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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Männerfang. Flittchen alle beide ... Nun, ihre Mutter hatte sie alle beide gründlich verzogen.
    »Reden wir heute Abend. Ich habe zu tun, glaub’ mir, Irmeli. Hei.«
    Der Major legte auf. Irmeli ... es war lange her, dass er ein Mädchen dieses Namens geheiratet hatte. Im zweiten Jahr auf der Kadettenschule war es passiert. Irmeli war schön gewesen. Alle Offiziere hatten gut aussehende Ehefrauen. Es lag an den blauen Uniformen. Die Kadetten waren hübsch und stramm; die schönen Mädchen verliebten sich leicht in sie. So war es auch Remes ergangen. Dann wurden aus den Mädchen Offiziersfrauen, zuerst waren sie die Gattin eines Feldwebels, dann die eines Oberleutnants, eines Hauptmanns und schließlich die eines Majors. Die Männer wurden im Laufe der Jahre reizbar, und im selben Maße wuchs bei den Frauen die Hysterie. Wenn die anstehende Beförderung des Mannes auf sich warten ließ, begannen sich die Frauen zu schämen. Die Hierarchie in der finnischen Armee wurde somit von den Ehefrauen aufrechterhalten. Die Frauen der Oberste beneideten die Generalsgattinnen, die Hauptmannsfrauen grollten denen der Majore.
    Remes wusste, dass er nicht einmal Oberstleutnant werden würde, geschweige denn je zu beiden Seiten seiner Kehle die drei Rosetten eines Obersten tragen würde. Das war hart für seine Frau. Er selbst hatte sich irgendwann in jüngeren Jahren vorgestellt, eines Tages bis zum Generalmajor aufzusteigen, damals war ihm das sogar als selbstverständlich erschienen. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt ging es nur noch darum, ob er es schaffte, bei der Stange zu bleiben. Würde er überhaupt in Ehren die Pension erreichen? Der Brigadekommandeur hatte ihm unlängst eine mündliche Warnung zukommen lassen. Höchstpersönlich.
    »Hören Sie mal, Major. Ihr gewalttätiges Auftreten steht nicht im Einklang mit den Aufgaben der Armee. Betrachten Sie dies als väterliche Ermahnung. Sie wissen, was das bedeutet.«
    So hatte sich der Oberst geäußert. Von da war es nicht mehr weit bis zum Rausschmiss, das war Major Remes völlig klar.
    Das Telefon klingelte. Oberst Hanninen wollte wissen, ob der Manöverplan immer noch nicht zur Vorlage bereit sei.
    Nach dem Gespräch goss sich Major Remes erst mal einen tüchtigen Schuss Pomeranzenschnaps ein. Die erste Limonadenflasche war bereits leer. Wie deprimierend doch das Leben war. Nicht mal Urlaub reizte ihn, da er für eine Reise kein Geld hatte.
    Major Sulo Armas Remes dachte, dass, wenn es nach ihm ginge, sofort der Dritte Weltkrieg ausbrechen könnte. Einfach los! Der Krieg würde alle seine Probleme lösen. Raketen würden zwischen den Kontinenten umhersausen, und dann begänne eine weltweite Vernichtung. Das alles käme ihm sehr zupass. Nach Ausbruch des Krieges würde er an der Spitze eines Pionierbataillons an die Front kommandiert ... Man würde Durchbrüche sprengen, Sperren errichten, Wälder und Straßen verminen, Angriffsschneisen schlagen und Brücken bauen. Die ganze Welt würde brennen. Niemand würde dann fragen, ob Major Remes immer noch soff. Der Krieg würde alle dummen Demütigungen der Friedenszeit in Vergessenheit geraten lassen. Major Remes wusste, dass er durch und durch Soldat war, ein furchtloser und grausamer Mann. Das friedliche Leben zerstörte ihn.
    Doch der Dritte Weltkrieg brach leider auch an diesem Morgen nicht aus. Remes zwang sich, die Planung des Manövers fortzuführen. Seine Handschrift war krakelig, die Angriffspfeile gerieten länger als beabsichtigt. Aber in Lappland war schließlich genug Platz, sollten die Kerle doch rennen.
    Plötzlich kam Major Remes der Gedanke, er könnte unbezahlten Urlaub nehmen. Wenn er nur ein Jahr lang wegkäme aus diesem elenden Loch, von diesem kümmerlichen Sandlatscherbataillon! Er könnte eventuell an die Technische Hochschule gehen und noch irgendeinen Abschluss machen. Lesen würde er ja wohl noch können, wenn ihn auch das Schreiben verflucht anstrengte. Er traf die Tasten der Schreibmaschine nicht richtig, die Zeigefinger gerieten oft zwischen die Buchstaben, wenn er kräftig reinhaute. Der Major schlug mit der Faust auf die Schreibmaschine. Das erschrockene Gesicht des Schreibers tauchte in der Tür auf.
5
    Major Sulo Armas Remes trank den Pomeranzenschnaps aus und fasste dann einen militärischen Entschluss.
    »Ich gehe.«
    Er rief den Brigadekommandeur an und bat um Freistellung. Für ein Jahr. Zwecks Fortbildung an der Technischen Hochschule. Ein Pioniermajor brauche technisches Grundwissen in

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