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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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eigentlich keinen lebenswichtigen Grund zur Flucht haben sollte, läuft in die Wildmark und wird alsbald für verschollen erklärt. Er selbst hingegen, ein junger und reicher Verbrecher, muss sich wer weiß wie lange vor der Polizei und einem gewissen Satan namens Siira verstecken. Gleichmäßig ist in diesem Leben nichts verteilt, dachte Oiva Juntunen verbittert.
    Er beschloss, während der Abwesenheit des Majors sein Gold aus dem verlassenen Fuchsbau in die Hütte zu verlegen. Im Schnee würde Remes nämlich schnell den Standort des Schatzes herausfinden, er brauchte nur Oivas Spuren zu folgen.
    Oiva ging mit dem Spaten zum Fuchsbau. Der Boden war gefroren, und so dauerte es den halben Tag, bis die schweren Barren in der Hütte waren. Oiva grübelte angestrengt, welches Versteck in Frage käme. Weder der Dachboden noch der Schuppen oder die Scheune schienen ihm sicher, geschweige denn die Sauna oder der Stall. Unter den Steinen auf dem Saunaofen, da würde Remes das Gold nie vermuten, aber Oiva verwarf den Gedanken wieder, denn er fürchtete, die kostbaren Barren würden schmelzen, wenn der Major einmal besonders tüchtig einheizte. So beschloss er schließlich, das Gold im Brunnen zu versenken. Dort würde Remes es nie herausangeln. Oiva wickelte Draht um jeden Barren und ließ ihn dann hinunter. Wenn er Gold benötigte, brauchte er nur an dem Draht zu ziehen, und der Schatz wäre zur Hand. Natürlich würden am Brunnen Fußspuren entstehen, und so beschloss er, künftig ab und zu Wasser holen zu gehen. So würde Major Remes keinen Verdacht schöpfen.
    Der Brunnen war jetzt eine wirkliche Goldgrube.
    Nach getaner Arbeit kehrte Oiva Juntunen in die Stube zurück. Er schnitt sich ein Stück Mettwurst zum Mittag ab und legte sich aufs Bett. Sein Leben war wieder wohlgeordnet.
    Doch als seine Gedanken unwillkürlich zu dem lieben kleinen Skoltmütterchen wanderten, war ihm nicht wohl zumute. Er hatte das Gefühl, als hätte er ein Verbrechen begangen, als er die Alte aus der Hütte jagte.
    »Die Naska hätten wir auch noch irgendwie untergebracht ...«
    Dann war die Wurst alle. Und weil Remes nicht da war, musste Oiva sich selbst ein neues Stück abschneiden.
20
    Mit roten Ohren hörte sich Remes das Gekreisch der alten Frau an. Das Gelände war tief verschneit, der Schnee blieb an den Kufen kleben, und obwohl die Alte mager war, schien der Schlitten schwer wie Blei. Bis nach Pulju waren es mehr als zehn Kilometer. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, dachte Remes bei sich, als der Kater das erste Mal flüchtete.
    In Wahrheit ließ Naska das Tier absichtlich frei, da ihr Zugpferd nicht anders zum Anhalten zu bewegen war. Sie schleuderte den Kater in den Schnee und verkündete dem Major weinend, wenn er schon zu einer armen alten Frau so grausam sei, dass er sie mit Gewalt und wie eine Gefangene gefesselt in eine bewohnte Ortschaft bringe, so dürfe er wenigstens den Kater, das unschuldige Tierchen, nicht am Wegrand erfrieren lassen.
    Remes watete durch den Schnee und versuchte, den Kater auf den Arm zu nehmen. Der war durch all das Geschrei und Gezeter so verängstigt, dass er dem Major ein paar tiefe, blutige Striemen in sein schwarzes Gesicht kratzte. Remes beförderte das fauchende Tier wieder in den Schlitten und setzte dann seinen Weg fort, hinter sich seine schwere und widerspenstige Last.
    Doch nur kurze Zeit später sauste Jermakki wieder in den Wald. Der Major musste ihn erneut retten. Er versuchte, das struppige Fell des Katers zu streicheln, doch der blieb davon ungerührt und leistete nach Kräften Widerstand, egal, ob der Major es im Guten oder im Bösen versuchte.
    Als der Kater fünfmal ausgerissen war, machte der Major eine Pause. Er war schweißgebadet, seine Ohren klangen von Naskas Geschrei, und sein Gesicht blutete. Er konnte sich kaum die Zigarette anzünden, so sehr zitterten ihm die Hände vor Anstrengung und Ärger.
    »Du bist ein Soldat! Das habe ich geahnt«, fuhr Naska ihn an.
    Remes nickte. »Ich bin Major. Bataillonskommandeur, genauer gesagt.«
    Naska Mosnikoff begann haltlos zu weinen. Sie wand sich regelrecht, sodass das Seil, mit dem sie an den Streben des Schlittens festgebunden war, an ihren mageren Gliedern scheuerte. Der Major konnte das herzzerreißende Schluchzen kaum mitanhören. Er sagte tröstend, es bestehe kein Grund zur Furcht, durchaus nicht. Man sei lediglich ins Dorf unterwegs. Aber Naska weinte wie eine zum Tode Verurteilte.
    »Genauso haben die Soldaten damals

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