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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Verlockungen der Welt strikt fernhalten, so viel wussten Agneta und Christine ja wohl. Nun, im Unter-Kloster gab es einen gutaussehenden, jungen Mönch, der in einer dunklen Herbstnacht über die Grenze nach Norwegen lief und sich dort mit einem norwegischen Mädchen einließ. Die Folge war, dass sich die Norwegerin unsterblich in den Mönch verliebte. Sie folgte ihm nach Petsamo und bis zum Unter-Kloster, um dort einzuziehen.
    »Sie wollte mit jenem Mönch in derselben Zelle wohnen. Sie hat geweint und den Igumenen angefleht, sie einzulassen. Sie hat sogar versprochen, Nonne zu werden, wenn man sie aufnehmen würde.«
    Der fromme Igumene wurde furchtbar wütend. Unter lauten liturgischen Gesängen jagte man das verliebte norwegische Mädchen aus dem Kloster. Man beschimpfte sie als Braut des Satans, und die Stellen, die sie betreten hatte, wusch man viele Male, die Räume, in denen sie gewesen war, scheuerte man sauber und segnete sie wieder mit Weihrauch. Zum Schluss betete man noch zu allen Heiligen, dass die unreine Frau dennoch nicht geradewegs in die Hölle käme, sondern beim Jüngsten Gericht die Möglichkeit erhielte, ihre unverschämten Absichten zu büßen.
    Dann nahm man sich den Mönch vor, der einer Frau erlegen war, noch dazu einer Ausländerin. Das war mehr als genug Sünde für den armen Kerl. Er bereute wochenlang, schrie laut zu Gott und allen Heiligen und bat um Vergebung, er wälzte sich auf der Erde, beschmierte sich mit Lehm, zerfetzte ein halbes Dutzend Mönchskutten, um so die Tiefe seiner Reue zu beweisen. Schließlich wurde der Igumene weich und nahm ihn wieder in die Gemeinschaft der Klosterbrüder auf, jedoch nicht gleichrangig mit den anderen, sondern als Sündenbruder, der ewige Reue praktizieren musste, sowohl zu Lebzeiten im Kloster als auch im kommenden Fegefeuer, das man ihm besonders freigiebig versprach. Als Zeichen seiner nie endenden Reue sollte er auf Befehl des Igumenen jeden Tag einen Sack Erde auf den Hinterhof des Klosters tragen. Der Sack, der einen Hektoliter fasste und mit Kies und Steinen gefüllt wurde, war furchtbar schwer. Treulich füllte der Mönch jeden Tag den Sack und trug ihn mit wankenden Knien zu dem Platz, den der Igumene bestimmt hatte. Bald wuchs aus dem Inhalt der Sündensäcke ein Sündenhügel, im Laufe der Jahre ein Sündenberg, der schon bis zur Dachrinne des Klosters reichte. Der Mönch gewöhnte sich an das Säcketragen, er war ein großgewachsener Mann, der in jedem Hafen bei Ladearbeiten gut verdient hätte. Nach zehn Jahren war der Sündenberg schon so hoch wie ein großes Haus, aber der Mönch vergrößerte ihn immer weiter. Inzwischen bekam das Kloster einen neuen Igumenen, der nachdenklich den Berg betrachtete. Er entschied, dass die einst begangene Sünde bereits gebüßt sei und dass nicht länger Erde und Steine auf den Berg getragen werden sollten. Das Kloster drohte allmählich im Schatten des Sündenberges zu verschwinden, auch das machte die Begnadigung dringlich.
    Der Mönch war jedoch so vollständig an das Tragen gewöhnt, dass man es ihm nicht mehr ausreden konnte. Er behauptete, er habe noch nicht genug gesühnt, sondern müsse um seines Seelenfriedens willen weiter Säcke tragen. Schließlich war der Berg gewaltig hoch. Oberschenkeldicke Bäume wuchsen darauf, und eine Treppe führte nach oben. Sogar aus Norwegen kamen Leute, um ihn zu besichtigen. Es hieß, wenn eine Hure den Sündenberg bestieg, kehrte sie tugendhaft vom Gipfel zurück. Während der lebhaftesten Touristenzeit kletterten Hunderte von Frauen auf den Sündenberg.
    »Ich bin noch vor meiner Heirat das erste Mal im Unter-Kloster gewesen. Damals war der arme Mann schon fast neunzig Jahre alt. Immer noch schleppte er jeden Tag Erde nach oben. Im Winter rutschte er mit dem Sack unter dem Hintern den Hang hinunter, wenn er glaubte, dass ihn der Igumene nicht sah. Es war ein steiler und fröhlicher Berg. Als der Mönch endlich unter seinem Sack gestorben war, sprach man ihn endgültig von seinen irdischen Sünden los und segnete ihn, so wie auch all die anderen Mönche. Viele Jahrzehnte lang konnte der Berg verwildern und die Pflanzen darauf wuchern, bis die Deutschen Petsamo besetzten. Sie bauten dort oben eine Luftabwehrbasis, weil der Platz hoch gelegen war und sich der Boden gut umgraben ließ. Dann kamen die Russen und sprengten den Sündenberg in die Luft, und jetzt gibt es ihn nicht mehr. Nur die Sünde ist geblieben.«
27
    Sein misstrauisches Gemüt zwang den

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