Im Tal der Sehnsucht
kommen?“, fragte er. „Das Auto steht vor der Tür.“ Er wollte sie nur noch festhalten und trösten, ihr helfen, das furchtbare Erlebnis zu verarbeiten. Er selbst, das wusste er, würde nie ganz damit fertig werden.
„Ich gehe dahin, wo du hingehst“, antwortete sie. „Ich liebe dich von ganzem Herzen und werde dich lieben, solange ich atme. Stell dir vor, ich hätte das nicht mehr sagen können.“ Sie spürte wieder Ruperts Hand auf ihrem Rücken und begann heftig zu zittern. „Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Das weißt du doch?“
„Natürlich“, versprach Boyd, „und nun beruhige dich. Du hast einen schweren Schock erlitten. Ich bin bei dir, Liebste … wir sind zusammen. Ich werde dich niemals verlassen. Gemeinsam sind wir unbesiegbar, du und ich. Lass uns von hier verschwinden. Wir sprechen über gar nichts, bis du dich stark genug dazu fühlst.“
Er ahnt die Wahrheit, ging es Leona durch den Kopf. Hatte sie ihm jemals etwas verheimlichen können? Er würde sie immer wieder durchschauen, so wie er die Hintergründe der „Heldentat“ seines Vaters durchschaute.
„Immerhin hat hat er mich gerettet“, sagte sie traurig. „Wir müssen uns gegenseitig nichts vormachen, nicht wahr?“
„Nein.“ Er drückte sie fester an sich und führte sie langsam aus dem Zimmer heraus. Ihn schauderte bei dem Gedanken, was sein Vater in einem Augenblick geistiger Verwirrung versucht hatte, als sei er ein Rachegott, der sein Opfer forderte. Boyd konnte und wollte nicht daran denken. Zumindest jetzt nicht, obwohl ihn die Erinnerung nie mehr loslassen würde. Sein ganzes Leben gehörte von nun an Leona, seiner einzigen Liebe.
„Nur wir beide kennen die Wahrheit, und so soll es bleiben“, flüsterte sie.
Boyd wandte sich ihr zu und küsste sie. Es war das erste Mal, dass sie sich öffentlich küssten, und in Zukunft würden die Medien öfter darüber berichten. Man würde feststellen, dass man die beiden nur gemeinsam vor die Kamera bekam, keinen ohne den anderen. Sie würden „die Blanchards“ sein – ein Symbol für Reichtum und Macht, aber auch für Menschlichkeit und Familiensinn.
Der Tag neigte sich dem Ende zu, als Boyd und Leona Arm in Arm den langen Korridor hinuntergingen. Sie gehörten jetzt zusammen. Einer gab dem anderen Kraft. Die Pfleger und Schwestern, an denen sie vorbeikamen, lächelten voller Mitgefühl und weil sie spürten, dass diese beiden Menschen in tiefer Liebe verbunden waren.
Rupert Blanchards unglückliches Leben hatte ein dramatisches Ende gefunden.
Das Leben von Boyd und Leona hatte erst begonnen.
– ENDE –
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