Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Jahren ihre eigene Familie gründen und dazu beitragen, dass der Name Stenmark im Barossa Valley unsterblich wurde. Es war für seinen Vater äußerst wichtig, dass die Familientradition fortgeführt wurde. Rolfe hatte viele Vorträge darüber gehört, dass sein Urgroßvater Fritz, der Rhein-Schloss gegründet hatte, und sein Großvater Wilfred Papa schon frühzeitig zu verstehen gegeben hatten, wie wichtig eine Familie war.
Einen Moment verschmolz sein Blick mit dem seines Vaters. Dann wandte er sich ab und tanzte mit Marta auf die andere Seite der Tanzfläche. Er wusste, dass sein Unabhängigkeitsdrang hohe Anforderungen an Papas Geduld stellte. Papa war damals strikt dagegen gewesen, dass Mutter Rolfe das Land vererben und ihm das Geld geben wollte, um es zu bebauen. Sie hatte jedoch in Deutschland eine Menge geerbt und darauf bestanden, jedem ihrer Kinder einen Anteil zu vererben, anstatt das Geld in Rhein-Schloss zu investieren, wie es Papa am liebsten gesehen hätte.
Rolfe war der Überzeugung, dass er viel von seiner Mutter hatte. Er war entschlossen, unabhängig und hatte den festen Willen, sich zu beweisen, vor allem was Krugerhoff
betraf. Wenn es nach der Meinung seines Vaters ginge, sollten allerdings sämtliche Familienmitglieder im Familienunternehmen tätig sein. Selbst Gretas Ehemann, John Michaels, war vor kurzem Geschäftssekretär der Weinkellerei geworden. Papa gefiel es gar nicht, dass Rolfe nicht seine gesamte Kraft der Familie widmete. Noch dazu zu einem Zeitpunkt, da viele Weingüter expandierten und kleinere Weingüter aufkauften, die unrentabel geworden waren.
»Ich werde langsam schwindlig von all dem Drehen, Rolfe«, sagte Marta und lehnte sich an ihn, während sie ihn zum Rand der Tanzfläche dirigierte. »Ich glaube, ich brauche noch ein wenig Champagner.«
Rolfes Gedanken darüber, wo sein künftiger Platz im Valley sein würde, wurden durch ihr Lächeln jäh unterbrochen. »Natürlich. Komm mit...« Er legte die Hand auf ihren Rücken, und sie verließen die Tanzfläche, um sich etwas zu trinken zu holen.
»Das Frühstück ist fertig, Carla. Komm schnell, bevor Sam die ganzen Pfannkuchen auffuttert.«
Angies Rufen riss Carla aus ihren Gedanken, aber irgendetwas, ein Name, den ihr Vater in seinem Tagebuch erwähnt hatte, beschwor eine Erinnerung herauf. John … Michaels . Sie stand auf und klappte das Tagebuch zu. Dann ging sie zur Anrichte, um die Dokumente durchzusehen, die Tom ihr gegeben hatte. Sie fand den Brief aus Südaustralien - von Michaels’ Immobilien, mit der Unterschrift von Luke Michaels darunter. Das musste derselbe Luke sein, der als kleines Kind im Tagebuch ihres Vaters vorkam. Wahrscheinlich war er jetzt Anfang dreißig.
Der Duft von gebratenen Pfannkuchen stieg ihr in die Nase, und ihr leerer Magen begann zu knurren. Sie legte den Brief in die Mappe zurück und ging gedankenverloren
in die Küche. Durch Luke Michaels bekundeten die Stenmarks Interesse am Kauf von Krugerhoff, ein Weingut, das seit über dreißig Jahren brachgelegen hatte. War das interessant für sie? Ja, ganz gewiss.
Angie musste noch etliche Sachen einkaufen und nahm Sam nach dem Frühstück mit in die Stadt. Das gab Carla die Möglichkeit, weiter im Tagebuch ihres Vaters zu lesen. Obwohl sie hungrig gewesen war, hatte sie nicht viel gegessen. Sie machte sich zu viele Gedanken, und die Achterbahn ihrer Gefühle verschlug ihr vollends den Appetit.
Die Arbeit auf dem Krugerhoff-Weingut machte Rolfe hungrig, und er war nachts in die Küche geschlichen, um sich ein Sandwich zu machen. Als Kurt plötzlich in die Küche gestürzt kam, sah er auf.
»Ich habe dich schon gesucht, Rolfie.«
Rolfe hielt inne, das Sandwich mit Bratwurst, Pickles und Käse zu belegen. Wenn Kurt ihm in letzter Zeit begegnete, endete es regelmäßig damit, dass Rolfe irgendetwas für ihn tun sollte. Sein älterer Bruder war ein Meister darin, Leute dazu zu bewegen, etwas zu tun, das sie gar nicht wollten. Ein Blick auf die Küchenuhr sagte Rolfe, dass er längst im Bett sein sollte. »Morgen bei Sonnenaufgang beginnt die Ernte auf Krugerhoff. Es dauert wahrscheinlich die ganze Woche, bis wir die Trauben gepflückt haben.« Er wartete auf Kurts Bitte, die prompt erfolgte.
»Du musst mir einen Gefallen tun«, begann Kurt und untermalte seine Rede mit einem gewinnenden Lächeln.
Rolfe hob eine Augenbraue. »Noch einen?« Auf Kurts Bitte, sich um Marta zu kümmern, war er letzte Woche mit ihr in Kurts Mercedes
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