Im Tod vereint - Divided in Death (18)
wütend.«
»Zumindest gebe ich mir Mühe, trotzdem höflich zu sein.«
»Falls sie irgendwelche Dinge ausgeplaudert hat -« Als er das erneut verneinen wollte, hob sie abwehrend die Hand. »Falls sie irgendwelche Dinge ausgeplaudert hat, inwieweit wärst du davon betroffen?«
Er sehnte sich nach einer Zigarette, unterdrückte diese kleine Schwäche aber aus Prinzip. »Sie ist meine Angestellte, also habe ich die Verantwortung für alles, was sie tut. Es wäre ein schwerer Schlag für uns. Eine ganze Reihe anderer Verträge hängen von dieser Sache ab, und wenn sie wirklich schiefläuft, treten - vorsichtig geschätzt - sicher mindestens siebzig Prozent unserer Vertragspartner zurück.«
Sie hatte keine Ahnung, wie hoch der Wert von siebzig Prozent dieser Verträge war. Verlöre er dadurch Millionen oder vielleicht gar Milliarden? Vor allem aber litten darunter sein Stolz und sein weltweit guter Ruf. Deshalb blickte sie ihn möglichst reglos an. »Heißt das, dass wir uns dann keine Haushaltshilfe mehr leisten könnten?«
Er legte seinen Kopf ein wenig schräg und piekste ihr mit einem Finger in den Bauch. »Irgendwie wird es schon weitergehen. Ich habe ein bisschen für schlechte Zeiten zurückgelegt.«
»Wahrscheinlich ein paar Kontinente oder so. Dein guter Ruf würde nicht dauerhaft darunter leiden. Das
würde er ganz sicher nicht«, wiederholte sie, als er nicht reagierte. »Außerdem würde es dir ganz bestimmt gelingen, deine Vertragspartner dazu zu überreden, dass es bei den Verträgen bleibt.«
Ein Teil von seinem Zorn verrauchte. »Du hast ziemlich großes Zutrauen zu mir.«
»Ich habe vor allem Vertrauen in deine angeborene Schläue.«
Damit zog sie ihr Handy aus der Tasche, bestellte ein paar elektronische Ermittler zur Abholung der elektronischen Geräte ein und kehrte ins Studio zurück, wo inzwischen auch Peabody erschienen war.
»Ich habe die Vernehmung mit McCoy beendet. Sie hat eine halbe Ewigkeit gedauert und war derart theatralisch, dass ich erst mal eine Kopfschmerztablette nehmen musste, damit mir nicht der Schädel platzt.«
»Und wo ist sie jetzt?«
»Ich habe sie nach Hause gehen lassen. Sie hat die Absicht, sich daheim ins Bett zu legen und sich von der Woge der Trauer mitreißen zu lassen. Das ist ein wörtliches Zitat. Ich habe eine Standardüberprüfung durchgeführt, während sie geplappert hat«, fügte sie, als Roarke den Raum betrat, deutlich besser gelaunt hinzu. »Sie ist tatsächlich einundzwanzig Jahre alt und studiert Kunst und Theaterwissenschaft, was mich nicht weiter überrascht. Ist seit acht Monaten hier angestellt. Keine Vorstrafen. Geboren in Topeka.« Sie versuchte vergeblich ein Gähnen zu unterdrücken. »Tut mir leid. Wurde im letzten Highschool-Jahr zur Königin der Farmer gewählt, was mich ebenfalls nicht weiter überrascht. Kam mit achtzehn nach New York, um mit einem Teilstipendium an der Columbia-Uni zu studieren. Scheint
so sauber und so grün zu sein wie eins der Weizenfelder in ihrem Heimatstaat.«
»Überprüfen Sie sie trotzdem noch einmal genauer.«
»Sie?«
»Ich werde es Ihnen unterwegs erklären. Bist du mit deinem eigenen Wagen hier?«, wandte sich Eve an Roarke.
»Ja. Ich fahre euch beiden einfach hinterher.«
»Okay. Da du ziviler Berater der Abteilung für elektronische Ermittlungen bist, ruf bitte Feeney an und bring ihn auf den neusten Stand.«
»Zu Befehl, Madam.« Als sie in den Fahrstuhl stiegen, zwinkerte er Peabody freundlich zu. »Sie sehen müde aus, Detective.«
»Ich bin total erledigt. Es ist jetzt … vierzehn Uhr, das heißt, ich bin seit zwölf Stunden im Dienst und habe letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht. Ich verstehe wirklich nicht, wie sie so etwas aushält.«
»Konzentrieren Sie sich weiter auf die Arbeit«, wies Eve sie rüde an. »Nachher gebe ich Ihnen eine Stunde, um sich auf der Wache hinzuhauen.«
»Eine ganze Stunde.« Abermals riss Peabody den Mund zu einem Gähnen auf. »Himmel, dann bin ich bestimmt wieder topfit.«
Bis sie in zweiter Reihe vor dem Haus von Caro parkten, war Peabodys Erschöpfung wie verflogen.
»Techno-Terroristen, geheime Projekte, Abkommen mit verschiedenen Regierungen. Meine Güte, Dallas, das ist echt der Hit. Das ist wie das Zeug, das man sonst nur in Spionagethrillern sieht.«
»Es ist wie das Zeug, aus dem ein doppelter Mordfall
ist. Sie sollten nicht vergessen, dass es zwei Tote gibt.«
Als sie aus dem Wagen stiegen, kam der in eine dunkelgrüne Uniform mit
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