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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Dann betrachtete er eine Weile das Zimmer. An Kurts verräterischem Gesichtsausdruck bemerkte Rolfe, dass seinen Bruder die große Ordnung, die in dem Raum herrschte, amüsierte. Kein anderes Familienmitglied war so zwanghaft ordentlich.
    Rolfe überhörte es geflissentlich, dass Kurt ihn beim Spitznamen nannte, den seine Mutter ihm gegeben hatte. In seinem Alter wurde er kaum mehr Rolfie genannt. »Solltest du vor dem Abendessen nicht noch etwas ausruhen?«
    Kurt grinste. »Ich ruhe mich doch aus. Also sag mir deine Meinung.«
    »Worüber?«
    Kurt rollte mit den Augen. »Über Marta, du Blödmann.«
    »Sie ist sehr schön, aber ich glaube, sie hat ein Problem mit den Augen«, sagte der jüngere Bruder und bemühte sich, ernst zu bleiben, als Kurt die Stirn runzelte.
    »Ihre Augen? Die sind okay. Was meinst du damit?«
    »Nun, Marta kann offenbar nicht klar sehen, wenn sie sich in einen solch hässlichen Trottel wie dich verliebt. Deine Verlobte sollte vor der Hochzeit mal ihre Augen nachsehen lassen.«
    Es entstand ein Scheinringkampf auf dem Bett, bei dem beide Brüder versuchten, die Oberhand zu gewinnen. Rolfe siegte. Er setzte sich rittlings auf Kurt und drückte seine Arme herunter.
    »Hey, seit wann bist du denn so stark?«, wimmerte Kurt gespielt angsterfüllt und gab sich geschlagen.
    Kurt ließ seinen Blick über Rolfes muskulöse Brust, seine starken, sehnigen Arme und seine breiten Schultern schweifen. »Seitdem ich angefangen habe, Krugerhoff aufzubauen.
Von körperlicher Arbeit kriegt man starke Muskeln.«
    »Ich freue mich darauf, mir das Weingut genau anzusehen. Greta und John singen ständig Loblieder über dich, aber...«
    Erfreut über seinen Sieg, ließ Rolfe seinen Bruder in Ruhe und setzte sich auf die Bettkante. »Aber was...?«
    »Ich bin nicht sicher, ob Papa sich darüber freut. Du weißt, dass er gern alles kontrolliert. Was du gemacht hast, ist ziemlich... selbstständig.«
    Rolfe warf Kurt einen fragenden Blick zu. Ohne es laut auszusprechen, wussten beide, warum er seine eigenen Wege gegangen war. »Hat Papa dir gegenüber irgendetwas erwähnt?«
    Kurt zögerte kurz. »Nun... indirekt. Papa ist ziemlich altmodisch. Meiner Ansicht nach ist das, was du getan hast, einfach toll, und irgendwie beneide ich dich dafür, dass du praktisch aus dem Nichts ein Weingut geschaffen hast. Das muss enorm befriedigend sein.« Rolfe nickte. »Aber jetzt zu wichtigeren Dingen: Marta! Ich bin froh, dass du sie magst, denn in den kommenden Wochen werde ich dich wahrscheinlich brauchen, damit du ihr etwas die Zeit vertreibst.«
    »Warum?«
    »Papa möchte unbedingt, dass ich mehr Verantwortung auf Rhein-Schloss übernehme. Das bedeutet, dass ich weniger Zeit mit Martha verbringen kann.«
    »Aber ich...«
    Kurt bemerkte, dass Rolfe rot wurde, und vermutete, dass das auf seine Schüchternheit zurückzuführen war. »Sie beißt nicht. Und du hast doch gesagt, du magst sie. Ich möchte, dass Marta ihr Englisch verbessert und dass ihr Barossa gefällt, denn es wird schon bald ihr Zuhause
sein. Ich möchte nicht, dass sie Heimweh nach Deutschland und ihren Freundinnen hat. Wir müssen sie bei Laune halten, damit sie zu beschäftigt ist, um die gewohnten Dinge zu vermissen.« Er hob eine Augenbraue. »Hast du verstanden?«
    »Natürlich. Aber… ich habe Krugerhoff. In knapp einem Monat ist Erntezeit. Ich habe nicht immer Zeit.«
    Kurt verzog das Gesicht und boxte seinen Bruder liebevoll auf den Arm. »Es muss ja auch nicht jeden Tag sein. Nur ab und zu. Das ist doch nicht zu viel verlangt.«
    Er sollte also Zeit mit Marta verbringen und sie unterhalten. Diese Aussicht war zwar verlockend, aber gleichzeitig Furcht erregend. Er mochte Kurts Verlobte schon viel zu sehr, aber nicht auf die Art, wie es sich für einen künftigen Schwager geziemte. Marta übte eine magnetische Anziehungskraft auf ihn aus. Aber wie konnte er Kurts Bitte abschlagen? Er wusste, dass ihm das nicht gelingen würde. »Ich helfe dir gerne.« Rolfe beobachtete, wie Kurt sich nach beendeter Mission vom Bett rollte und aufstand.
    »Großartig, Rolfie, vielen Dank.« Kurt drehte sich zufrieden um und verließ das Zimmer.
    Rolfe starrte einen Moment auf die geschlossene Tür. Er fügte sich jedoch in sein Schicksal, öffnete die oberste Schublade der kleinen Kommode, die neben seinem Bett stand, und griff nach einem länglichen Buch mit einem schwarzen Einband. Er nahm den Kugelschreiber, der zwischen den Seiten steckte, in die Hand und schlug eine

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