, denen sie
begegneten, waren wach und verfolgten sie mit
mißtrauischen Blicken, und zwei oder dreimal wurde auch
zornig ein gepanzerter Schädel in ihre Richtung
geschüttelt. Mike konnte die Verärgerung der Tiere regelrecht spüren. Sie

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