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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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reden. Un-be-dingt!«
    Leah kniete nieder, nahm das Handy und schaltete die Mailbox ab. Wie aus einer Trance erwacht, hob Thessa den Kopf. In ihren Augen zitterten die Tränen. »Meinst du, der Mörder zwingt sie alle, ein paar letzte Worte auf den Anrufbeantworter zu sprechen?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie legte das Telefon zurück in Thessas Hände, stand auf und ging ins Haus. Der verrutschte Läufer im Flur, zwölf Schritte bis zum Wohnzimmer, noch vier bis zur Telefonanrichte. Sie musste auf das gefasst sein, was sie auf dem Foto erblicken würde. Was auch immer es sein mochte. Doch es war ein goldener Zwillingszeichen-Anhänger, den sie als Erstes sah. Ihre Hand glitt ihren Hals entlang bis in die Spalte zwischen ihren Brüsten, wo genau so einer am Ende des goldenen Kettchens baumelte.
    »Céline.« Der Anhänger lag auf dem Foto, das ein halb zerstörtes Anwesen zeigte. Die Umrisse ragten in den Himmel wie in einem weit entfernten Albtraum. Der Geruch nach … verbranntem Holz stieg ihr in die Nase. Plötzlich begriff sie. Erinnerte sich. Das Haus von Pouls Eltern, als diese noch zusammen waren, eine Silvesterparty vor unendlich vielen Jahren, als ihr Stiefpapa noch lebte, ein Brand kurz vor dem Morgengrauen, der die oberen Stockwerke vernichtet und sie alle beinahe in den Tod gerissen hätte.
    Sie hielt das Foto in den Fingern, ohne sich bewusst zu sein, dass sie es von der Anrichte genommen hatte, drehte das Bild um. Schiefe Buchstaben, in das Weiß des Papiers eingeritzt.
    Es wird enden, wo alles angefangen hat.

34
    »Wirst du die Polizei rufen?«
    Leah zuckte zusammen. Thessa stand auf der Schwelle wie eine Birke in den Wintermonaten – schlank, groß und von grauen Schatten wie von Schleierzweigen umhüllt. Leah fühlte sich von ihnen beobachtet, von ihnen und von Thessa.
    »Du wirst doch nicht die Polizei rufen?«
    Das Wohnzimmer wurde enger und enger. Wie ihre Brust, in der das Herz keinen Platz mehr zum Schlagen fand. »Warum nicht?«
    Thessa zupfte an ihren manikürten Fingern, dann hob sie einen Arm und zeigte zur Seite in den Flur, rührte sich keinen Millimeter, als Leah sich an ihr vorbei in den Korridor zwängte.
    »Warum nicht?«, wiederholte Leah und sah nichts. Zumindest nicht, bis sie in das offene Gäste- WC blickte. Ihre Züge reflektierten auf der Spiegeloberfläche hinter dem großflächig dünn verschmierten Blut. » Brave Mädchen können schweigen « prangte quer über ihrem Gesicht.
    Die Mutter hatte über das Verschwinden der Klobürste aus dem Gäste- WC geklagt. Die Mikrowellenabdeckhaube! Sie stürzte in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel. Die Buchstaben sprangen hoch und runter, die Linien zitterten auf dem Papier. » Es ist noch etwas vom Hühnerfrikassee übrig geblieben. Mach es dir warm. Mama. «
    Sie zerrte am Griff des Kühlschranks. Kein Frikassee. Nur das Haar ihrer Mutter, das lange, seidige Haar ihrer Mutter, in dem nur ab und zu das Grau aufschimmerte; an dem nur ab und zu Blut klebte. Daneben ein Fleischmesser mit rostfarbenen Flecken auf der breiten Klinge, eine Nachricht: » Zeig mir, wen du am meisten liebst. «
    Ihre Mutter?
    Oder Kay?
    Nein. Ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr. Ihre Beine drohten nachzugeben. Sie knirschte mit den Zähnen, grub die Fingernägel in ihre Handflächen.
    Verdammt! Reiß dich zusammen! Deine Mom braucht dich. Kay braucht dich. Du musst alles im Griff haben, vor allem dich selbst. Jetzt wie noch nie.
    Sie sah auf das Foto, das sie noch in der Faust hielt. Es wird enden, wo alles angefangen hat. Sie ging zurück in den Flur. So kalt. Ein Wunder, dass ihr Atem keine Wölkchen bildete, um ihren Lippen zu entschwinden. »Ja, keine Polizei.«
    Sie stolperte aus dem Haus. Der Fiat der Mutter stand nicht in der Einfahrt. Sie lief die Straße entlang, hin und her zwischen den Verkehrsberuhigungsinseln, bis sie das Auto weiter vorn entdeckte, in der Querstraße, hinter der die Felder begannen. Sie presste ihre Hände, ihr Gesicht gegen eine der Scheiben. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Manchmal vergaß ihre Mutter, richtig einzuparken, manchmal vergaß sie, abzuschließen oder die Schlüssel mitzunehmen.
    Leah eilte um das Auto herum und schob sich auf den Fahrersitz. Es gelang ihr beim ersten Versuch, den Wagen zu starten, doch beim Anfahren stotterte sich der Motor leer. Sie rüttelte und drehte am Schlüssel, als die Tür aufging und Thessa ihr den Schlüssel wegnahm. »Meinst du nicht, dass ich besser fahren

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