Im Wald der gehenkten Füchse
trat vor die Tür, um die Ankömmlinge zu begrüßen, und fragte den Major, ob im Wald ein Unglück passiert sei, dass er mit der Alten und dem Kater zurückkam. Remes schielte ihn wütend an. Oiva Juntunen fragte nicht weiter, sondern half ihm, den Schlitten in den Schuppen zu ziehen. Inzwischen huschte Naska mit ihrem Kater ins Haus. Als die Männer hereinkamen, verkündete sie aus der Küche, sie habe ein Rentierragout aufgesetzt.
»Ich habe auch schon großen Hunger«, knurrte der Major. »Und was diese alte Skoltfrau angeht, so kannst du sie selber nach Pulju ziehen. Sie ist eine ziemliche Hexe.«
Das Rentierragout war ausgezeichnet. Nach dem Essen ging der Major in die Sauna, um die Bettwäsche zu Ende zu waschen. Zwei Laken fehlten auf der Leine. Ärgerlich murmelte Remes vor sich hin, dass anscheinend Diebe dagewesen seien. Bald stellte sich jedoch heraus, dass Naska sich die Laken geholt und sich im Zimmer der Köche ein Bett gemacht hatte. Außerdem hatte sie Brennholz in die Küche getragen und Feuer im Herd gemacht. Als das erledigt war, ging sie hinaus, verweilte einen Augenblick in der Dämmerung des Winterabends und kam mit einem vollen Wassereimer wieder herein. Sie erklärte, am Abend solle es eine leichtere Mahlzeit und hinterher Kaffee geben, obwohl sie selbst sich aus Abendkaffee nichts mache, da er den Schlaf vertreibe.
»Wenn man älter ist, schläft man sowieso wachsam wie ein Hund.«
Am Abend schauten sie gemeinsam Fernsehen. Bei den Nachrichten wurde Naska richtig wütend, als allen Leuten ihr Foto gezeigt und dazu erklärt wurde, die Suche nach der verschwundenen Skolt-Samin sei endgültig eingestellt worden.
»Wo haben sie bloß das hässliche Bild her?«, schimpfte Naska. »Es gibt viel bessere Aufnahmen von mir, zum Beispiel eine richtig schöne, da bin ich zusammen mit Kiureli drauf. Wir haben sie 1912 in Petsamo machen lassen, oder war es 1913? Jedenfalls seinerzeit noch unter Nikolai. Über eine Sache habe ich übrigens oft nachgedacht, nämlich, ob auch die Anastasia ermordet wurde oder ob sie am Leben geblieben ist, damals bei der Revolution. Aber das wisst ihr nicht, ihr seid noch so jung.«
Naska lebte sich gut ein. Sie war ständig am Wirken, bereitete die Mahlzeiten zu, fegte den Fußboden und wusch die Wäsche. Sie hätte auch Wasser und Holz hereingetragen, doch das konnten die Männer gerade noch verhindern. So kam besonders dem Major das Leben bald allzu eintönig vor. Als die beiden den lieben langen Tag gähnten und über Mangel an Beschäftigung klagten, spornte Naska sie zu einer echten Männeraufgabe an.
»Fangt Füchse! Letzte Nacht haben wieder mehrere von den Viechern hinter der Sauna rumgewühlt und am Brunnen alles vollgepisst. Im Schuppen haben sie eine Tüte Milchpulver zerrissen. In diesem Winter gibt es schrecklich viele Füchse.«
Naska erklärte den Grund für die große Population:
»Wenn es mehr Uhus und Eulen gäbe, wäre Schluss mit den Füchsen. Aber wir haben ein schlechtes Eulenjahr. Auch in Sevettijärvi habe ich keine einzige gesehen.«
Major Remes meldete Zweifel an Naskas Kenntnissen in der Entwicklung des Wildbestandes an. Er erklärte, die Füchse dienten den Eulen nicht als Nahrung, folglich korreliere die Überzahl an Füchsen nicht mit dem Mangel an Eulen.
»Ach, mein Jungchen. Natürlich weiß ich, dass der Uhu keinen Fuchs abschleppt. Aber im vorigen Sommer gab es viele Lemminge. Hätte es genug Uhus gegeben, hätten sie alle Lemminge aufgefressen, aber es gab damals eben keine, und es gibt sie immer noch nicht. Ja, und so haben die Füchse sämtliche Lemminge weggeputzt und sich dadurch furchtbar schnell vermehrt. Mindestens eine Million von den Viechern gibt es jetzt in Lappland. Auch hier bei der Hütte laufen jede Nacht hundert Stück rum.«
Naska erzählte, wie man früher in Suonjeli Füchse gefangen hatte. Oben in einen hohen Baumstumpf wurde ein Schlitz geschnitten, in den man ein Stück Fleisch als Köder steckte. Wenn der Fuchs versuchte, den Köder herauszuholen, blieb er mit der Vorderpfote hängen und kam nicht mehr weg.
»Sie schrien jedesmal schrecklich, wenn sie feststeckten. Dann konnte man hingehen und sie töten«, erinnerte sich Naska.
Oiva Juntunen kannte eine noch bessere Methode. In Stockholm war er einmal zum Zeitvertreib ins Nordische Museum gegangen und war zufällig in die Abteilung geraten, in der die Geschichte der Jagd dargestellt war.
»Dort habe ich eine seltsame Falle gesehen. In einen ungefähr
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