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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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dem Revier und sah so selbstzufrieden aus, als hätte man ihn überraschend zum Commissioner ernannt.
    »Wir haben ihn erwischt«, erklärte er mir stolz.
    »Wen?«
    »Morris Cley.«
    Mein bisher wild klopfendes Herz beruhigte sich. Auf dem ganzen Weg bis zum Revier hatte ich mir meinen Bruder vorgestellt, wie er gegen die Wände eines leeren Raumes schrie.
    »Wo hat er gesteckt?«
    »In Ramsgate, bei seiner Tante. Das hat er zumindest gesagt.«
    »Und weshalb haben Sie ihn festgenommen?«
    »Wegen tätlichen Angriffs. Weil er Sie, wie Sie vielleicht noch wissen, niedergeschlagen hat.« Burns sah mich durch seine dicken Brillengläser an. »Und in der Nacht, als die Leiche von Suzanne Wilkes in der Nähe Ihrer Wohnung abgeladen wurde, wurde er von einer Kamera am Bahnhof London Bridge aufgenommen, als er dort aus einem Zug gestiegen ist.«
    »Ich habe keine Anzeige gegen den Mann erstattet.«
    »Nein, aber das werden Sie noch tun.« Burns hatte den starren Blick eines fanatischen Fußballfans eine Minute vor dem Sieg. »Er hat hier in Southwark eine Prostituierte umgebracht, Alice. Wir können also nicht ausschließen, dass er auch dieses Mal der Täter ist.«
    »Er kann noch nicht mal Auto fahren, Don. Wie hätte er also eine Leiche durch die Gegend karren sollen? Und Suzanne wurde bereits sechs Wochen bevor er aus Wandsworth entlassen wurde, entführt.«
    »Offenbar agiert er nicht allein.« Burns’ Lächeln hatte sich gelegt, als wäre ich zu dumm, um die Pointe eines hervorragenden Witzes zu verstehen. »Sie brauchen nur die Vernehmung zu verfolgen und uns dann zu sagen, was für einen Eindruck der Kerl auf Sie macht.«
    Er führte mich in einen Raum, der nicht größer als eine Besenkammer war.
    »Können Sie die Tür wohl auflassen?«, bat ich ihn. »Enge Räume machen mich nervös.«
    Er sah mich an, als wäre ich verrückt, plötzlich aber wurde seine Miene weich. »Meine Frau hat ein Problem mit Höhen«, klärte er mich auf. »Sie kommt in keinem Gebäude über den sechsten Stock hinaus, und sobald sie irgendwo auch nur die Spur von einem Spinnennetz entdeckt, kriegt sie Schaum vor den Mund.«
    Ich hatte schon Angst, dass Burns mir sämtliche Phobien seiner Frau aufzählen würde, dann aber wurde er dadurch abgelenkt, dass ein Licht im Nebenraum anging. Durch die Rauchglasscheibe sah man einen leeren Raum, der wie eine Filmkulisse wirkte, die nur darauf wartete, dass man mit den Dreharbeiten begann. Als Erster erschien Alvarez, und ich war erleichtert, dass das Glas auf seiner Seite undurchsichtig war, denn so konnte ich ihn beobachten, ohne dass er etwas davon mitbekam. Er wirkte wie der Held in einem spanischen Melodram, ein wenig gedrungen, mit wirrem schwarzen Haar und einem permanent ernsten Gesichtsausdruck. Er sah aus, als hüte er ein furchtbares Geheimnis, das er sich von niemandem entlocken ließ.
    Ein paar Sekunden später wurde Cley von einer blonden Frau mittleren Alters ins Vernehmungszimmer eskortiert. Ich konnte nur für sie hoffen, dass sie nicht im Telefonbuch stand, denn sonst stattete Cley ihr sicher irgendwann einen seiner mitternächtlichen Besuche ab. Er sah völlig unverändert aus: dünn und drahtig, mit vorstehenden Zähnen und dünnem, wild zerzaustem grauen Haar. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und er redete ängstlich auf seine Anwältin ein. Sie jedoch sah ihn mit einem aufmunternden Lächeln an, bevor Alvarez sich über den Tisch beugte, um den Aufnahmeknopf des Rekorders zu betätigen.
    »Wir haben uns mit Ihrer Tante unterhalten, Morris. Sie sagt, dass Sie Ramsgate gegen achtzehn Uhr verlassen haben. Wo wollten Sie hin, als Sie zum Bahnhof London Bridge gefahren sind?«
    Cley starrte seine Knie an. »In den Park in der Druid Street.«
    »Den kenne ich, der liegt direkt neben der Tower Bridge.« Alvarez lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Seine Körpersprache war entspannt, als plaudere er mit einem Freund. »Kein wirklich schöner Ort, denn da hängen schließlich ständig jede Menge Junkies und Säufer rum. Warum sind Sie zurückgekommen, Morris? Sie hätten doch auch einfach am Meer bei Ihrer Tante bleiben können, oder nicht?«
    Cley schwieg derart lange, dass sich seine Anwältin zu ihm hinüberbeugte und ihm etwas zuraunte. »Sie ist zu alt, um sich um mich zu kümmern, hat sie gesagt.« Er starrte seine geballten Fäuste an, und der DS richtete sich unbehaglich wieder auf. Er hätte es eindeutig vorgezogen, sich mit jemandem zu messen, der ihm

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