Im Tal des wilden Eukalyptus
habe man ihn bei etwas Verbotenem ertappt. Er nickte zögernd.
»Möchtest du nicht erst einmal etwas essen, Tedbury?« Elizabeth reichte ihm einen Teller voller Kuchenstücke.
»Danke.« Tedbury legte die Speere auf den Boden und griff beherzt zu. Moira staunte, welche Mengen der junge Mann in rasender Geschwindigkeit verschlingen konnte.
»Es ist bereits alles entschieden«, erklärte ihm Elizabeth. »John wird demnächst nach England aufbrechen. Du weiÃt , das Land weit hinter dem Meer, wo wir herkommen.«
Tedbury nickte mit vollem Mund und schob sich einen weiteren Keks zwischen die groÃen, strahlend weiÃen Zähne.
»John wird sich dort vor Gericht verantworten müssen.« Elizabeth seufzte auf. »Und er wird Lizzie und Johnny mitnehmen. Sie werden in England zur Schule gehen, wie es schon Edward, unser Ãltester, tut.«
Moira sah Elizabeth erstaunt an. Das war ihr neu. Mit neun und sieben Jahren waren die Kinder offenbar alt genug, um fern von ihren Eltern ausgebildet zu werden.
»DâArcy Wentworth überlegt übrigens, ob er bis Kapstadt mitreist«, wandte Elizabeth sich an sie. »John und er wollen dort Schafe kaufen.«
Tedbury erhob sich. »Kann ich mich von Johnny und Lizzie verabschieden?«
»Natürlich.« Elizabeth neigte zustimmend den Kopf. »Sie spielen drauÃen. Aber, Tedbury, lass deine Speere hier, in Ordnung?«
Tedburys weià geschminktes Gesicht verzog sich erneut zu einem breiten Grinsen. »Schon verstanden, Madam Elizabeth. Für heute ist der Gouverneur sicher.«
*
Dr. McIntyre saà an seinem Schreibtisch, blinzelte durch seine runden Brillengläser und strich behutsam über das silbrig glänzende, fingerdicke Metallrohr, das Duncan Âin den vergangenen Tagen nach seinen Vorgaben gefertigt hatte. »Sehr schön. Das ist gute Arbeit. Ich hoffe, es ist dir recht, wenn ich dir dafür einen Schuldschein ausschreibe.«
Duncan war einverstanden. Natürlich wäre ihm Geld lieber gewesen, aber wegen der in der Kolonie herrschenden Münzknappheit bekam der Doktor seinen Sold zum Teil in Naturalien ausgezahlt. In McIntyres engem Studierzimmer sah es noch genauso aus wie vor vielen Monaten, als er zum letzten Mal hier gewesen war.
McIntyre begann zu schreiben, die Feder kratzte über das Papier. Als die Tinte getrocknet war, reichte er Duncan das Blatt. Dann griff er erneut nach dem glänzenden Rohr.
»Dun⦠OâSullivan?«
Duncan runzelte die Stirn. Hätte der Doktor ihn gerade fast mit dem Vornamen angesprochen? »Sir?«
»Könntest du dir vorstellen, dich noch einmal für meine Versuche zur Verfügung zu stellen?«
Mit dieser Frage hatte Duncan gerechnet. »Nein, Sir. Beim besten Willen nicht.«
»Ich ⦠ich würde dich auch dafür bezahlen.«
Für einen Moment kam er ins Schwanken. Das Geld würden sie gut brauchen können. Aber schon die Vorstellung, noch einmal das starre Rohr in Kehle und Speiseröhre geschoben zu bekommen, löste bei ihm einen kaum zu bezwingenden Würgereiz aus. Er schüttelte den Kopf.
Der Doktor nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Fahrig fuhr er sich über seinen rotbraunen Backenbart, den bereits ein paar graue Haare durchzogen. »Willst du ⦠willst du vielleicht zum Essen bleiben? Ann kocht inzwischen recht gut.«
Duncan musste sich bemühen, seine Verwirrung nicht zu zeigen. Der Doktor hatte ihn noch nie zum Essen eingeladen.
»Nein, Sir, danke. Ich ⦠muss nach Hause.« Moira wartet auf mich, hätte er fast gesagt. Aber sie sprachen nicht über Moira. Als hätten sie eine geheime Absprache, erwähnte keiner von ihnen ihren Namen.
»Natürlich.« Irrte er sich, oder schien der Doktor tatsächlich enttäuscht zu sein? Doch gleich darauf suchte McIntyre geschäftig in irgendwelchen Papieren auf seinem Schreibtisch und schien ihn vergessen zu haben.
Duncan stand noch immer vor ihm. In diesem Moment fühlte er sich wieder wie ein Sträfling. »Sir.«
Der Doktor blickte auf. »Ja?«
»Sir, das ⦠Geld.« Brennende Scham der Demütigung stieg in ihm auf.
»Ah, natürlich.« Der Doktor öffnete eine Schublade, zog einen kleinen Beutel heraus und reichte ihn Duncan. Ein paar Münzen beulten den Stoff. Zumindest die Zahlung für Moira war diesmal richtiges Geld.
Am liebsten hätte er es
Weitere Kostenlose Bücher