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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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sollte?«
    »Nein. Nein, das ist keine gute Idee.«
    »Allein dem Mörder in die Arme zu laufen klingt eindeutig nach einem besseren Einfall.« Sie packte Leah am Arm und zog sie aus dem Auto. »Geh auf den Beifahrersitz. Ich fahre. Ich meine, wenn du mir sagst, wohin.«
    Leah gehorchte. Sie musste sich zusammenreißen. Reißen … wie Pergament … wie Daunenflaum vom Federkiel … Sie sah ihn zwischen Pouls Fingern, die zarten Fasern, zu grauen Knötchen zusammengerollt. Sie wusste nicht, warum sie es sah. Dieses eine Federbild. Nur dieses Bild. Kay hätte es gewusst und die Kamera darauf gerichtet. Auf den Auslöser gedrückt.
    Hatte der Mörder auch auf den Auslöser gedrückt, als er ihrer Mutter das Haar von der Kopfhaut schnitt? Als er Kay … Nein, sie durfte nicht daran denken. Sie würde ihn finden, und er würde am Leben sein. Sie konnte ihn nicht verlieren. Genauso wenig wie ihre Mutter.
    Sie fuhren aus der Stadt. Anscheinend hatte sie Thessa tatsächlich die Adresse genannt. Immer wieder versuchte sie, Kay anzurufen.
    Du hast ihn angerufen, als du mich entführt hast, verdammter Mistkerl! Also rede auch mit mir! Rede!
    Die Mailbox.
    Es wird enden, wo alles angefangen hat. Es wird enden, wo alles angefangen hat. Es wird enden.
    »… wo alles angefangen hat.«
    »Was hat dort angefangen?«
    … wo alles angefangen hat …
    »Leah?«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher.«
    »Der Mörder denkt, du weißt es.«
    »Ja. Das denkt er wohl. Es ist … Es war schon vor einigen Jahren. Pouls Eltern waren lange mit meinem Stiefpapa befreundet. Ich kannte Poul schon, als er noch in der Pubertät steckte, seine Haare schwarz färbte und sie nicht schneiden ließ. Vor etlichen Jahren haben wir zusammen Silvester gefeiert, in der Villa seiner Eltern.« Rede. Rede weiter. Gedanken ordnen, den Kopf freibekommen – das brauchst du jetzt . »Gegen drei oder vier Uhr nachts sind wir zu Bett gegangen, ich und Céline zusammen in einem Zimmer. Wir sind sofort eingeschlafen. Aufgewacht bin ich von einem seltsamen Gefühl, wie kalte Finger mir über die Wange strichen … «
    Ihr Handy piepte. Eine SMS . Sie musste das Telefon mit beiden Händen umklammern, um die Nachricht aufzurufen. Sie musste atmen, um vor Entsetzen nicht zu ersticken.
    Das Bild zeigte Kays zerschlagenes Gesicht im Licht einer Taschenlampe, eine Messerspitze, die seine Wange aufritzte und ein Blutrinnsal auffing. Seine Lider waren geschlossen. Der Kopf lehnte an einer Wand. War er noch bei Bewusstsein?
    Sie schluckte.
    Er lebte. Sie würde nichts anderes denken.
    »Leah? Was ist danach passiert? Als du aufgewacht bist?«
    Sie zuckte zusammen. Thessa war mit irgendwas im Türfach beschäftigt, während das Auto schon seit einer Weile an einer Baustellenampel hielt.
    Leah runzelte die Stirn. »Suchst du etwas?«
    »Nein. Nichts.« Beim Anfahren schlingerte das Auto leicht. »Ich meine … Kaugummis. Nur eine alte Gewohnheit. In meinem Wagen habe ich sie dort immer liegen.«
    »Pass auf die Straße auf!« Leah holte tief Luft, erzählte weiter. »Im Dunkeln erkannte ich Poul, er beugte sich über mich, und gerade als ich die Augen aufschlug, küsste er mich. Ich stieß ihn von mir, dachte, er hätte mich mit Céline verwechselt. Später habe ich ihn noch lange damit aufgezogen. Dann roch ich es. Den Brand. Ich schrie: › Feuer! ‹ Céline wachte auf. Poul … Ich weiß nicht mehr … Ich lief in den Flur, in den Rauch. Seine Eltern waren auch auf. Seine Mutter packte mich und zog mich nach draußen, alles war so durcheinander. Aber niemand ist ernsthaft zu Schaden gekommen. Nur mein Stiefpapa musste für ein paar Tage ins Krankenhaus. Die oberen Stockwerke der Villa brannten ab. Ich glaube, seine Eltern wollten das Grundstück später verkaufen, aber es liegt so weit außerhalb, dass daraus nichts geworden ist. Dann ließen sich seine Eltern scheiden, und alles ist anscheinend so geblieben wie nach dem Brand.«
    »Ich war schon wieder weg, als … «
    »Du konntest nicht wissen, dass meine Mutter entführt werden würde.«
    »Ich war bei diesem Scout, weißt du. Ein netter Mann mit einem süßen Akzent. Als du in Paris … Jedenfalls schien er von mir angetan zu sein. Ich werde in Sankt Petersburg laufen! Ja, das werde ich … «
    Vogelfedern. Pouls Finger. Warum Vogelfedern?
    Thessas Stimme brach. »Entschuldige. Es ist wohl nicht der passende Moment, um in Karriereträumen zu schwelgen.«
    »Schon okay. Es tut gut, wenn du redest. Wenn ich mich ein wenig

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