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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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verständlicher Wunsch. Und jeder andere Mann hätte keine Einwände dagegen erhoben.
    Er aber konnte ihr nichts geben, nur seine verwirrenden inneren Bedrängnisse, die er ihr nicht aufbürden wollte. Wenn erkein Vertrauen zu sich selbst hatte, hatte er ihr nichts zu bieten, abgesehen von seinem sicheren Versagen. Er hatte schon einmal jämmerlich versagt; und das würde er nie wieder zulassen. Wenn er ihren Forderungen nachgab, sich erweichen ließ … Nein, er konnte sich selbst nicht trauen. Er musste stark bleiben, nicht nur um seinetwillen, sondern für sie.
    Sie legte einen Finger an den Mund. „Psst“, flüsterte sie. „Sag nichts.“
    Vielleicht hatte sie recht. Alles, was sie sagten, würde diesen magischen Moment im Mondschein zerstören, den Bann, der ihn verzauberte. Worte würden ihn nur in die Wirklichkeit holen.
    Sie schwebte auf ihn zu, lautlos wie eine Märchenfee, nicht wie eine Frau aus Fleisch und Blut. Nur das Rascheln ihres Nachthemds und ihre Atemzüge waren zu hören. Er hielt die Luft an. Sein Herz hämmerte laut gegen seine Rippen.
    Vielleicht wäre das die Lösung. In diesem magischen Moment einer Mondnacht bis in alle Ewigkeit zu verweilen. Ohne bohrende Fragen. Ohne quälende Gedanken.
    Kate stand neben seinem Bett, und er drehte sich seitlich zu ihr, wobei ihm ein stechender Schmerz bis in die Hüfte fuhr. Auch eine Märchenfee vermochte nicht, ihn lange vor der Wirklichkeit zu schützen. Verdammter Mist!
    „Ich habe ein Geschenk für dich“, hauchte sie.
    Ach, könnte er auf die Knie kommen, sie um die Mitte fassen und sich auf sie legen, hätte er gleichfalls ein Geschenk für sie. Es war das einzige Geschenk, das er ihr geben konnte, die stumme Liebkosung seines Körpers.
    Sie raffte ihr Flanellhemd ein wenig und stellte einen Fuß an die Bettkante. Er beugte sich vor, um ihre schlanke Fessel zu streicheln und hielt inne. Ein schriller Misston störte die Sylphidenträume seiner Fantasie. Sie war nicht barfuß wie eine Elfe. Verdutzt hob er den Kopf.
    „Wollstrümpfe“, erklärte sie. „Dicke Wollstrümpfe.“
    Ihre Stimme hatte keinen ätherischen Wohlklang, sie warfröhlich und munter. Ein weiterer Misston. Lange starrte er auf ihren bestrumpften Fuß und versuchte seine Gedanken über Märchenfeen und Sylphiden mit der prosaischen Realität warmer Wollstrümpfe zu versöhnen.
    „Hmm“, brachte er schließlich hervor. „Du schenkst mir Wollstrümpfe? Und warum trägst du sie?“ Er betrachtete ihre winzigen Füße argwöhnisch. „Ich glaube nicht, dass sie mir passen.“
    Sie hob das Kinn. „Sie sind für mich. Auch das Nachthemd. Damit kann ich in der Kälte bei dir schlafen.“
    Etwas Schmerzhaftes zog sich in seinem Innern zusammen. „Ach, Kate. Du musst nicht …“
    Rasch legte sie ihm einen Finger auf den Mund und brachte ihn zum Schweigen. „Du scheinst zu glauben, ich will dich unter warmen Decken ersticken, wenn ich sage, ich möchte dir helfen. Aber du irrst, Ned. Ich will dir nur helfen. Und wenn du das Gefühl brauchst, stark zu sein, helfe ich dir dabei. Und wenn du möchtest, dass ich dir eine unüberwindliche schwere Aufgabe stelle, die du noch vor dem Frühstück bewältigen musst, lass es mich wissen, und ich bringe dir einen Drachen, den du zähmen kannst. Hilfe muss keine Sache sein, die dich behindert. Manchmal … ist Hilfe einfach nützlich.“ Sie setzte sich aufs Bett und nahm seine Hand. „Du musst nicht mehr alles allein schaffen, Ned. Lass mich an deiner Seite sein.“
    Ihm brummte der Schädel. Etwas schnürte ihm die Kehle zu, und er konnte nicht einmal sagen, was es war oder warum. Vorsichtig hob er ihre verschränkten Hände an seine Stirn, als könne er damit das Dröhnen zum Verstummen bringen. Sie war also keine Märchenfee, die ihm im Mondlicht erschien und im Morgengrauen lautlos verschwand, sondern eine Frau. Und sie würde ihn nicht verlassen.
    Er musste nicht einsam sein. Und er musste nicht einen Teil von sich im Ruderboot auf offener See zurücklassen. Vielleicht brauchte er nicht länger Angst vor sich selbst zu haben.
    Es war ein befremdlicher Gedanke, merkwürdiger als alles,was er je erfahren hatte. Und er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Da ihm die Worte fehlten, küsste er ihre Hand. Und als sie keinen Widerstand leistete, zog er sie zu sich herab und schloss sie in die Arme. Selbst die Berührung seiner Lippen auf den ihren erschien ihm ungehörig. Im Übrigen hätte er sich von ihr lösen müssen, um sie

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