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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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sofort neben ihr. Er lachte.
    » Schön, Sie wiederzusehen, Miss Chester. «
    » Die Freude ist ganz meinerseits « , erwiderte sie fröhlich, als würden sie spazieren gehen und nicht im vollen Galopp über die Sandbahn preschen.
    » Es freut mich, dass Sie es einrichten konnten. Sie reiten gut für eine Frau. «
    » Danke, aber das war noch gar nichts! «
    Liam lachte wieder. Heute fiel es ihr überhaupt nicht schwer, mit ihm zu sprechen. Seine Gegenwart machte sie einfach glücklich. Ihr Herz hämmerte mit den Pferdehufen um die Wette. Beim Blick in seine leuchtenden Augen wuchs der verrückte Wunsch, den Zwang der Konventionen abzustreifen und wirklich sie selbst zu sein. Und sie wusste aus irgendeinem Grund, dass er es verstehen würde.
    Der Reitweg machte eine Kurve. Sie umrundeten sie im Trab, dann lag erneut eine lange gerade Strecke vor ihnen.
    » Ein Rennen? « , schlug sie übermütig vor.
    Liam musterte sie ungläubig. In seinen Augen blitzte der Schalk, als seien sie zwei Kinder, die einen Streich ausheckten.
    » Wenn Sie es wünschen? «
    Und wie sie es sich wünschte! Johanna hielt mit einer Hand ihren Hut fest und schoss davon. Liam folgte. Die Pferde rasten eine Weile mit lang gestreckten Hälsen und drohend angelegten Ohren nebeneinander her. Sand spritzte in alle Richtungen. Johanna saß weit vorgebeugt, ebenso wie Liam. Ihre Blicke begegneten einander immer wieder. Seine Augen lachten, wie es wohl auch ihre taten. Die Stuten kämpften verbissen. Als Liams Pferd zu keuchen begann, richtete er sich im Sattel auf, zog die Zügel an und fiel zurück.
    Johanna parierte durch und rang selbst nach Atem. Sie klopfte Star den schweißnassen Hals. » Es gibt doch nichts Schöneres « , rief sie aus und nahm nur beiläufig wahr, wie sie von einigen Spaziergängern angestarrt wurde. Waren sie empört, weil sie nicht sittsam ritt, wie es einer Dame von Stand geziemte, oder hatten sie geglaubt, ihre Stute sei durchgegangen? Es war ihr gleich, stellte sie fest, völlig unwichtig.
    In diesem Moment schallte ein Befehl über eine weite Rasenfläche bis zu ihnen herüber.
    Liams Kopf fuhr herum. Nicht allzu weit entfernt trainierten Reiter der Akademie. Johanna und Liam hatten wohl mehr als einen Zeugen für ihr Wettrennen gehabt. Sie ritten Seite an Seite. Die verschwitzten Tiere trotteten nebeneinander her.
    » Sie sind eine ungewöhnliche Frau, Miss Chester, das gefällt mir. Verraten Sie mir etwas über sich. Was tun Sie, wenn Sie nicht gerade andere Reiter zu Wettrennen herausfordern? «
    » Nichts Besonderes « , wiegelte sie ab. Sie erzählte ihm, dass sie gerne las, tanzte und ihren Klavierunterricht mochte, und kam sich dabei sehr töricht vor.
    Liam hatte seine blauen Augen dabei unentwegt auf sie gerichtet. Nach einer Weile überwand Johanna ihre Schüchternheit und erwiderte seinen Blick. Er sah gut aus, auch in dem dunkelbraunen Gehrock, gegen den er die Uniform eingetauscht hatte. Zwischen den Aufschlägen schimmerte eine gemusterte Seidenweste. Er schien nicht zu merken, dass ihm seine weiße Krawatte bei dem schnellen Ritt verrutscht war und nun halb über die Schulter hing.
    Andächtig lauschte sie seinen Erzählungen über die grünen Hügel der Highlands, wo der Familiensitz der Fitzgeralds lag. Er berichtete, wie er drei Jahre zuvor mit seinem jüngeren Bruder Duncan nach London gekommen war, um den letzten Willen seines Vaters zu erfüllen und an der Akademie zu studieren. Johanna mochte es, wie Fitzgerald die Töne beim Sprechen dehnte. Mochte, wie sich sein Mund bewegte, wie er hin und wieder nachdenklich die Brauen zusammenzog und seine Augen dann eine dunklere, geheimnisvolle Farbe bekamen.
    Ein schrilles Lachen schreckte Johanna auf. Sie kannte dieses Lachen und entdeckte auch gleich darauf drei ältere Frauen, die in der Nähe spazieren gingen.
    » Was ist mit Ihnen, Miss Chester? Sie sind mit einem Mal so blass « , bemerkte Fitzgerald.
    » Da vorn, das sind Freundinnen meiner Mutter. Es wäre nicht gut, wenn die… «
    » Ach so? «
    » Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch… «
    » Keineswegs. Nun heißt es wohl Abschied nehmen « , sagte er traurig, strich seine Kleidung glatt und trieb sein Pferd an, sodass es aussah, als ritten sie nur zufällig in die gleiche Richtung.
    Johanna starrte auf Liams breite Schultern und die kurzen braunen Locken, die sich in seinem Nacken kringelten. Als sie an einem Brunnen vorbeikamen, dessen lautes Rauschen sie abschirmte, rief Johanna Liam ein

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