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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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bisher so beflissene Miene einem ängstlichen Ausdruck Platz gemacht.
    »Zwei Mädchen sind ermordet worden, und wir gehen davon aus, dass es eine Verbindung zwischen diesen Morden und den Morden damals gibt. Die Täter müssen in dem Heim gelebt haben oder Freunde der Bensons gewesen sein.«
    »Sie machen Witze.« Sie wickelte sich eine braune Locke um die Finger und starrte ihn ungläubig an. »Das waren Psychopathen, Don. Die hatten keine Freunde.«
    »Sie müssen noch sehr jung gewesen sein, als Sie dort gewohnt haben«, stellte ich mit ruhiger Stimme fest, und sie wandte sich mir zu.
    »Siebzehn. Mum hatte mich gerade vor die Tür gesetzt. Sie hatte einen neuen Freund, und ich habe zu viel Dope geraucht und war wahrscheinlich echt die Pest.«
    »Aber in den letzten Jahren sind Sie gut zurechtgekommen, oder?«
    »Don hat mir geholfen, mich am College einzuschreiben. Er hat jede Woche angerufen, mir beim Ausfüllen der Anträge geholfen und sich dahintergeklemmt, dass ich regelmäßig hingegangen bin.«
    Burns sah so verlegen aus, als wäre Mitgefühl ein Grund für eine Kündigung.
    Ich sah wieder Cheryl an. »Wie war es in dem Heim?«, worauf sie in ihre Tasse sah.
    »Anfangs war es ganz okay. Vorher hatte ich in irgendwelchen leerstehenden Häusern und Fabrikhallen gepennt, deshalb war es eine Erleichterung, als ich endlich irgendwo im Warmen war. Und am Anfang wirkten Ray und Marie auch noch relativ normal. Ich dachte einfach, dass sie vielleicht etwas seltsam sind, aber wenigstens versuchen, was zu tun, damit es anderen bessergeht.« Ihr Blick wurde verhangen, als sähe sie mit einem Mal etwas, das in weiter Ferne lag. »Ich muss verdammt naiv gewesen sein.«
    »Du brauchst jetzt nicht darüber zu reden, Schätzchen«, mischte sich jetzt wieder Burns in das Gespräch. »Wir können auch später noch mal wiederkommen.«
    »Nein, Don«, schnauzte sie ihn an. »Ich bringe es lieber ein für alle Male hinter mich.«
    »Hatten Ray und Marie irgendwelche Leute angestellt, die ihnen geholfen haben?«, fragte ich.
    »Meine Güte, nein, die beiden waren fürchterliche Geizkragen.« Cheryl verzog angewidert das Gesicht. »Marie hat uns immer gezwungen, die ganze Arbeit für sie zu tun. Wir haben gekocht, gewaschen und die Klos saubergemacht. Wenn jemand sich geweigert hat, haben sie ihn vor die Tür gesetzt.«
    Burns runzelte die Stirn. »Trotzdem gibt es irgendwen, der Insiderinformationen von dort hat. Jemanden, der völlig von der Rolle ist.«
    »In dem Laden waren alle von der Rolle, Don«, klärte Cheryl ihn mit müder Stimme auf. »Ich meine, es war eine Absteige. An solche Orte geht man nur, wenn man verzweifelt ist. Ein Mädchen zum Beispiel hat immer nur in der Ecke des Aufenthaltsraumes gesessen und sich hin- und hergewiegt. Sie haben die verletzlichsten Leute, die sie finden konnten, für ihr Heim gesucht.«
    »Sie kommen mir nicht verletzlich vor«, bemerkte ich.
    »Aber damals war ich es. Ich war das jüngste Mädchen in dem Heim, und kein Schwein hat auf mich aufgepasst.« Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen, als bekäme sie auf diese Weise einen klaren Blick. »Da war ein Typ, für den sie eine Schwäche hatten. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber er hing ständig dort im Garten rum. Ich dachte, er ginge immer raus, um eine zu qualmen, aber in Wahrheit war er offenbar so etwas wie ein Türsteher. Davon bin ich inzwischen überzeugt. Sie müssen ihn dafür bezahlt haben, dass er die Leute daran hinderte, sich in dem Laden umzusehen.«
    »Oder von dort zu fliehen?«, fragte ich.
    »Wohl kaum.« Cheryl erschauderte. »Ich habe immer gehört, wenn Ray zu mir gekommen ist und all die Schlösser geöffnet hat.«
    Abermals verzog sie das Gesicht, doch ich hatte keine Ahnung, ob ihr eher nach Weinen oder Schreien zumute war.
    »Es ist alles in Ordnung, Schatz«, murmelte Burns.
    »Oh nein, das ist es nicht.« Ihre bisher sanfte Stimme wurde vor Verzweiflung schrill. »Und wissen Sie, was mich bis heute um den Schlaf bringt? Nicht was er mir angetan hat, sondern das, was ich versäumt habe, ihm anzutun.«
    »Niemand hätte ihn aufhalten können«, rief ich ihr in Erinnerung.
    »Trotzdem hätte ich mich wehren sollen.« Sie warf sich die Hände vors Gesicht. »Ich hätte ihn umbringen sollen, als sich die Gelegenheit ergab.«
    Als sie sich durchs Gesicht fuhr, rutschte der Ärmel ihres Sweatshirts über ihren Arm, und ich sah an ihrem Handgelenk und ihrem Unterarm ein Dutzend Kreuze. Zwar

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