Im Tod vereint - Divided in Death (18)
Liebsten.«
»Falls Bissel ihr das Medaillon geschenkt hat, war darin ja vielleicht etwas weniger Romantisches versteckt.«
»Muss ich jetzt etwa meine glänzende Dienstmarke fressen?«
Eve schüttelte den Kopf. »Das heißt nicht, dass sie wusste, was sie da mit sich herumtrug. Aber ich wette, dass sie deswegen und wegen der Sachen, die sie möglicherweise auf ihrem Computer hatte, ermordet worden ist.«
Peabody sah sich noch einmal im Wohnzimmer um. »Sie oder jemand anderes hat hier aufgeräumt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass, wer auch immer hier war, das Weinglas ihrer Nachbarin gespült und dann auch noch die Taschentücher eingesammelt hat. Falls sie es selbst getan hat, hatte sie dafür wahrscheinlich einen Grund. Hat sie vielleicht jemanden erwartet? Das heißt, dass sie noch einen Anruf bekommen hat, nur dass keiner auf dem Link aufgezeichnet ist.«
»Vielleicht hat ihr ja auch jemand eine Mail geschickt. An den Computer kommen wir nicht ran.«
»Dann müssen die elektronischen Ermittler sich das Ding genauer ansehen.«
»Ganz genau.«
»Dieses Haus ist minimal gesichert, aber wir sollten vielleicht gucken, wer die Polizei gerufen hat.«
»Das übernehme ich.«
»Während wir all diese Telefongespräche führen, sollten wir vielleicht was essen. Schließlich haben Sie vorhin Ihre Schokoration verpasst.«
»Erinnern Sie mich bloß nicht daran.« Eve brauchte Peabody nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie beleidigt das Gesicht verzog. »Okay, wir werden etwas essen. Ich brauche sowieso ein bisschen Zeit, um das alles noch mal in Gedanken durchzugehen.«
Eve hätte nicht sagen können, weshalb sie zum Essen ausgerechnet ins Blue Squirrel fuhr. Um das, was man dort serviert bekam, als Essen zu bezeichnen, brauchte man auf alle Fälle jede Menge Fantasie.
Vielleicht brauchte sie einfach die Erinnerung an ihr altes Leben - daran, dass sie eine Zeitlang regelmäßig mit einem grauenhaften Cocktail namens Zombie an einem der klebrigen Tische herumgelungert hatte, während ihre Freundin Mavis unter dem Grölen des Publikums kreischend auf der Bühne herumgesprungen war.
Oder vielleicht, dachte sie, während sie den Sojaburger auf ihrem Teller argwöhnisch beäugte, hatte sie auch einfach einen unausgesprochenen Todeswunsch.
»Es ist bestimmt nicht zu empfehlen, das Ding wirklich zu essen«, murmelte sie leise, biss aber trotzdem vorsichtig hinein. »Das ist garantiert die reine Chemie.«
»Sie sind eben verwöhnt.« Peabody knabberte vergnügt wechselweise an einem Hühnchen-Wrap und einem ihrer angeblichen Gemüse-Sticks. »Fleisch von echten Kühen, echter Kaffee, echte Hühnereier und all das.«
Eve runzelte die Stirn und biss erneut in ihren Burger. Jetzt wusste sie, weshalb sie hierhergekommen war. Sie wollte sich beweisen, dass sie ganz sicher nicht verwöhnt, sondern noch immer ganz die Alte war.
»Ich kenne da jemanden, der sich nach Belieben an dem Auto-Chef in meinem Büro mit echtem Kaffee bedient.«
»Sicher, aber Sie kennen doch die berühmten Six Degrees of Separation, denen zufolge alle Menschen nur sechs Bekanntschaften von allen anderen entfernt sind.
Meine Bekanntschaft zu Ihnen ist die erste in der Reihe, aufgrund derer ich in den Genuss von echtem Kaffee komme«, Peabody fuchtelte mit einem ansatzweise karottenfarbenen Gemüsestick vor Eve herum. »Oder vielleicht auch die zweite. Schließlich schickt Roarke den Kaffee Ihnen, deshalb sind Sie die erste in der Reihe, aber da Sie beide verheiratet sind …«
»Halten Sie die Klappe, und essen Sie einfach weiter.«
Eve kam zu dem Ergebnis, dass sie tatsächlich noch ganz die Alte war, da sie den mysteriösen Fleischersatz zwischen den beiden flachen Steinen, die als Brot bezeichnet wurden, wirklich aß.
Die Menschen gewöhnten sich ganz einfach an die Dinge, die sie täglich hatten, das war alles. Und da Roarke darauf bestand, echtes Rindfleisch und andere natürliche Lebensmittel zu verzehren, war sie sie inzwischen ebenfalls gewöhnt. Sie schmeckte nicht mal mehr den Unterschied. Das Essen war einfach genauso da wie die Stühle, auf denen sie beim Essen saß, oder wie die Bilder an den Wänden, die sie kaum beachtete.
Weil sie Bestandteil der Umgebung waren, in der sie inzwischen zu Hause war.
Als ihr Handy schrillte, riss sie es eilig aus der Tasche und drückte auf den grünen Knopf.
»Feeney«, fauchte sie, als sie sein Gesicht auf dem kleinen Bildschirm sah. »Ich kann nur für dich hoffen, dass du gute
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