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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Halt gab.
    Thessas Hände gruben sich wie Krallen in dürre Kinderschultern, hielten ein Mädchen in einem pinkfarbenen Pyjama aufrecht. Mit einem Nicken wies die junge Frau auf die Puppe in Leahs Armen. »Ah, du hast sie gefunden! Das wird die Kleine sicherlich freuen.«
    Dieser verstörte Blick …

35
    »Thessa?« Ihr Atem stieg in die kalte Luft, in einem sinnlosen Versuch, die Welt mit der jungen Frau darin, die das leblose Mädchen gepackt hielt, auch nur einen Augenblick zu verschleiern. »Thessa, was machst du da?«
    »Sie sieht nicht gut aus, meinst du nicht auch? Auch wenn sie schon immer blass und still war.« Die junge Frau trat einen Schritt vor und zog das Mädchen mit sich, dessen nackte Füße über das Kopfsteinpflaster des Hofs schleiften. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann nicht gut mit Kindern umgehen.«
    Ich weiß nicht, was ich tun soll … Etwas von der trügerischen Ruhe ringsumher tief in sich hineinzusaugen und kein falsches Wort, keinen falschen Ton von sich zu geben. Das Warum zu vergessen. Das Mädchen, nur das Mädchen war wichtig. »Thessa, lass die Kleine los!«
    »Ich kann wirklich nicht gut mit Kindern auskommen, deshalb bin ich immer gegangen, wenn sie bei Nattie zu Besuch war. In der letzten Zeit immer öfter, ganz ehrlich, an manchen Tagen hatte ich das Gefühl, obdachlos zu sein. Verstehst du? Ich … ich wollte nicht, dass … Was soll ich tun?« Sie drückte die Schultern des Kindes noch kräftiger zusammen.
    Leah wagte sich einen halben Schritt vor, dann noch einen. Die Stille ringsherum schien sie mit einem schwarzen Maul zu verschlingen. Die Bauten, die ihre Seele schon längst der Leere geopfert hatten, wirkten plötzlich lebendig, als würden sie wie Leah selbst Schritt für Schritt voranrücken, ohne dass jemand es in der sich viel zu schnell aufsteigenden Dunkelheit merkte.
    »Thessa, bitte, tu ihr nicht weh! Wir können über alles reden. Das weißt du. Aber tu ihr nicht mehr weh!«
    Die junge Frau zuckte zusammen. »Nicht mehr weh, richtig, nicht mehr wehtun.« Vorsichtig ließ sie das Mädchen auf den Boden sinken. Der kleine Körper in dem zerrissenen Pyjama schimmerte in der Dämmerung wie der tote Leib eines Vögelchens.
    Das nie zum Himmel emporsteigen würde.
    »Ich … es tut mir leid. Ich wollte es nicht.«
    Noch ein halber Schritt. Jetzt war sie so nahe, dass sie Thessas verschmierten Lipgloss sah, die zerwühlten Pixie-Strähnen, die getuschten Wimpern, die den Tränen trotzten. »Ja, das glaube ich dir.«
    »Es tut mir wirklich leid. Ich kann einfach nicht mit Kindern umgehen. Aber sie lag dort so allein. In dieser Kammer. Ich … ich dachte, ich muss sie rausholen.«
    »Rausholen?«
    »Aus der Kammer. Im Haus. Ich habe diese Tür gesehen, und da lag sie. Meinst du, ich hätte sie nicht bewegen dürfen? Ich wollte ihr nicht wehtun, ich wollte es wirklich nicht.«
    »Du hast sie gefunden … « Geräuschvoll atmete Leah aus. Sie zwang sich, ihre Finger, die sie in die triefnasse Puppe gekrallt hatte, etwas zu lockern. »Du hast sie nur gefunden.«
    Thessa blinzelte mit ihren gestylten Wimpern, die plötzlich nicht mehr so künstlich in ihrem Gesicht wirkten, verzog den Mund. »Was hast du denn gedacht?«
    »Ich … Schon gut. Entschuldige.« Ja, was hatte sie denn gedacht? Mit klammen Fingern fuhr sie sich über die Stirn. »Meine Nerven liegen im Moment blank.« Sie wich Thessas verständnislosem Blick aus, musste etwas tun, helfen, kniete neben dem Mädchen nieder und tastete nach dem Puls. Die Ader pochte. Unregelmäßig und schwach wie ein Abschied. »Wir müssen sie sofort in ein Krankenhaus bringen. Nein, du musst es tun. Ich werde weiter nach meiner Mutter und Kay suchen.«
    Auch Thessa ließ sich nieder, wollte die Kleine anfassen und zog ihre Hand zurück. »Wir können einen Krankenwagen rufen.«
    »Ich weiß nicht, wie lange die brauchen würden, um hierher zu finden. Abgesehen davon – wenn … der Mörder hier Fremde sieht, dreht er vielleicht völlig durch.« Dann wäre ihre Mutter im Handumdrehen tot. Und Kay sicher auch.
    »Aber wenn die Kleine stirbt, wenn sie vor meinen Augen stirbt, bevor ich … Ich weiß doch gar nicht, wohin ich fahren soll!«
    »Hast du die Halterung an der Windschutzscheibe des Fiats gesehen und darin das Ding mit dem Monitor? Das ist ein Navi. Meine Mutter findet sich nicht einmal in unserer Einfahrt zurecht.« Leah griff nach Thessas Hand. »Ich nenne dir die Adresse des nächsten Krankenhauses, du musst

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