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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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Kräften von dannen.
    »Sie muss das nicht hören«, sagte Katharina zu Josefa. »Valentin war ihr Bruder, und sein Andenken soll ihr von mir aus heilig bleiben. Benito wollte, dass auch dir sein Andenken heilig bleiben darf. Sooft ich dir die Wahrheit sagen wollte, hat er mich angefleht: Lass es uns für uns behalten. Mein kleines Mädchen soll damit nicht leben müssen. Ich habe darauf bestanden, dir zu sagen, dass Benito nicht dein Vater ist, weil ich selbst furchtbar gelitten habe, als ich als Erwachsene erfuhr, dass ich nicht das leibliche Kind meiner Eltern war. Benito hat das akzeptiert. Aber die Wahrheit über das, was damals passiert ist, erschien ihm immer zu schmerzhaft für dich. Daraus hat er sich einen feinen Strick gedreht, nicht wahr? Die Tochter, die er so dringend beschützen wollte, ächtet ihn, weil sie ihn für den Mörder ihres Vaters hält. Ich bettle nicht für ihn, denn das haben weder er noch ich nötig. Aber ich sage dir die verdammte Wahrheit, denn das lasse ich nicht auf ihm sitzen.«
    »Mamita«, murmelte Josefa kaum hörbar.
    Katharina spürte, wie ihre Lippen zitterten. Sie trat auf Josefa zu und schloss sie in die Arme. »Ich saß in einem Hotel in Santiago de Querétaro, als ich erfuhr, dass ich mit dir schwanger war«, sprach sie mit geschlossenen Augen in Josefas Haar. »Maximilians Truppen hatten den Krieg so gut wie verloren, die Stadt war von Juárez’ Armee umstellt. Jeder wusste, binnen Tagen würde es ein großes Schießen geben. Und ein großes Sterben. Es war nicht Valentins Schuld – ich selbst hatte darauf bestanden, ihn zu begleiten. Als ich aber begriff, dass ich ein Kind bekam, wollte ich nur noch aus der Stadt hinaus und mein Kleines in Sicherheit bringen.«
    Dass Valentin zu ihr gesagt hatte, es würden sich nach dem Krieg schon Wege finden, den unerwünschten Bankert loszuwerden, brauchte Josefa nicht zu wissen. Es war in ihrem Herzen begraben. Die Jahre mit Benito und den Kindern hatten auch diese Wunde geheilt.
    »Ich habe ihn rufen lassen – von einer Sitzung seiner Heeresleitung weg. Ich wollte, dass er mich aus der Stadt schaffen lässt, damit seinem Kind nichts geschieht, aber er fand, sein Kaiser sei wichtiger. Er habe für Frauen und Kinder keine Zeit, und ich solle selbst sehen, wie ich fertig würde. Ich kannte in der Stadt keinen Menschen. Dass oben auf dem Hügel mit der gegnerischen Armee Benito stand und sich nach mir sehnte, habe ich nicht gewusst. Auch nicht, dass er seine Einheit verließ, um durch den Fluss in die Stadt zu schwimmen und mich herauszuholen. Die entscheidende Schlacht, in der dein Vater starb, hat er nicht mitgemacht, denn er ist nicht mehr in den Krieg zurückgekehrt. Er fand, die heulende Frau in seinen Armen, die darum kämpfte, ihr Kind nicht zu verlieren, sei wichtiger. Er kann deinen Vater nicht getötet haben. Ich bin sein Alibi.« Eine Zeitlang hielten sie einander nur fest, weinten zusammen und schöpften ein wenig Kraft. »Fahr nach Tirol«, sagte Katharina dann. »Es ist dein Recht, Valentins Land und seine Familie kennenzulernen, und wenn du dich dort mehr daheim fühlst als hier, ist es natürlich auch dein Recht, dort zu bleiben. Aber fahr nicht, ohne Abschied zu nehmen. Was immer wir falsch gemacht haben, Josefa – du bist unser Kind. Wenn du von uns fortgehst, müssen wir dir wenigstens winken dürfen.«
    Josefas Arme schlossen sich so fest um ihren Leib, dass ihr die Luft wegblieb. »Mamita«, schluchzte sie. »Ich bekomme auch ein Kind. Von Jaime Sanchez Torrija.«
    Und auch das weiß jetzt der ganze Bahnhof, dachte Katharina resigniert und wunderte sich nicht einmal, dass sie sich kein bisschen aufregte. Sie wartete das Fauchen und Pfeifen, mit dem der Zug einfuhr, ab, ehe sie sagte: »Das scheint in unserer Familie zur Tradition zu werden. Und in zwanzig Jahren stehst du dann mit deiner Tochter an einem Gleis und versuchst verzweifelt ihr zu erklären, dass ihr Vater kein strahlender Held war und du keine böse Hexe, sondern nur ihre fehlbare Mutter. Wenn ich noch lebe, sag mir Bescheid – ich komme und stehe dir bei.«
    Josefas Lächeln lebte keinen Herzschlag lang, dann verfinsterte sich ihre Miene, und sie würgte von neuem an Tränen. »Ich kann wirklich nicht bleiben«, wisperte sie. »Das mit dem Kind ist nicht das Schlimmste – und nicht einmal das, was ich dem Vater angetan habe.«
    »Was ist denn das Schlimmste?«
    Josefa schüttelte den Kopf. »Können wir zu Vater gehen? Ihr müsst das, was

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