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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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durchs Haar. »Ich komme sofort zu dir. Ich kümmere mich um den Flug, und dann lass ich dich wissen, wann ich lande.« Wie auf Autopilot gestellt, sprang ihr Gehirn wieder an. Flugzeug. Beerdigungsvorbereitungen. Geld - nicht gerade etwas, von dem sie eine Menge hatte. Sie stöhnte. »Danke für alles. Ich weiß, dass es auch für dich schwer ist, Angie. Himmel«, ihr war klar, welch enges Verhältnis Angie und ihr Vater gehabt hatten, »wie schaffst du das bloß?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte kurzes Schweigen, dann hörte sie einen Seufzer. »Irgendwie.«
    »Ich ruf dich zurück, sobald ich mehr weiß.« Carla beendete das Gespräch und legte die Hand über ihren Mund . O Dad, warum ausgerechnet du und warum jetzt ...?
    Ihr Leben war langsam wieder zur Normalität zurückgekehrt. Gerade erst war sie über den Tod ihres Mannes einigermaßen hinweggekommen. Und jetzt ein weiterer Todesfall. Wie sollte sie ihrem Sohn erklären, dass sein geliebter Großvater tot war? Ihre Unterlippe begann zu zittern, und ihr Körper bebte, eine Reaktion auf diese unfassbare Nachricht. Dad war tot …

    Sie lehnte den Kopf an die Wand, schloss die Augen, und unter ihren geschlossenen Lidern tauchte das Bild ihres Vaters auf. Für sie war Rolfe Kruger kerngesund und unverwüstlich gewesen. Vor zwei Monaten war er erst sechsundfünfzig geworden, nach heutigen Maßstäben absolut kein Alter. Es war schwer, zu begreifen und zu akzeptieren, was geschehen war, aber sie wusste, dass sie es tun musste, schon allein Sams wegen. Mehr als je zuvor brauchte ihr kleiner Sohn jetzt ihre Stärke. Und außerdem musste sie ihr Schuldgefühl ablegen, dass sie ihren Vater in den letzten Jahren nicht so oft besucht hatte, wie sie es eigentlich hätte tun sollen. Doch sie hatte es sich einfach nicht leisten können - zeitmäßig wegen der Schule nicht und auch nicht finanziell.
    Sie ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen, nahm den Kugelschreiber in die Hand und fing an, eine Liste mit den Dingen zu erstellen, die sie zu erledigen hatte …
     
    Das Wetter passte genau zur Beerdigung von Rolfe Kruger. Es war ein grauer Tag, und der Regen prasselte auf die Trauergäste nieder, die sich auf dem Friedhof von Marlborough versammelt hatten. Die letzte Ruhestätte der Stadt wurde vom Pfarrer und den Gemeindemitgliedern gut gepflegt. Das Gras um die Gräber herum war ordentlich geschnitten, ebenso wie die Rosensträucher und die anderen dort stehenden Büsche. Man hatte dafür gesorgt, dass die Grabsteine, wie es im Laufe der Zeit geschah, nicht schief, sondern wie Wachposten in Reih und Glied standen - schweigende, von Flechten überzogene Zeugen für diejenigen, die einst gelebt, geliebt und gelacht hatten und dann verstorben waren.
    Angie Dupayne und Carla, die neben ihr stand, hatten die Hände ineinander verflochten, um sich gegenseitig zu stützen. Angie beobachtete insgeheim die vielen stummen
Trauernden unter den aufgespannten Schirmen. Obwohl Rolfe ein ziemlich abgeschiedenes Leben geführt hatte, war er im Tal und dem blühenden Weinanbaugebiet hochangesehen, und viele Menschen waren gekommen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Darauf wäre er bestimmt stolz gewesen.
    Ihre Beziehung war mehr gewesen als das übliche Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis. Angie hatte sich auf seine Anzeige, in der er eine Winzerin gesucht hatte, gemeldet, und er hatte sie angestellt. Allerdings war er nicht nur von ihren jahrelangen Erfahrungen, die sie in der Weinindustrie in Europa gesammelt hatte, sehr beeindruckt gewesen. In den fünf Jahren, in denen sie für Rolfe gearbeitet hatte, war seine Tochter Carla für Angie wie eine Tochter geworden. Sie war froh darüber, dass sich Carla so gut mit ihr verstand.
    Ihr Blick blieb eine Sekunde bei einem der Trauernden, Claude Webster, hängen. Claude war erpicht darauf, die Valley-View-Weinkellerei zu kaufen, weil sie an sein Grundstück grenzte. Er hatte Rolfe schon vor einiger Zeit ein Angebot gemacht, aber ihr Chef, der später ihr Liebhaber und Lebensgefährte wurde, hatte kein Interesse am Verkauf - der Weinanbau war sein Leben. Carla wiederum würde ebenfalls nicht verkaufen wollen. Vielleicht würde sie die Zügel in die Hand nehmen und das Weingut leiten, obwohl sie nur flüchtige Kenntnisse von der Weinherstellung hatte. Carlas Mutter, Gina, hatte Neuseeland verlassen, als Carla zehn Jahre alt gewesen war, und er war allein mit Carla in die Nähe von Marlborough gezogen. Weil Rolfe sein Weingut

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