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Im Tal der Sehnsucht

Im Tal der Sehnsucht

Titel: Im Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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Liebe.
    Die Worte kamen wie von selbst, aus den Tiefen ihrer Seele, wo sich die Wahrheit nicht verheimlichen ließ. Leona konnte nicht verhindern, dass sie plötzlich da waren. Sie konnte nur verhindern, dass sie über ihre Lippen kamen. Weder durfte Boyd, der viel zu hoch über ihr stand, sie jemals hören noch Rupert, der eigene Pläne für seinen Kronprinzen hatte. Sie konnte nicht anders, als Boyd ihr Herz zu schenken. Dass er ihre Liebe erwidern würde, war ein unerfüllbarer Traum.
    Trotzdem konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden. Niemand konnte das. Er war groß, athletisch gebaut, sonnengebräunt von den Tagen auf seiner Segeljacht, hatte dichtes schwarzes Haar, das die edle Stirn frei ließ, und faszinierend schöne Augen, deren tiefes Blau an die kostbarsten Saphire der Kronjuwelen erinnerte. Allein schon die Augen, die er von seiner Mutter geerbt hatte, zeichneten ihn vor allen anderen aus.
    Das angespannte Schweigen schien endlos zu dauern. Leona empfand es als ungeheuer schmeichelhaft, aber Boyd nahm es gelassen hin – wie einen gewohnten Tribut.
    Nein, korrigierte sie sich gleich darauf. Boyd versuchte niemals, Aufmerksamkeit zu erregen. Wahrscheinlich nahm er die Reaktion auf sein Erscheinen gar nicht wahr. Man hätte ihn für einen mittelalterlichen Prinzen halten können, der nach der Jagd heimkehrte und von einer bewundernden Menge empfangen wurde – wie es ihm gebührte.
    Leona spannte sich an. Rebellierte sie gegen diesen Auftritt? Ein bisschen vielleicht. Boyd mit allen anderen öffentlich zu huldigen war nicht nach ihrem Geschmack. Es gefiel ihr besser, sich als Einzige nicht beeindrucken zu lassen und sich so von ihm zu distanzieren. Mit diesem Widerspruch lebte sie nun schon seit Jahren. Hinter der Maske des Unbeteiligtseins, hinter wechselnden Strategien und ausgeklügelten Ablenkungsmanövern, die sie zu ihrem Selbstschutz entwickelt hatte, verzehrte sie sich unausgesetzt nach seinem Anblick.
    Wo du bist, will ich auch sein.
    Woher kannte sie diese Worte? Sicher aus einem wunderschönen Lied. Wie gut sie doch passten!
    Boyd lächelte und hob lässig eine Hand. „Hallo zusammen!“
    „Schön, dass du kommst!“, klang es im Chor zurück.
    „Wir erwarten für morgen ein rassiges Spiel!“ Das kam von einem Großonkel. Die Familie stellte die hingebungsvollsten Zuschauer bei Boyds Lieblingssport.
    Tonya benutzte den Moment, um zu Boyd hinzugehen und besitzergreifend eine Hand auf seinen Arm zu legen. Sie war eine kleine, zierliche Blondine und trotz ihrer scharfen Gesichtszüge auf ihre Weise anziehend. Selbst mit ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen wirkte sie neben Boyd wie ein Püppchen.
    „So eine Frechheit“, murmelte Geraldine und griff nach Leonas Arm. „Weiß sie nicht, wie sehr sie ihn irritiert?“
    „Wer hat sie eigentlich eingeladen?“, fragte Leona zurück und zog behutsam ihren Arm zurück.
    „Mein Bruder natürlich“, antwortete Geraldine und bestätigte damit Leonas Verdacht. „Er ist immer noch der alte Tyrann und streut gern Sand ins Getriebe. Wir wissen doch alle, wer die Richtige für Boyd ist.“
    Die Richtige für Boyd?
    Leonas Stimmung sank auf den Nullpunkt. „Meinst du Chloe Compton?“
    „Um Himmels willen, nein!“ Geraldine sah sie fast zornig an. „Hol dir endlich etwas zu essen, und komm dann zu mir zurück. Dürfen wir deinen Stiefbruder auch noch erwarten?“
    „Man hat ihn eingeladen. Außerdem gehört er zu Boyds Poloteam.“
    „Schon gut, mein Kind. Ich kenne deine Loyalität und bewundere sie.“ Geraldine nickte so heftig, dass der kleine Federbusch auf ihrem Hut zu tanzen begann. „Übrigens mag ich Roberto, obwohl er die Anlage zum Gauner hat. Sein Vater besaß auch diesen gefährlichen Charme. Was für ein mieser Kerl … einfach zu verschwinden und seinen Jungen alleinzulassen. Da konnte ja kein Engel aus ihm werden!“
    Besser kann man es nicht ausdrücken, dachte Leona.

3. KAPITEL
    „Wie geht’s, Flower Face?“
    Wieder diese Enge in der Brust. Diese fieberhafte Hitze im Blut. Diese Trockenheit im Mund … Wie immer versagten alle ihre Strategien. Sie war zu hellhörig geworden, um dem gefährlichen Zauber seiner Stimme nicht zu erliegen.
    Es war selten geworden, dass er sie mit diesem Kosenamen anredete: Flower Face – Blumengesicht. Wenn er es tat, durchlief sie ein wohliger Schauer, als hätte er ihren nackten Körper hauchzart gestreichelt. „Flower Face“ stammte aus ihrer Kinderzeit, als er sie wie ein verlorenes,

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