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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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später blieben nur noch sechzehn Mails, um die ich mich noch vor dem Feierabend kümmern müsste, sowie zwanzig weitere, deren Bearbeitung nicht wirklich dringlich war.
    Noch während ich meine Erleichterung genoss, klingelte mein Telefon.
    »Dr. Quentin?« Die monotone, dunkle, infolge lebenslangen Rauchens raue Frauenstimme hatte ich schon einmal irgendwo gehört.
    »Wer spricht da bitte?«, fragte ich.
    »Marie Benson. Sie haben gesagt, ich könnte Sie anrufen.«
    »Das stimmt.« Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, denn aus irgendeinem Grund tauchte vor mir nicht das Gesicht der Benson, sondern das der Serienkillerin Myra Hindley mit den tiefliegenden Augen und dem permanenten Schmollmund auf. Marie Benson sah nämlich schon längst nicht mehr wie die klassische Mörderin aus. »Trotzdem überrascht es mich, von Ihnen zu hören, Marie. Was kann ich für Sie tun?«
    Ich hörte ein leises krächzendes Geräusch, als ringe sie nach Luft. Oder als lache sie.
    »Sie haben mich um Hilfe gebeten, wissen Sie noch?«
    »Das habe ich. Aber offen gestanden hätte ich nicht erwartet, dass Sie tatsächlich bereit wären, irgendwas für mich zu tun.«
    »Dann haben Sie mich offenkundig unterschätzt, nicht wahr?«
    Mir wurde klar, was sie im Schilde führte. Alles, was sie wollte, war, mir zu verstehen zu geben, dass sie etwas wusste, nur um wieder dichtzumachen, ehe ich auch nur das mindeste aus ihr herausbekam.
    »Ich fürchte, ich habe nicht viel Zeit, Marie. Gibt es irgendwas, was Sie mir sagen wollen?«
    »Dann sind wir also in Eile?« Ihr war deutlich anzuhören, dass sie beleidigt war.
    »Ich habe gleich einen Termin, aber falls Sie sich länger mit mir unterhalten möchten, rufe ich Sie gern zurück.«
    »Es ist nur ein Angebot, Dr. Quentin.« Jetzt hatte ihre Stimme wieder einen unverhohlen spöttischen Unterton. »Sie können mich ja besuchen, wenn Sie wollen. Vielleicht könnten wir uns gegenseitig helfen.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Wir könnten Informationen austauschen. Wie heißt es doch so schön? Eine Hand wäscht die andere.« Wieder stieß sie dieses raue Lachen aus, das klang, als kratze sie mit ihren Fingernägeln am Hörer des Telefons.
    »Es wurden zwei Frauen umgebracht, Marie. Das ist alles, was ich weiß. Die Polizei weiht mich in die Ergebnisse ihrer Ermittlungen nicht ein. Es gibt also nichts, was ich Ihnen sagen kann.«
    Es folgte eine lange Pause, in der nur Maries langsame Atmung an meine Ohren drang. »Wenn Sie ein bisschen offener wären, Dr. Quentin, könnten wir jede Menge Gemeinsamkeiten finden.«
    »Und das heißt?«
    »Geben Sie mir einen Tipp, dann kriegen Sie etwas von mir zurück.«
    »Tut mir leid, das kann ich nicht.«
    »Schade.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Aber Sie wissen ja, wo Sie mich finden, falls Sie es sich noch mal anders überlegen.«
    »Danke.«
    »Denken Sie darüber nach, Dr. Quentin«, murmelte sie. »Denn, wissen Sie, wir haben jede Menge gemeinsamer Freunde.«
    Dann hörte ich nur noch ein Rauschen in der Leitung und starrte verwirrt den Hörer an.
    Gerade als ich auflegte, streckte Hari den Kopf durch meine Tür. Er hatte wie immer seinen safrangelben Turban auf dem Kopf und sein allgegenwärtiges Lächeln im Gesicht und erklärte, er und Tejo hätten Stunden mit der Vorbereitung eines Festessens verbracht und erwarteten mich abends gegen acht.
    »Übrigens hat sie jemanden für dich eingeladen«, fügte er hinzu.
    »Oh Gott, nein.« Ich warf mir die Hände vors Gesicht. »Dann komme ich nicht.«
    »Er lebt ganz in unserer Nähe, und sie meint, er wäre einfach perfekt für dich.«
    »Das ist nicht fair, Hari. Ich hatte mein letztes Blind Date, als ich in der sechsten Klasse war.«
    »Dann ist es allerhöchste Zeit.« Sein Lächeln wurde tatsächlich noch strahlender, und dann fiel die Tür wieder hinter ihm zu.
    Keine Spur von Lars, als ich nach Hause kam. Lola lungerte wie eine vollgefressene Katze auf der Couch.
    »Und, wo ist dein Lover?«, fragte ich.
    »Bei Sainsbury’s. Weil nämlich die Cornflakes alle sind«, klärte sie mich kichernd auf. »Er ist einfach ein Prachtkerl, findest du nicht auch?«
    »Allerdings. Und wie es aussieht, hat er dich in den totalen Liebesrausch versetzt.«
    »Ich weiß. Aber was ist mit dir?« Sie sah mich genauer an. »Für dich müssen die letzten Tage doch total ätzend gewesen sein.«
    Ich setzte mich neben sie. »Das kannst du laut sagen. Die verdammte Polizei lässt mich nicht mehr

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