Im Tod vereint - Divided in Death (18)
kein Höflichkeitsbesuch.«
»Sie muss etwas zu tun haben, und zwar etwas Normales. Sie braucht einfach einen Augenblick, um sich zu fangen.«
»Die Wohnung ist wirklich wunderschön«, durchbrach Peabody die Stille. »Klassisch elegant. Und wissen Sie, genauso muss sie sein. Genau wie Caro selbst.«
»Caro hat eindeutig einen zwar dezenten, aber ausgezeichneten Geschmack. Sie hat sich ein Leben aufgebaut, das ihren Stil und ihre Wünsche widerspiegelt, und das hat sie ganz allein geschafft. Das müsstest du respektieren«, sagte Roarke zu Eve.
»Ich respektiere sie und mag sie.« Und ich habe Angst vor ihr, fügte Eve in Gedanken noch hinzu. »Aber du weißt ganz genau, dass ich mich bei meiner Arbeit nicht davon beeinflussen lassen kann.«
»Nein, aber du könntest es in deine Gleichung einbeziehen.«
»Wenn du zu sehr versuchst, sie zu beschützen, und wenn du sofort in die Defensive gehst, sobald ich etwas Negatives sage, bringt uns das bestimmt nicht weiter.«
»Ich bitte dich lediglich darum, ein wenig sanft zu sein.«
»Dabei hatte ich die Absicht, ihr als Erstes eine reinzuwürgen, wenn sie wiederkommt.«
»Eve -«
»Bitte, Sie dürfen sich nicht meinetwegen streiten.« Caro kam mit einem Tablett aus der Küche zurück. »Diese Situation ist für uns alle äußerst schwierig. Aber ich erwarte keine Sonderbehandlung. Und die brauche ich auch nicht.«
»Lassen Sie mich das machen.« Roarke nahm ihr das Tablett mit den Kaffeetassen ab. »Sie sollten sich setzen, Caro. Sie wirken erschöpft.«
»Das ist zwar nicht besonders schmeichelhaft, aber auf alle Fälle wahr. Ich bin tatsächlich ein bisschen angegriffen.« Sie zwang sich zu einem schmalen Lächeln und nahm Eve gegenüber Platz. »Aber ich bin trotzdem durchaus in der Lage diese Sache durchzustehen, Lieutenant. Ich bin nicht so zerbrechlich, wie es augenblicklich vielleicht wirkt.«
»Als zerbrechlich würde ich Sie nie bezeichnen. Sie waren für mich schon immer ein Ehrfurcht gebietender Mensch.«
»Ehrfurcht gebietend.« Jetzt wurde Caros Lächeln warm. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das wesentlich schmeichelhafter als die Bemerkung Ihres Mannes ist. Sie beide trinken Ihren Kaffee schwarz. Und Sie, Detective?«
»Ich hätte gern ein bisschen Milch.«
»Ich muss mit Ihrer Tochter sprechen«, begann Eve den offiziellen Teil ihres Besuchs.
»Sie ruht sich gerade aus. Ich habe sie vorhin gezwungen ein leichtes Beruhigungsmittel zu nehmen.« Caro presste die Lippen aufeinander und schenkte ihnen allen Kaffee ein. »Sie trauert um den Kerl. Ein Teil von mir ist wütend, weil sie unter diesen Umständen noch um ihn trauern kann. Auch sie ist nicht zerbrechlich.
Ich habe sie zu Stärke erzogen. Aber diese Sache, diese ganze Sache, hat ihr heftig zugesetzt. Außerdem hat sie Angst. Wir beide haben Angst.«
Sie reichte die Kaffeetassen weiter und hielt den anderen einen Teller mit dünnen, goldenen Plätzchen hin.
»Sie haben doch sicher auch Fragen an mich. Könnten Sie nicht erst mich vernehmen, damit sie noch ein wenig liegen bleiben kann?«
»Erzählen Sie mir, was Sie von Blair Bissel gehalten haben.«
»Was ich von ihm gehalten habe? Vor diesem Morgen, meinen Sie?« Caro nahm ihre eigene, hübsch geblümte Tasse in die Hand. »Ich habe ihn gemocht, weil meine Tochter ihn geliebt hat. Weil er ihre Liebe allem Anschein nach erwidert hat. Ich habe nie so viel für ihn empfunden, wie ich für den Partner meiner Tochter hätte empfinden wollen, was unter den gegebenen Umständen vielleicht recht praktisch klingt, aber es ist trotzdem wahr.«
»Warum? Warum haben Sie ihn nicht so gern gehabt, wie Sie es sich gewünscht hätten?«
»Das ist eine gute Frage, auf die es keine leichte Antwort gibt. Ich hatte angenommen, wenn sie einmal heiraten würde, würde ich ihren Mann genauso lieben wie einen eigenen Sohn. Aber das war mir nicht möglich. Ich fand ihn durchaus angenehm, amüsant, rücksichtsvoll, intelligent. Aber gleichzeitig auch kühl. Auf irgendeine Weise hat er immer etwas kühl und distanziert auf mich gewirkt.«
Ohne dass sie auch nur einen Schluck getrunken hätte, stellte sie ihre Tasse wieder fort. »Ich hatte die Hoffnung, dass ich einmal Enkelkinder haben würde,
wenn die beiden so weit wären. Auch wenn ich Reva nie etwas davon gesagt habe, habe ich mit dieser Hoffnung die Hoffnung verknüpft, dass ich endlich auch für Blair etwas wie Liebe empfinden könnte, wenn ich erst einmal sähe, dass er ein liebevoller Vater
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