Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
Vom Netzwerk:
Ernte hatte länger in Anspruch genommen, als er vermutet hatte, denn er hatte nur Otto und Ernst, die ihm halfen. Sie waren erst Freitagmittag fertig geworden und hatten daraufhin sofort einen Teil der Ernte in die Stielzerkleinerungsmaschine mit den rotierenden Schaufeln geschüttet, die die Stiele und Überreste beseitigte.
    Es blieb ihm gerade noch genug Zeit für eine blitzschnelle Dusche, bevor er sich schweren Herzens - denn draußen waren es fast 30 Grad - in seinen dunkelgrauen Anzug zwängte. Als er fertig war, wartete er in dem weiten, gefliesten Foyer mit dem Tisch in der Mitte, der stets mit frischen Blumen geschmückt war, auf Marta. Innerlich freute er sich, denn sie würden zur vornehmsten Weinprobe in der zur Zeit größten Weinkellerei im Valley gehen.

    Greta eilte geschäftig die Treppe hinunter und hielt Luke fest an der Hand, da seine kleinen Beinchen noch etwas wacklig auf der langen, breiten Treppe waren. Sie lächelte Rolfe zu, während sie und ihr Sohn zu der auf der Rückseite des Hauses gelegenen Küche zustrebten. »Du siehst wirklich toll aus, Rolfe. Marta ist fast fertig, ich soll dir ausrichten, dass sie nur noch ein paar Minuten braucht«, teilte sie ihm mit.
    Er wusste, dass Marta umwerfend aussehen würde, darauf hatte er sich schon vorbereitet. Aber er war nicht darauf gefasst, wie schön sie wirklich war, als sie jetzt in ihren hochhackigen goldenen Sandalen und ihrem hellroten Kleid leichtfüßig die Treppe hinunterschritt. Das Kleid war aus seidigem Material und umhüllte elegant ihren Oberkörper. Unter dem Rock trug sie verschiedene Schichten aus steifem Satin, und das tief ausgeschnittene Mieder wurde von bleifstiftdünnen Trägern gehalten. Ihren Hals schmückte eine goldene Kette mit einer großen, in Gold gefassten Perle, die perfekt zu den tropfenförmigen Perlenohrringen passte. Sie trug ihr glänzendes Haar offen, und mit jedem Schritt, den sie machte, schwang es hin und her.
    Er fühlte einen Knoten in seiner Brust, ein beklemmendes Gefühl in der Herzgegend, und es fiel ihm schwer zu atmen. Sein Herz begann zu rasen. Das starke Klopfen durchdrang seinen ganzen Körper und reichte bis in seinen Kopf und sein Trommelfell. Er spürte, wie seine Hände zuckten, denn er hatte das starke Bedürfnis, sie zu berühren. Vorsichtshalber steckte er sie in seine Hosentaschen. Plötzlich sprachlos geworden, konnte er nur lächeln. Auch sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Verzeihst du mir?«

    Mit halb erstickter Stimme, was Marta gar nicht aufzufallen schien, antwortete Rolfe: »Natürlich. Kurts Auto steht vor der Tür, aber es ist immer noch ziemlich heiß draußen. Ich mache das Verdeck zu, dann können wir die Klimaanlage anstellen.« Er spürte, wie in ihm eine starke Hitze hochwallte. Das Blut lief rascher durch seine Adern, und er fühlte sich unbehaglich. Die Dusche hatte keine erfrischende Wirkung mehr. Marta hakte ihn unter und drückte seinen Arm.
    »Dann gehen wir also. Kurt sagt, dass Weinproben Spaß machen, und im Valley gibt es nicht allzu viele davon.«
    »Ich glaube, sie werden zunehmend beliebter. Versprich mir, dass du dich nicht betrinkst. Kurt würde das keinesfalls gutheißen.« Rolfe lachte, um seine Worte abzumildern, aber in Stenhaus war ihm schon aufgefallen, dass Marta eine Vorliebe für starken Rotwein hatte.
    Marta, die seine Worte nicht störten, lachte ebenfalls. »Lieber Rolfe. Du bist genauso streng und dominant wie Papa Carl. Du solltest dich vielleicht etwas mehr entspannen.«
    »Hat Kurt gesagt, dass ich verkrampft bin?«
    »Nein, das ist mir selber aufgefallen. Du denkst zu viel, und wahrscheinlich hasst du Partys«, fügte sie intuitiv hinzu. »Stimmt das?«
    »Einige Partys. Weinproben sind in Ordnung. Sie sind im eigentlichen Sinne des Wortes ja auch keine Partys.«
    War das die Art und Weise, wie sie und andere ihn sahen? Als jemand, der sich nicht amüsieren konnte und der das Leben zu ernst nahm? Vielleicht stimmte das sogar, und er war sich dessen nicht einmal bewusst. Er wusste, dass er nicht so kontaktfreudig und freundlich war wie Kurt, Greta oder Lisel. Er wollte jedoch nicht, dass Marta annahm, er sei genauso streng und dominant wie sein Vater.
Aus einem Grund, dem er nicht zu tief nachgehen wollte, wünschte er sich, dass sie ihn als attraktiv, unterhaltsam und liebenswert betrachtete. Im Stillen schwor er sich, dass sie heute Abend einen anderen Rolfe erleben würde - einen

Weitere Kostenlose Bücher