Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
Immerhin juckte oder schmerzte es nicht.
    Rasch trocknete er sich ab, suchte ein frisches, blütenweißes Beinkleid aus seiner Truhe und zog es an. Dann tauchte er die beschmutzte Hose in die Waschschüssel und wusch den stechenden Uringeruch aus. Zum Schluss überprüfte er noch einmal sein Erscheinungsbild im Spiegel, richtete die silberne Offiziershalsberge und die scharlachrote Uniformjacke. Dann öffnete er die Tür und rief nach seinem Burschen.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der junge, etwas kurzgewachsene Kerl vor ihm auftauchte. Penrith drückte ihm seine feuchte Hose in die Hand.
    Â»Sie war schmutzig«, erklärte er kurz angebunden. Er wies auf die noch immer auf dem Boden liegenden Frühstücksutensilien. »Und sieh zu, dass du die Unordnung beseitigst! Wenn ich zurückkomme, ist hier alles aufgeräumt!«

2.
    Die Elizabeth Farm duftete nach frischen Frühlingsblumen. Die Fenster waren geöffnet, Vogelgezwitscher drang herein, Sonnenschein glänzte auf den prachtvollen Blumenrabatten in Weiß und Purpur und den kugeligen gelben Blüten der Silberakazie, und auf der breiten, schattigen Veranda lud eine Bank zum Verweilen ein. Nur der bewaffnete Soldat, der dort gerade ein Stück Kuch en aß, trübte das friedliche Bild ein wenig.
    Moira riss sich von seinem Anblick los. »Wann müsst Ihr aufbrechen?«, wandte sie sich an John Macarthur, der neben ihr im Zimmer saß.
    John, ein gutaussehender Mann mit entschlossenem Kinn, warf verächtlich den Kopf zurück. »Ich weiß es noch nicht. Vermutlich in den nächsten Wochen, wenn dieser Taugenichts von Gouverneur endgültig darüber entschieden hat. Wenn Ihr es wünscht, kann ich ein paar Briefe von Euch mitnehmen. Von England nach Irland ist es ja nur ein Katzensprung.«
    Moira nickte erfreut. »Das wäre sehr freundlich von Euch.« Sie würde ihrer Schwester schreiben. Und wohl auc h ihren Eltern. Vor diesem Brief hatte sie sich bislang gedrückt.
    Auch Duncan nickte. Moira sah ihn erstaunt an. Hatte er nicht gesagt, er habe niemanden mehr in Irland? Ach nein, es gab ja noch die alte Haushälterin des Pfarrers, der ihn aufgezogen hatte.
    Elizabeth, die ihre dunklen Haare zu einem schlichten und doch eleganten Knoten aufgesteckt hatte, rührte ­gedankenverloren in ihrer Teetasse. Moira konnte nur ­ahnen, wie es hinter ihrer Stirn aussah. Johns bevorstehende Abreise schwebte wie ein düsterer Schatten über ­ihnen.
    Â»Wie geht es dem Colonel?«, fragte Moira.
    Â»Besser.« Elizabeth sah auf. »Nicht auszudenken, wenn John ihn –« Sie sprach nicht weiter, aber Moira wusste, was sie sagen wollte. Wenn er ihn getötet hätte.
    Die Auseinandersetzung der beiden hochrangigen Offiziere war seit Wochen das beherrschende Thema in der gesamten Kolonie. Nach etlichen heftigen Meinungsverschiedenheiten mit Gouverneur King hatte John Macarthur versucht, seinen vorgesetzten Offizier, Colonel Paterson, auf seine Seite zu ziehen und dazu zu bewegen, mit dem Gouverneur zu brechen. Paterson hatte sich geweigert, dar­auf einzugehen, und John zum Duell gefordert. In dessen Verlauf hatte er eine gefährliche Schusswunde an der Schulter erhalten. Gouverneur King hatte Macarthur sofort verhaften lassen.
    Â»Er hat mich ins Gefängnis gesteckt. Mich!« John schnaubte vor Wut.
    Â»Aber nur für eine Nacht«, beschwichtigte Elizabeth. Sie legte sanft eine Hand auf seinen Arm und wandte sich wiede r an Moira. »Seitdem steht er unter Hausarrest. Keans« – sie deutete auf die Veranda, wo der Soldat soeben seinen Teller auf einen kleinen Tisch stellte – »ist einer der freundlichen Gentlemen, die der Gouverneur zu Johns Bewachung abgestellt hat. Bis das Schiff nach England geht.«
    Gouverneur King hatte verfügt, dass das Gerichtsverfahren in London stattfinden sollte.
    Â»Das ist lächerlich!«, ereiferte sich John. »Ich darf das Haus nicht verlassen. Ich darf nicht einmal nach meinen Tieren sehen!«
    Moira bemerkte, dass Elizabeth sich auf die Lippen biss und offenbar zurückhielt, was immer sie hatte sagen wollen.
    Duncan war es auch nicht entgangen. »Ich wusste gar nicht, dass Ihr auch Pferde züchtet, Mr Macarthur«, lenkte er das Gespräch in eine andere Richtung. »Wie seid Ihr zu solchen Prachtexemplaren gekommen?«
    Vorhin waren sie mit Elizabeth bei den Tieren gewesen. Moira hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher