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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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ich zu sagen habe, beide hören, und dann werdet ihr mich nicht mehr bei euch haben wollen.«
    »Josefa! Josefa, unser Zug!« Keuchend und fuchtelnd stürzte Valentins Schwester auf sie zu und zerrte Franzi, die sie am Arm festhielt, mit sich. Josefa schmiegte sich an Katharina, wie um sich zu verkriechen.
    »Sie nehmen einen anderen«, sagte Katharina knapp. »Kommen Sie mit zu meinem Mann. Wir haben etwas zu besprechen.«
    »Aber dann verpassen wir doch das Schiff«, sagte Franzi, da Valentins Schwester zum Sprechen zu sehr außer Atem war.
    »Das tut mir sehr leid für Sie. Ich verspreche, wir bezahlen Ihnen Passagen auf einem anderen.«
    »Für mich braucht Ihnen das nicht leidzutun«, rief Franzi vergnügt. »Ich wollte hier sowieso nicht weg.«
    Irgendwie gelang es ihnen, aufzubrechen und sich zu viert noch einmal durch die Menge zu schlagen. Als Josefa Benito am Eingang der Halle stehen sah, begann sie zu laufen, dass die Übrigen nicht nachkamen. Zwei Schritte vor ihm blieb sie stehen. »Ich muss dir sagen, warum Tomás im Gefängnis ist«, rief sie auf Spanisch, so dass zwar wenigstens Valentins Schwester kein Wort, der Rest der Menschenmenge dafür aber alles umso besser verstand. »Die Schuldige bin ich. Tomás hat mir anvertraut, dass er der Geist des Pinsels war. Und ich habe ihn am Karfreitag an Jaime Sanchez Torrija verraten.«
    »Du armes Vöglein«, sagte Benito. »Ausgerechnet am Karfreitag. Und du hast wirklich gedacht, du bist schuld?« Als er die Arme öffnete, lief sie los und warf sich hinein. Er hielt sie und wiegte sich mit ihr. »Das hat Jaime Sanchez Torrija längst ohne dich gewusst«, raunte er ihr zu. »Außerdem hat Porfirio versprochen, Tomás für diesen Pinselspuk mit einer Geldstrafe davonkommen zu lassen. Das Verfahrene an der Sache ist der Mord an Felipe Sanchez Torrija. Aber den hat Tomás nicht begangen. Und wir werden nicht erlauben, dass man ihn dafür belangt.«
    Josefa konnte nichts sagen. Zitternd klammerte sie sich an ihm fest, während die gewaltige Belastung von ihr abfiel. Sie braucht eine Wärmflasche und einen Kakao, dachte Katharina und kam sich zum ersten Mal wahrhaftig alt vor. Wenn sie doch nur beide Töchter wieder hier hätte, wenn sie ihre gesamte Familie einschließlich Tomás in einen Zug packen und mit nach Hause nehmen könnte, nach El Manzanal, wo zumindest im Augenblick nicht einmal ein Sanchez Torrija wütete.
    »Wir zwei werden übrigens Großeltern«, sagte sie und küsste ihren Mann über den Kopf ihrer Tochter hinweg auf den Hals.
    Benito blickte auf.
    »Ich würde noch nicht anfangen, Rebozos zu weben«, bemerkte Dolores, die sich im Hintergrund gehalten hatte. »Manchmal täuscht man sich. Umso mehr, wenn man tief erschüttert ist und wochenlang kaum etwas isst. Apropos Essen, darf ich Sie alle einladen? Sie sehen aus, als würden Sie nicht gern jetzt schon auseinandergehen.«
    Von der einen Tochter, die sie wiederhatten, wollte Katharina sich die ganze Nacht nicht trennen, und außerdem mussten sie sich dringend um Valentins Schwester kümmern. Einem Restaurant fühlte sie sich nicht gewachsen, und so war sie dankbar, als Benito vorschlug, in seiner Wohnung zu essen. Doña Consuelo würde fluchen, aber letzten Endes würde sie in ihrer Küche verschwinden und den zusätzlichen Verdienst gern einstreichen.
    In der Kutsche saßen Josefa und Benito aneinandergeschmiegt, wie sie gesessen hatten, als Josefa ein Kind war. Schüchtern hielt Franzi ihr eine mit Samt bezogene Schachtel hin, die Katharina bekannt vorkam. »Das ist dir auf dem Bahnhof aus der Tasche gefallen«, sagte sie. »Willst du es jetzt, wo du deinen Vater wiederhast, nicht endlich aufmachen?« Josefa nahm die Schachtel, öffnete den Deckel, und Franzi entfuhr ein Laut. Auf dem Samtkissen lag ein Armreif aus massivem Gold, der einen letzten Strahl der Abendsonne fing und darin funkelte. »Kreuz sakra«, murmelte Franzi. »Wenn das meines wäre, ich würde es nie mehr abnehmen. Auch zum Schlafen nicht. Es ist viel zu schön dazu.«
    Josefa fuhr mit dem Finger über die glatte Oberfläche. »Ja«, murmelte sie. »Es ist schön …« Dann fiel sie Benito wieder um den Hals und rief, als würde sie jeden Augenblick erneut zu weinen beginnen: »O Tahtli, du hast es nicht gravieren lassen, weil ich diese scheußlichen Dinge über die zivilisierte Sprache gesagt habe, nicht wahr? Du hast gedacht, ich will den Vers von Netzahualcoyotl nicht mehr darauf haben!«
    »Gefällt es dir nicht?«,

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